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Slowāken

[544] Slowāken (Slováci, Einzahl Slovák), ein Glied der großen slawischen Völkerfamilie, zum tschechischen Zweig derselben gehörig, bewohnen in einer Anzahl von über 2 Mill. (1900: 2,019,641) den Nordwesten Ungarns (vgl. die »Ethnographische Karte von Österreich-Ungarn« im 15. Bd.). Von den stammverwandten Mähren scheidet sie eine anfangs von Norden nach Süden längs der mährisch-ungarischen Grenze verlaufende, dann aber westlich bis an die Drzewnitza[544] und March sich nach Mähren hinein erstreckende Linie; die Sprachgrenze gegen die Magyaren verläuft mit verschiedenen Ausbiegungen von Preßburg über Neuhäusel, Leva, Losoncz, Rosenau, Kaschau, Ujhely nach Ungvár, wo die S. mit den Ruthenen zusammenstoßen, die von hier bis zur Tatra die vielfach gezackte Nordostgrenze der S. bilden, während von der Tatra nach Westen zu die Polen längs der galizisch-ungarischen Grenze die S. im Norden umsäumen (vgl. Tschechen). Innerhalb dieses slowakischen Gebietes befinden sich einige größere deutsche Sprachinseln um die Bergstädte Schemnitz, Kremnitz und Neusohl sowie in der Zips, während anderseits slowakische Kolonien vielfach durch Ungarn zerstreut sind. Der Slowake ist vorzugsweise Bauer; bei Neutra, Preßburg, Bars etc. treibt er Weinbau, im Gebirge Viehzucht und Käseproduktion (Liptau); auch die Holzflößer auf der Waag und Gran sind S. Viele sind auch als Kaufleute in den Städten tätig oder hausieren mit Leinwand, Mausefallen, Spitzen etc. Der Konfession nach sind sie zu 71,25 Proz. katholisch und 28,75 Proz. lutherisch. – Die S. nahmen, nachdem sie von dem drückenden avarischen Joch durch die Siege Karls d. Gr. befreit worden waren, teil an der Bildung des großmährischen Reiches. Seitdem dies 906 dem Ansturme der Magyaren erlegen war, wurde die Slowakei der Spielball zwischen den Ungarn, den Tschechen und Polen, bis sie 1018 für immer an die ungarische Krone kam. Vgl. Sasinek, Die S. (2. Aufl., Prag 1875); Jurkovič, Slowakische Volksarbeiten, Volksbauten und Handarbeiten (Wien 1905 ff.).

Die slowakische Sprache, deren Zentrum im Thuróczer Komitat liegt, ist eigentlich nur ein Dialekt der tschechischen (vgl. Tschechische Sprache). Die ersten Versuche, in ihr zu schreiben (früher bediente man sich des Tschechischen als Schriftsprache, so noch die Schriftsteller M. Bél, gest. 1749, D. Krman, gest. 1740, P. Doležal, gest. 1764, St. Leška, gest. 1818, B. Tablic, gest. 1832, G. Palkovič, gest. 1850 etc.), gingen zu Ende des 18. Jahrh. von dem katholischen Priester Anton Bernolák (1762–1813) aus und wurden in der Folge besonders durch den Dichter Joh. Hollý (gest. 1849), Verfasser des Epos »Svatopluk«, und Ludevit Štúr (1815–56, s. d.), den Redakteur der Zeitung »Slovenské Noviny« (seit 1845), durch den statt des bis dahin herrschenden westslowakischen Dialekts der Zentraldialekt zur Schriftsprache erhoben wurde, fortgesetzt. Von sonstigen Schriftstellern sind zu nennen: die evangelischen Prediger Jos. Miroslav Hurban (geb. 1817), Herausgeber des Almanachs »Nitra« (1842–77, 7 Bde.), Karel Kuzmany (gest. 1866) und Mich. Miloslav Hodža (gest. 1870), die patriotischen Dichter Samo Chalúpka (gest. 1883), Andr. Sládkovič (gest. 1872) und Janko Kral (gest. 1876), der Novellist J. Kalinčák (gest. 1872), Sam. Tomašík (gest. 1887), Dichter des Liedes »Hej Slované!« (»Auf, ihr Slawen!«) etc., der Dramatiker Jon. Záborský (geb. 1812), der Dichter und Publizist W. Paulíny-Tóth (gest. 1877), ferner A. Radlinský (gest. 1879), P. Dobšinský. P. Kellner-Hostinský u. a. Von den jüngern sind besonders zu nennen der Lyriker Hvězdoslav und die Novellisten Vajanský (Svetozár Hurban) und Kukučin. In jüngster Zeit leidet die Literatur der S. unter der gewaltsamen Unterdrückung durch die Magyaren, die 1874 auch die Aufhebung der 1863 gegründeten Matica Slovenská, einer literarischen Gesellschaft, die Schriften in slowakischer Sprache herausgab, sowie die Schließung der slowakischen Gymnasien durchsetzten. Grammatiken der slowakischen Sprache lieferten Bernolák (»Grammatica slavica«, Preßb. 1790; deutsch, Ofen 1817), HattalaGrammatica linguae slovenicae«, Schemnitz 1850; »Mluvnica jazyka slovenského«, Pest 1864), Fr. Mráz (»Slovenská mluvnica« für Gymnasien etc., 2. Aufl., das. 1872), Victorin (»Grammatik der slowakischen Sprache«, 4. Aufl., das. 1878) und Maršall (2. Aufl., Wien 1907), eine »Vergleichende Grammatik der tschechischen und slowakischen Sprache« HattalaSrovnávací mluvnice etc.«, Prag 1857), ein Handbuch der slowakischen Schriftsprache S. Czambel (»Rukovät' spisovnej reči slovenskej«, Turócz-St. Martin 1902), ein »Lexicon slavicum bohemico-latino-germanico-hungaricum« Bernolák (Ofen 1825–27, 6 Tle.), ein slowakisch-ungarisch-deutsches Wörterbuch Loos (Pest 1871), ein slowakisch-russisches L. A. Mičatek (»Diferenciálny slovensko-ruský slovník«, Turócz-St. Martin 1900). Treffliche Sammlungen slowakischer Volkslieder gaben Šafařík (Pest 1823–27, 2 Bde.), Kollár (2. Aufl., Ofen 1834–35, 2 Bde.) und die genannte slowakische Matica (Turócz-St. Martin 1870–74, 2 Bde.) heraus, Volksmärchen Dobšinský (das. 1880 bis 1883, 8 Hefte).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 544-545.
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