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Kohlensaurer Kalk

[237] Kohlensaurer Kalk (Calciumkarbonat) CaCO3 findet sich in der Natur als Kalkspat, Aragonit, Marmor, Kalkstein, Kreide, Süßwasserkalk etc., bildet mit organischer Substanz die Eierschalen der Vögel, die Schalen der Muscheln, die Gehäuse der Schnecken, die Panzer der Krebse und Stachelhäuter, die Korallen etc., findet sich auch in Pflanzen und in Pflanzenasche (hier meist als Zersetzungsprodukt organischer Kalksalze) und wird aus Kalkwasser (Lösung von Calciumhydroxyd) durch Kohlensäure, aus Kalksalzen durch kohlensaure Alkalien gefällt. Zur Darstellung von reinem kohlensaurem Kalk löst man Marmor in einer zur völligen Lösung unzureichenden Menge Salzsäure, digeriert die Lösung mit Kalkmilch, filtriert und fällt mit kohlensaurem Ammoniak bei 70°. Kalt gefällter k. K. ist sehr voluminös, amorph, wird aber bald kristallinisch, er ist farblos, spez. Gew. 2,716, löst sich frisch gefällt in 16,600 (9662) Teilen kaltem und in 8860 (6904) Teilen siedendem Wasser, schwerer bei Gegenwart von Ammoniak, Kalium- oder Natriumhydroxyd, leichter bei Gegenwart von Salmiak, Kochsalz, Alkalisulfat und Alkalinitrat. 1 Teil k. K. löst sich bei 0° in 1428, bei 10° in 1136 Teilen mit Kohlensäure gesättigtem Wasser; bei höherm Druck lösen sich in 1 Lit. Wasser höchstens 3 g k. K. Nach neuerer Bestimmung lösen sich bei 15° und Atmosphärendruck 0,385 g saurer kohlensaurer Kalk (Calciumbikarbonat) Ca(HCO3)2 in 1 Lit. Wasser Diese Lösung entläßt beim Stehen, schneller beim Kochen und beim Durchleiten eines Gasstromes Kohlensäure und scheidet kohlensauren Kalk ab (Bildung von Süßwasserkalk und Kesselstein aus natürlichen, Calciumbikarbonat enthaltenden Gewässern). K. K.[237] zerfällt bei stärkerm Erhitzen in Calciumoxyd (gebrannten Kalk, s. Kalk) und Kohlensäure, leichter bei Einwirkung eines Luftstromes oder von Wasserdampf; im luftleeren Raum wird die Zersetzung schon bei 860° lebhaft. Im geschlossenen Gefäß schmilzt k. K. unzersetzt und erstarrt kristallinisch, marmorartig. Beim Erhitzen mit Wasser und Schwefel bildet er bei 120° Sulfid, bei 150° Polysulfid, mit Schwefelwasserstoff Hydrosulfid und Bikarbonat. Konzentrierte Kalilauge entzieht dem kohlensauren Kalk Kohlensäure. Aus Zuckerkalklösung, bisweilen auch aus Quellwasser kristallisiert CaCO3 mit 5 Molekülen Wasser. K. K. löst sich leicht in geschmolzenem kohlensaurem Natron, die Schmelze erstarrt kristallinisch und verliert bei Weißglut Kohlensäure. Aus konzentrierter Lösung von kohlensaurem Natron fällt wenig Chlorcalcium ein Doppelsalz Na2CO3, CaCO3+5H2O, das in der Natur als Natrocalcit (Gaylussit) vorkommt; ein analoges Doppelsalz findet sich als Varytocalcit, und mit kohlensaurer Magnesia bildet k. K. den Dolomit. K. K. findet ausgedehnte Anwendung in den verschiedenen Formen seines Vorkommens. Vgl. Kalk.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 237-238.
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