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Grotesk

[430] Grotesk (ital. grottésco), Bezeichnung derjenigen Form des Komischen und des Humors, welche entsteht, wenn sich der Kontrast zwischen Anspruch[430] und Berechtigung, zwischen Widersinn und Vernunft bis ins Ungeheuerliche und Riesenhafte steigert. – Als Grotesken bezeichnet man insbes. die von der Renaissancemalerei gegen Ende des 15. Jahrh. eingeführte Ornamentik, zu der das Vorbild in unterirdischen Gebäuden (Thermen und Kaiserpalästen) des alten Rom (den sogen. grotte) gefunden wurde. Diese Grotesken bestehen aus einer symmetrischen Verschlingung von stilisiertem Pflanzenwerk mit phantastischen und Tiergestalten, mit Satyrn, Kentauren und ähnlichen Fabelnwesen, mit Köpfen, Masken und Fruchtschnüren, mit Vogeln und Insekten, Waffen, Gefäßen u. dgl. Die höchste und reichste Ausbildung erlangten die Grotesken in den Loggien des Vatikans durch Raffael, Giovanni da Udine und Perino del Vaga (s. Tafel »Ornamente III«, Fig. 2, 3, 6). Letzterer brachte den Groteskenstil nach Genua (Palazzo Doria, Tafel III, Fig. 11), Giulio Romano nach Mantua (Palazzo del Té). Vgl. Flögel, Geschichte des Groteskkomischen (Liegn. 1778; neue Ausg. von Ebeling, Leipz. 1888); Wright, History of caricature and the grotesque in literature and art (Lond. 1875); Wildridge, Grotesque in church art (2. Ausg., das. 1903); H. Schneegans, Geschichte der grotesken Satire (Straßb. 1894). S. auch Arabesken. – In deutschen Buchdruckereien heißt G. eine lateinische (Antiqua-) Schrift ohne Haarstriche in starken, geraden, glatt gehaltenen Linien (s. Schriftarten).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 430-431.
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