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Lesbos

[298] Lesbos, Insel des. Agäischen Meeres, westlich von der Küste von Äolis (Lydien), 27,5 od. 33,6 QM.; durch eine Bucht, Euripos Pyrrhäos, im Sübwesten eingeschnitten, von Bergen durchzogen, deren höchste Spitzen Lepathymnos, Ordymnos, Makistos, Kreon u. Olhmpos waren; Vorgebirge: Argennon, Sigrion u. Malia; sehr fruchtbar, brachte Wein, Getreide, Marten, Oliven, Feigen, Achat- u. mehre Edelsteine; Hauptstadt Mitylene, außerdem 9 Städte, darunter Methymna, Pyrrha, Arisha, Eressos, Antissa; die Eiuw., ursprünglich Äoler, waren wegen Ausschweifung in jeder Art des Vergnügens, die Weiber bes. wegen unnatürlicher Unzucht (Lesbische Liebe) berüchtigt; früh wurde hier lyrische Poesie u. Tonkunft ausgebildet; aus L. waren: Pittakos, Theophrastos, Theophanes, Hellanikos, Myrtilos, Alkäos, Arion, Sappho; j. Metelino. – L. wurde zuerst von Pelasgern unter Xanthos bevölkert, zu denen zwei Menschenalter vor dem Trojanischen Kriege Ioner unter Makareus u. 130 Jahre nach jenem Kriege Äoler unter Lesbos kamen;.Letzter erhielt sich nach der Sage. Ioner u. Äoler sollen zuerst Städte hier gegründet u. Makareus bereits geschriebene Gesetze gegeben haben. Nachher führten die Lesbier eine demokratische Verfassung ein, machten im Gebiet von Troas große Eroberungen u. widerstanden unter Pittakos den Athenern tapfer. Unter Histiäos kämpften sie gegen die Perser, bis sie unterlagen. Nach der Schlacht bei Mykale wandten sie sich von diesen zu Athen, von dem sie aber während des Peloponnesischen Krieges abfielen, jedoch wieder unterworfen wurden. Nach der Eroberung Mitylenes 427 v. Chr. durch die Athener, wurde L. in 3000 Theile getheilt, 300 davon den Göttern geweiht, die übrigen unter die Athener durchs Loos vertheilt. Doch erholten sich die Städte von L. bald wieder. Die Insel kam nachher unter die Herrschaft des Mithridates u. darauf unter die Römer; in der Mitte des 14. Jahrh. wurde sie von den Byzantinern der genuesischen Familie Gateluzo abgetreten, deren letzter Herzog Nicolas 1462 sie an Muhammed II. verlor. Noch jetzt heißt die Insel L. od. Metellino (türk. Midilli). gehört zu der Türkei u. bildet mit den Inseln Muskönisi, Tenedos, Taschus, Samothraki, Imbro, Lemnos, Skyro, Skopelo u.a.m. das Liwa L. im Ejalet Dschesair. Vgl. Plehn, Lesbiaca, Berl, 1826; Zander, Beiträge zur Kunde der Insel L., Hamb. 1827.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 298.
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