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Schwan [1]

[501] Schwan, 1) (Cygnus Meier.). Gattung aus der Familie Schwimmvögel, zu den Gänsen gehörig, gebildet aus einigen Arten der Gattung Anas L.; Schnabel vorn etwas erweitert, der Nagel die Hälfte der Kieferbreite einnehmend, an der Wurzel mehr hoch als breit, Nasenlöcher fast in der Mitte, Hals sehr lang, der Lauf weit kürzer als die Mittelzehe, die kleine Hinterzehe aufgerückt, den Boden nicht berührend, Schwanz stufig zugespitzt, aus 18–24 Federn bestehend; größte Vögel dieser Ordnung; Fraß: Wurzeln u. Samen der Wasserpflanzen, auch Insecten, seltener Fische; lebt paarweise, ist bald Zug-, bald Strich-, auch wohl Standvogel. Arten: a) Gemeiner S. (Höckerschwan, Cygnus gibbus, Anas olor L), 42 F. lang, 71 F. breit; Schnabel roth, der aufgetriebene Höcker an der Stirn, der Nagel, Mundwinkel u. die nackte Zügelgegend schwarz, Schwanz mit 24 Federn; Gefieder weiß, Länge 41 F., Weibchen kleiner, beide in der Jugend grau, später weiß u. grau gefleckt; Füße schwarz; schöner Vogel, Zierde der Lustteiche, schwimmt geschickt, den Flügel als Segel brauchend, bat im Schnabel, Halse u. Flügel große Stärke, gebraucht dieselben daher als Waffe; kann vermöge des Baues seiner Luftröhre nur schwache Töne (Zischen, Schnurren, Brummen) von sich geben. Das Weibchen macht am Ufer im Rohre od. Gebüsche ein künstliches Nest, füttert es mit seinen Brustfedern aus u. legt in dasselbe 6–8 schmutzig grünlichweiße Eier, welche in fünf Wochen ausgebrütet werden. Das Männchen schirmt während der Brutzeit das Weibchen u. auch später die Jungen; mit seinen Flügelknochen versetzt es kräftige Hiebe, u. Gänse u. Enten, welche sich dem Neste nähern, werden nicht selten von den Schwänen todtgebissen. Die einzelnen Paare suchen ihre Reviere zu behaupten u. oft entstehen deswegen Kämpfe auf Leben u. Tod. Das Alter der Schwäne schätzt man auf 50 bis über 100 Jahre. Auf ihren Wanderungen, welche sie in Heerden von etwa 50 Stück antreten, bilden sie im Fluge eine schiefe Linie. Auf den großen Seen Masurens lebt dieser S. in Menge, nistet dort auch u. zieht dann, wenn die Gewässer zugefroren sind, südwärts. Einzelne Paare nisten auch in Pommern, u. in Kurland nistet er sogar in so großer Menge, daß viele Hunderte auf einmal einen großen See od. Teich einnehmen. Der S. gehört zur hohen Jagd u. bes. junge Schwäne werden geschossen od. von den Fischern mit langen Bootshaken in der Mauserzeit ins Boot gezogen, z.B. an den dänischen Inseln; die noch nicht flüggen Jungen werden mit Kähnen an das Ufer getrieben u. durch bes. dazu abgerichtete Apportirhunde lebendig gefangen, od. in Hamen u. Netze getrieben. Das Fleisch der Alten ist unschmackhaft, doch werden die Brüste im Norden geräuchert u. die Jungen bes. zu Pasteten verspeist; die Pelze dienen, bis auf die Daunen gerupft (Schwanenhoy), als Pelzwerk, die Federn zum Schreiben. Im griechischen Alterthum war der S. (Kyknos) dem Apollo heilig u. hatte von diesem Weissagung, bes. soll er im fabelhaften Hesperien am Eridanus u. der Küste des Ligyerlandes seinen Tod durch schönen, klagenden Gesang angezeigt haben; daher Schwanengesang (Kykneion), sentimentaler, rührender Gesang, bes. kurz vor dem Tode des Dichters. Den Schiffern galt der S., als nicht untersinkend, für ein gutes Omen