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Titus [1]

[629] Titus. I. Römischer Kaiser: 1) Titus Flavius Vespasianus, Sohn des Kaisers Vespasianus, geb. 30. Sept. 41 n. Chr.; wurde mit Britannicus erzogen; nahm früh an den Kriegen in Germanien u. Britannien Theil, übte sich dann als Sachwalter u. Redner in Rom, wurde im Jüdischen Krieg Quästor u. Unterfeldherr seines Vaters Vespasian; da dieser als Kaiser nach Rom ging, ließ er den T. als Feldherrn vor Jerusalem, welcher 70 die Stadt einnahm u. dem Kriege so ein Ende machte. Nach seiner Rückkehr aus Judäa nahm ihn sein Vater als Reichsgehülfen an u. nach dessen Tode, 79, wurde er Kaiser. Er hatte durch sein früheres leichtfertiges Leben mehr Mißtrauen als Vertrauen im Volke erweckt, aber nach der Thronbesteigung wurde er streng gegen sich u. seine vormaligen leichtsinnigen Lebensgenossen, dagegen freundlich u. leutselig gegen seine Unterthanen, so daß er am Abend jedes Tages, wo er Keinem eine Wohlthat erwiesen hatte, ausrief: Freunde, ich habe einen Tag verloren! Er verzieh Allen, welche sich an Verschwörungen gegen ihn betheiligt hatten, u. ließ während seiner Regierung kein Todesurtheil vollziehen. Unter ihm kämpfte Agricola in Britannien, verwüstete 79 ein Erdbeben Unteritalien u. verheerte 80 eine dreitägige Feuersbrunst die Stadt Rom. Er st. 13. Sept. 81 u. wurde von seinem dankbaren Volke Deliciae generis humanae genannt. Vgl. Rom S. 288. Ihm wurde in Rom ein Triumphbogen (Arcus Titi) errichtet; s. Rom S. 250 u. 261. II. Andere: 2) T., von unbekanntem Herkommen, war erst Heide u. von dem Apostel Paulus zum Christenthum bekehrt, worauf er dessen Begleiter u. Gehülfe in der Predigt des Evangeliums wurde; zuerst begleitete er denselben auf der Reise zum Apostelconcil nach Jerusalem; sodann war er bei ihm auf der dritten Missionsreise in Ephesos u. wurde von hier nach Korinth gesendet. Als Paulus aus seiner ersten Gefangenschaft in Rom befreit worden war, reiste er mit T. nach dem Orient u. ließ ihn in Kreta zurück, um in der dasigen christlichen Gemeinde die Ordnung zu befestigen. Hierher schrieb er an ihn von Macedonien aus den Brief, welcher als Briefan den T. unter den sogenannten Pastoralbriefen in dem neutestamentlichen Kanon steht (s.u. Paulus S. 759). Nach der Ankunft des Artemas u. Tychikos, welche ihn in seinem Amte auf Kreta ablösten, ging er zu Paulus nach Nikopolis u. scheint denselben auf seinen ferneren Reisen begleitet zu haben, wenigstens war er bei ihm während seiner zweiten Gefangenschaft in Rom u. reiste dann nach Dalmatien. Nach der Sage starb er als Bischof von Kreta zu Gortyna. 3) Bischof von Bostra zur Zeit des Kaisers Julianus des Abtrünnigen: der Versuch des Kaisers einem Zwiespalt, 362, zwischen T. u. seiner Gemeinde hervorzurufen, als habe T. dieselbe bei ihm verleumdet, gelang nicht; er starb in seinem Amte unter Kaiser Valens. In dogmatischer Hinsicht gehörte er zu den Schülern des Origenes; sein berühmtestes Werk war seine Schrift gegen die Manichäer in vier Büchern, wovon nur noch drei erhalten sind, herausgegeben von Basnage im 1. Bde. von Canisii Thesaurus u. von Gallandi im 5. Bde. seiner Bibliotheca veterum Patrum; lateinisch von Turrianus; eine von Combesis unter dem Namen[629] des T. herausgegebene Oratio ad ramos, sowie ein ihm beigelegter Commentar zum Evangelium des Lucas sind unecht. 4) T. Livius, so v.w. Andreas 17).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 629-630.
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