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Vries

[272] Vries, 1) Jan Fredeman de, niederländ. Maler, geb. 1527 in Leeuwarden, gest. nach 1604, war zuerst fünf Jahre lang Lehrling des Glasmalers Reyer Gerritszen in Amsterdam, danach in Mecheln und später in Antwerpen tätig, wo er 1549 an der Errichtung und Ausschmückung der Triumphbogen zum Einzug Karls V. und Philipps II. arbeitete. Hierdurch ward er auf das Studium Vitruvs und Serlios geleitet, und fortan widmete er sich der Architekturmalerei und der Zeichnung von architektonischen und ornamentalen Entwürfen, die, durch Kupferstecher vervielfältigt, einen starken Einfluß auf die Baukunst übten. Er war der erste, der architektonische Innenräume mit ernstem Streben nach richtiger Perspektive darstellte, die er meist mit Figuren staffierte. Nachdem er noch 1582 die Entwürfe für die Feier des Einzugs des Herzogs von Anjou in Antwerpen gezeichnet, war er in Aachen, Brüssel, Frankfurt, Braunschweig, Hamburg, Danzig, Prag (für Kaiser Rudolf II.), in Amsterdam und im Haag tätig. Gemälde von ihm befinden sich in Danzig (Rathaus), Stuttgart (Inneres des Aachener Doms), Wien (Inneres einer gotischen Kirche und drei andre Architekturstücke in der kaiserlichen Galerie) u. a. O. Er hat über 30 architektonische und ornamentale Lehrbücher und Vorbildersammlungen, darunter eine »Architectura« nach Vitruv (Antwerp. 1577), eine Kunst der Perspektive und mehrere Sammlungen von Kartuschen und Grotesken, herausgegeben. – Seine Sohne Salomon (1556–1604) und Paulus (geb. 1567, gest. nach 1607) sind als Architektur- und Landschaftsmaler tätig gewesen.

2) Adriaen de, niederländ. Bildhauer, geb. 1560 im Haag, gest. nach 1603, kam früh nach Florenz, wo er bei Giovanni Bologna arbeitete und Kopien antiker Bildwerke in Erz und eigne Kompositionen in Wachs ausführte, und ging dann nach Prag, wo ihm Kaiser Rudolf II. die Ausführung seines Reiterstandbildes übertrug. Von da ging er nach Augsburg, wo seine Hauptwerke entstanden: der Mercuriusbrunnen (1599) und der Herkulesbrunnen (1602 eingeweiht, s. Tafel »Brunnen«, Fig. 9), die sich durch Eleganz des Aufbaues und durch Feinheit der Einzelbildungen ihrer zahlreichen Figuren auszeichnen. Vgl. Buchwald, Adriaen de V. (Leipz. 1899).

3) Abraham de, niederländ. Maler, geb. um 1600 in Rotterdam, gest. um 1650 im Haag, bildete sich unter dem Einfluß von Th. de Keyser und Rembrandt zu einem der hervorragendsten Bildnismaler der holländischen Schule aus. Seine Werke sind ebensosehr durch Kraft des Ausdrucks und Größe der Auffassung wie durch Sorgfalt des malerischen Vortrags und treffliche Behandlung des Helldunkels ausgezeichnet. Bilder von ihm besitzen die Galerien in Lille, Dresden, Wien, Rotterdam, Amsterdam, Gotha und New York. Er war anfangs in Amsterdam, 1635 in Paris und seit 1644 im Haag tätig.

4) Matthias de, niederländ. Sprachforscher, geb. 9. Nov. 1820 in Haarlem, gest. 9. Aug. 1892 in Leiden, ward 1849 Professor an der Universität Groningen und folgte 1853 einem Ruf an die Hochschule zu Leiden. V. ' Bestrebungen waren von früh an darauf gerichtet, die von J. Grimm gegründete historische Sprachwissenschaft auch in den Niederlanden einzubürgern und dadurch auf die jetzige Schriftsprache belebend einzuwirken. Als Begründer der Sprachstudien trat er auf mit seinen Reden: »De Nederl. taalkunde etc.« (Haarlem 1849); »De heerschappij der taal, het beginsel der welsprekendheid« (Groningen 1850); »De Nederlandsche taalkunde in haren aarden hare strekking« (Haarl. 1853). Mustergültig waren seine Ausgaben von Hoofts »Warenar« (Leiden 1843, preisgekrönt), von Voendales »Lekenspieghel« (das. 1844–48, 4 Bde.) und (mit Verwijs) von Maerlants »Spieghel historiael« (das. 1863, 3 Bde.; 2. Teil von Utenbroeke, das. 1879). Die Bearbeitung eines mittelniederländischen Wörterbuches, wovon 1864–65 nur zwei Lieferungen erschienen, bereitete er vor mit seiner »Proeve van Middelnederlandsche Taal zuivering« (Haarl. 1856). Sonst schrieb er viele kleinere Aufsätze, nach seinem Tod in Auswahl herausgegeben (»Verspreide taal kundige Opstellen«, Haag u. Leiden 1894). Seit 1852 bearbeitete er, anfangs in Gemeinschaft mit L. A. te Winkel, das große »Woordenboek der nederlandsche Taal«, wovon 1864 die erste Lieferung erschien. Jetzt wird es von andern fortgesetzt. Auch hat er Anteil an dem von L. A. te Winkel begründeten neuen System der niederländischen Orthographie (1865). Sein Leben beschrieben unter andern Verdam (im »Jaarboek der kon. Akademie«, 1893), A. KluyverMaatschappij der Nederlandsche Letterkunde«, 1893) und J. te Winkel (in »Vragen van den Dag«, 1892).

5) Hugo de, Botaniker, geb. 16. Febr. 1848 in Haarlem, studierte seit 1866 in Leiden, seit 1870 in Heidelberg und Würzburg, wurde 1871 Lehrer an der Realschule in Amsterdam, erhielt 1875 vom preußischen landwirtschaftlichen Ministerium einen Auftrag zum Studium für die Landwirtschaft wichtiger Pflanzen, habilitierte sich 1877 als Privatdozent in Halle, wurde aber in demselben Jahr als Lektor an die Universität Amsterdam berufen und hier 1878 zum außerordentlichen, 1880 zum ordentlichen Professor ernannt, 1897 wurde er Professor in Würzburg. Er lieferte zur Theorie des Wachstums der Pflanzen grundlegende Untersuchungen, gab eine Methode zur Analyse der Turgorkraft an, machte plasmolytische Studien über die Wand der Vakuolen, förderte auch die Physiologie der Zelle und begründete die Mutationstheorie. Er schrieb: »Untersuchungen über die mechanischen Ursachen der Zellstreckung« (Leipz. 1877); »Intrazellulare Pangenesis« (Jena 1889); »Monographie der Zwangsdrehungen« (Berl. 1892); »Die Mutationen und Mutationsperioden bei der Entstehung der Arten« (Leipz. 1901); »Die Mutationstheorie« (das. 1901–03, 2 Bde.); »Arten und Varietäten und ihre Entstehung durch Mutation« (an der Universität von Kalifornien gehaltene Vorlesungen, deutsch von H. Klebahn, Berl. 1906); »Plant Breeding« (Chicago 1907). In dem mit Oudemans herausgegebenen »Leerboek der Plantkunde« schrieb er den ersten Teil. »Pflanzenphysiologie« (3. Aufl., Nimwegen 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 272.
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