Joseph Beuys war für die Inspektoren der sozialistischen Kulturpolitik die längste Zeit eine "unerwünschte Person“ gewesen. Erst nach seinem Tod 1986 gelangten auch jene, die die Geschicke in den Kunstinstitutionen der DDR maßgeblich bestimmten, zur Einsicht, dass "man auf die Dauer nicht um B.“ herumkommt – wie Manfred Wekwerth, Präsident der Akademie der Künste in einem Schreiben an das ZK der SED formuliert. Die Verhandlungen zur Übernahme der vom Land Nordrhein-Westfalen konzipierten Ausstellung "Beuys vor Beuys“ wurden aufgenommen. Von Mitte Januar bis Mitte Mai 1988 fand, zuerst im Berliner Marstall und anschließend in der Leipziger
"Nach Beuys“ – eine Hommage
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Der Werkstatt-Zyklus "Nach Beuys“ in der Galerie Eigen+Art wurde als "Maßnahme“ gegen den Versuch verstanden, Beuys "vom Ballast des erweiterten Kunstbegriffs“ zu befreien.
Fotos von "Nach Beuys"
Arrest-Plakat.
„Allez! Arrest – Autoperforationsartistik“: zehntägige Einschlussaktion, Lebensmittel für Kunst, 27. März – 7. April 1988: Micha Brendel,
Else Gabriel, Rainer Görß (v.l.n.r.),
„Allez! Arrest“: Konzert „Die Strafe“ während der zehntägigen Einschlussaktion „Lebensmittel für Kunst“ in der Galerie Eigen+Art,
Leipzig, 27. März – 7. April 1988, Micha Brendel, Rainer Görß. Else Gabriel (v.l.n.r.)
Für viele Künstler in der DDR spielte Beuys dennoch eine besondere Rolle. Der Künstler selbst besuchte das Land, auf das sich einiger seiner Werke ausdrücklich beziehen, nur einmal am Abend der Eröffnung seiner Ausstellung in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ostberlin, an deren Betreten DDR-Bürger massiv gehindert wurden. Dennoch kamen zu diesem Ereignis am 23. Oktober 1981 mehr als 400 Intellektuelle und Künstler aus der ganzen DDR.
Zweifellos rührte Beuys’ Einfluss aus der Ablehnung politischer Ideologien und seiner subjektiven Kunstlehre, die der Kunst eine „evolutionär-revolutionäre Kraft“ zuerkannte, fähig, einem repressiven Gesellschaftssystem etwas entgegenzusetzen und "einen freien demokratischen Sozialismus“ (Joseph Beuys) zu etablieren. Besonders Günther Hornig, Lehrer an der
Darum ging es den Künstlern der
Am 27. März wurden die
Unbestritten wurde Joseph Beuys von den genannten Künstlern als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler verehrt. Die verschiedenen Projekte und Texte zeugten aber auch davon, auf welche Weise sie ihre Rolle als Künstler "nach Beuys“ und als Künstler in der DDR reflektierten. Von westlicher Seite wurde den sogenannten "Grenzüberschreitungen“ freilich der Vorwurf gemacht, schlicht epigonale Adaptionen des Beuysschen Werkes zu sein.
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Geb. 1965, Kunsthistorikerin, arbeitet als freiberufliche Autorin und Lektorin in Berlin.
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