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Hecker

[150] Hecker, 1) Heinr. Cornelius, geb. 1699 in Hamburg, war seit 1726 Pfarrer zu Meuselwitz in Sachsen-Altenburg, wo er 1743 st.; er schr.: Seckendorfsche Handpostille, Lpz. 1730, u. dichtete viele geistliche Lieder; schrieb auch historische Monographien über Meuselwitz, Starkenberg u.a. Altenburgische Orte. 2) Joh. Jul., geb. 1707 zu Werden in der Mark, wurde 1728 Lehrer am Pädagogium in Halle, 1735 Prediger u. Inspector des Waisenhauses in Potsdam, 1739 Prediger an der Dreifaltigkeitskirche in Berlin, 1750 Oberconsistorialrath u. st. 1768. Er machte sich in Berlin sehr um das Schulwesen verdient u. gründete die Realschule, mit welcher er ein Schullehrerseminarium verband. Er war auch eine Zeit lang Director des Waisenhauses in Frankfurt a. d. O. u. schr. einige Lehrbücher über die christliche Glaubenslehre, Naturkunde etc. 3) Andreas Jakob, geb. 1746 in Stargard, war erst Pastor daselbst, dann Oberconsistorialrath, Pastor u. Director der Realschule in Berlin u. st. 1819; er schr.: Französisches (Berl. 1791, 2 Bde., 8. Aufl. 1813) u. Lateinisches Lesebuch (ebd. 1794, 2. Aufl. 1811); auch Französische Sprachlehre, ebd. 1794, 6. Aufl. 1811. 4) Aug. Friedr., Enkel von H. 1), geb. 1763 in Kitten bei Halle; war erst Arzt in Frankenhausen, dann Professor der Medicin in Erfurt, 1805 Professor am Medicinisch-chirurgischen Collegium in Berlin u. st. hier 1811; er schr.: Anweisung, die venerischen Krankheiten zu behandeln, Erf. 1791, 3. Aufl. 1815; Kunst, die Krankheiten der Menschen zu heilen, ebd. 1804–8, 4 Bde., 6. Aufl. ebd. 1819–29, daraus 3. u. 4. Thl., Praktische Arzneimittellehre, 4. Aufl. von Bernhardi, ebd. 1838, 2 Thle.; Die Heilkunst auf ihrem Wege zur Gewißheit, Berl. 1803, 3. Aufl. 1815; gab auch Archiv für die allgemeine Heilkunde, ebd. 1790, 1792 (1799), 2 Bde., Journal der Erfindungen, Theorien u. Widersprüche in der Natur- u. Arzneiwissenschaft, Gotha 1792–1800, 6 Bde., einen Übersichtsband dazu 1799, dann: Neues Journal etc., 1801–8, 5 Bde., Annalen der Medicin, 1810–11, 4 Bde. heraus. Ein von ihm begonnenes, von Erhard herausgegebenes u. fortgesetztes Lexicon med. theoret. pract. reale, Gotha 1816–30. 5) Justus Friedrich Karl, Sohn des. Vor., geb. 1795 in Erfurt, wurde 1817 Privatdocent, 1822 Professor der Medicin in Berlin u. st. daselbst 11. Mai 1850; er schr.: Geschichte der Heilkunde, Berl. 1822–29, 2 Bde.; Der Schwarze Tod, ebd. 1832; Die Tanzwuth, ebd. 1832; Der Englische Schweiß, ebd. 1835; De peste Antoniniana, ebd. 1835; Geschichte der neueren Heilkunde, ebd. 1839; gab heraus: Literarische Annalen der Heilkunde, 1825–36 u. m. a. 6) Friedrich, geb. 28. Sept. 1811 zu Eichtersheim in Baden, studirte die Rechte u. prakticirte seit 1838 in Manheim als Obergerichtsadvocat. Hier schloß er sich den Radicalen an u. machte, 1842 von Weinheim-Ladenburg in die zweite badische Kammer gewählt die heftigste Opposition gegen das Ministerium; ebenso auf dem zweiten Landtage; 1843–45 reiste er mit von Itzstein nach Berlin, wo er am 23. Mai d. J. mit seinem Reisegefährten ausgewiesen wurde. Selbst gegen das liberale Ministerium Bekk machte er auf dem Landtage 1846/47 Opposition u. stimmte für Steuerverweigerung; u. als er damit in der Minorität blieb, erklärte er im März 1847 seinen Austritt aus der Kammer, trat jedoch wieder ein. Sein Entschluß, aus Baden auszuwandern, führte ihn nach Algier, woher er jedoch bald zurückkehrte. Nachdem er zur Durchführung der socialen Republik sich enger an Struve angeschlossen u. sich an der Offenburger Versammlung am 12. Sept. 1847 betheiligt hatte, wo das radicale Programm entworfen wurde (s. Baden, Gesch. V.), sollte über ihn u. seine Genossen eine Criminaluntersuchung wegen Hochverraths verhängt werden, allein die Regierung gestattete ihm den Eintritt in die Kammer, u. hier stand er schon vor u. bes. nach den Februarereignissen 1848 an der Spitze der Extremen. Er wurde nun Mitglied des Vorparlaments in Frankfurt, u. da hier seine Partei mit den Hoffnungen auf die Republik in der Minderheit blieb, so erregte er mit Struve den Aprilaufstand in dem Badischen Oberlande u. erklärte dort die Republik, mußte aber nach dem für die Aufständischen unglücklichen Gefecht bei Kandern, am 20. April, in die Schweiz flüchten, von wo er, zerfallen mit mehreren seiner Partei, im Sept. 1848 nach Amerika ging. Als im Mai 1849 die Revolution in Baden gesiegt hatte, beschloß die provisorische Regierung sogleich H-s Zurückrufung.[150] H. erschien auch schon im Juli in Strasburg, kehrte aber wegen des inzwischen veränderten Standes der Dinge nach Amerika zurück, ohne Baden betreten zu haben. Er lebt dort als Farmer bei Belleville im Staate Illinois. Inzwischen wurde ihm in Folge des gegen ihn eingeleiteten Processes im März 1850 das badische Bürgerrecht entzogen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 150-151.
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