u. Schwäne zogen den Wagen der Aphrodite. Von vielen in Schwäne verwandelten Menschen s.u. Cycnus. Feind des S-s war den Alten der Adler, welcher ihn oft angriff, nie aber besiegen konnte. In der germanischen Mythologie gilt der S. auch als weissagender Vogel, daher sagt man von Einem, welcher eine Ahnung von etwas hat, es schwant ihm od. er bekommt Schwansfedern. Nach den nordischen Mythen schwimmen zweiweiße Schwäne im Urdarbrunnen um die Wurzeln der Esche Ygdrasill (s. b.), gepflegt von den Nornen; der Adler hat dagegen auf ihren Gipfel seinen Platz; der S. steht übrigens auch mit den leichenfressenden Raben im Gegensatz; vgl. Schwanjungfrauen u. Schwanritter. In der Indischen Mythologie erscheint Brama auf dem S-e reitend. b) Der Singschwan (Schwarzschnäbeliger S, Wilder S., C. musicus, C. melanorhynchus Meyer), wie der gemeine od. Höckerschwan, aber mit 36 Schwung-, 20 Schwanzfedern; Iris gelblich, Körperhaut braun, Nasenlöcher parallel dem Kieferrande, Schnabelwurzel bis unter das Nasenloch gelb, vorn ist der Schnabel platt; Größe an 5 Fuß. Übrigens tritt bei dieser Art die Luftröhre in den ausgehöhlten Brustkamm, biegt sich trompetenartig um u. tritt dann erst in die Lunge ein, daher die Stimme dieses Vogels, welche aus zwei Molltönen besteht u. Veranlassung zur Mythe vom Schwanengesang (s. oben) gab; wohnt im Norden, kommt im Winter nach Deutschland, Holland, Frankreich, Klein-Asien, Ägypten, Louisiana; wird von den Nordländern gegessen. In den langen Winternächten durchziehen die Singschwäne auf Island die Luft u. fingen einer Viole ähnliche, langgehaltene Töne. Es singt immer nur einer auf einmal u. wenn er aufhört, folgt ein anderer. Dem Schwanengesang folgt gewöhnlich Thauwetter. Der [501] Singschwan legt übrigens 4–6 olivengrünlichweiße Eier. c) Der Bewickschwan (C. Bewickii) ist um 1/3 kleiner, hat 32–34 Schwung-, 18–20 Schwanzfedern, grauliche Iris, grünlichröthliche Haut, die Nasenlöcher sind nach vorn schief aufsteigend, die gelbe Schnabelwurzel erreicht nicht die Nasenlöcher. d) Schwarzer S. (C. plutonius, Anas atrata), ganz schwarz, die ersten 6 Schwungfedern weiß, Schnabel roth, in Australien. e) Schwanengans (Guineagans, An. cygnoïdes, Cygn. guineensis), grauweißlich, mit braunem Mantel u. befiedertem Sack an der Kehle; eicht zahmbar, paart sich mit der gemeinen Gans; hre eigentliche Heimath ist Sibirien, jetzt wird sie zur Zierde auf vielen Höfen gehalten. f) Gambiagans (C. gambensis), hochbeinig, mit zwei Sporen am Flügel, oben schwarz purpurn, unten weiß. g) C. melanotes, in Indien, hat wie der vorige Sporen an den Flügelgelenken. 2) (Goldafter, Brandeule, Laria chrysorrhoea Schr., Phalaena bombyx chr. L.). Art aus der Schmetterlingsfamilie Spinner, weiß, Weibchen mit braungelbem, haarigem After; legt die Eier in Haufen, mit der Wolle des Afters bedeckt, an Stämme der Obstbäume; Raupen (Winterraupen) zur Familie der Knopfraupen gehörig, überwintern, schaden im Frühjahre den Bäumen; er fliegt Ende Juni u. Anfang Juli. 3) (Laria aurifina, Phal. bomb. aur.), weiß, mit gelben Afterhaaren, auf den Flügeln schwarzer Mondfleck; Raupe gesellig in Nestern am Ende der Zweige, wie der vorige; 4) so v.w. Stammwollenspinner.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 501-502.
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