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Vevay

[546] Vevay (spr. Wewä, deutsch Vivis), 1) Bezirk im Schweizercanton Waadt, zwischen dem Genfer See, den waadtländischen Bezirken Aigle ü. la Vaux u. dem Canton Freiburg, mit 13,900 Ew.; 2) Stadt u. Hauptort darin in herrlicher Lage, am Einfluß der Vevayse in den Genfer See u. an der Eisenbahn Lausanne-Villeneuve etc., hat Schloß (früher Sitz der Landvögte), Stadthaus (1755 erbaut), Kirche Sta. Clara (an der Stelle eines ehemaligen Nonnenklosters), St. Martinskirche (1498 erbaut, außerhalb der Stadt mit[546] herrlicher Aussicht), College, Realschule, Arbeitsschule für Arme, Kleinkinderschule, mehre Privatinstitute (darunter die Sillig'sche Erziehungsanstalt Bellerive), öffentliche Bibliothek (1805 gestiftet), Spital, Armenunterstützungsvereine (z.B. die Stiftungen Falconnet, Burnat u.a. mit bedeutenden Fonds). Ersparnißkasse (seit 1814), Schloß des Herrn Couvreu mit prächtigem Garten, Casino, Freimaurerloge La Silencieuse, Korn- u. Kaufhaus, Uhrmachern, Fabriken von Mineralwasser, moussirenden Weinen, Chocolade, Tabak, Leim, chemischen Producten, Maschinen, Stahlfedern, Strohhüten, Fournierschneiden, Seidencultur, Weinbau, Handel mit Wein, Saanen- u. Greierzerkäse, Holz, Commissionshandel mit Frankreich, Italien u. Deutschland, Seebäder, zahlreiche Gasthäuser (das glänzendste das Hôtel Monnet) u. Pensionen für Fremde, welche durch die reizende Gegend mit den prachtvollsten Aussichten von verschiedenen Punkten (bes. von der Terrasse der Kirche St. Martin u.a.) u. durch das herrliche Klima angezogen sich in großer Zahl hier aufhalten; 5200 Ew. V. ist der Geburtsort des Bildhauers Etienne Falconet. Die Umgebungen von V. sind der Schauplatz des Rousseau'schen Romans Die neue Heloise. Das Fest der Winzerzunft (L'Abbaye de vignerons), welches zuweilen gefeiert wird (z.B. 1851) u. angeblich aus der Römerzeit herstammt, besteht in festlichen Aufzügen, bei denen heidnische Götter u. biblische Begebenheiten, welche sich auf den Wein u. dessen Cultur beziehen (Bacchus, Silen, Faun, Ceres, Pomona, Noah, Hochzeit von Kana etc.) dargestellt werden. Bei V. liegt das Schloß Hauteville mit Park.- V. war unter den burgundischen Königen ein Fischerstecken mit einer Curie (jetzt der öfters umgebaute Kantorshof), stellte sich 1257 unter den Schutz der Grafen von Savoyen u. wurde 1401 Hauptort der Landvogtei Chablais; 1474 wurde es zwar von den Bernern erobert, aber später wieder an Savoyen abgetreten. 1536 kam es mit dem ganzen Waadtland unter Bern. 3) Hauptort der Grafschaft Switzerland im Staate Indiana (Nordamerika), am Ohio River, Station der Dampfboote, Handel, früher Weinbau, jetzt nur noch wenig betrieben; 2000 Ew., wurde 1813 von Schweizer Emigranten angelegt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 546-547.
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