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Klarinette

[94] Klarinette (ital. Clarinetto, Diminutivform von Clarino; engl. Clarionet, auch Clarinet), Holzblasinstrument, das mittels eines einfachen Rohrblattes angeblasen wird, das die untere Seite des schnabelförmigen Mundstücks (Schnabel) verschließt und wie die Zunge der Zungenpfeifen funktioniert (s. Blasinstrumente). Die K. ist ein sogen. quintierendes Instrument, d. h. beim Überblasen schlägt der Ton nicht in die Oktave, sondern sogleich in die Duodezime (Quinte der Oktave) um, es fehlen daher ihr sämtliche geradzahlige Töne der Obertonreihe (s. Klang). Die K. wurde 1690 durch Christoph Denner in Nürnberg aus einer französischen Schalmeienart mit neun Tonlöchern und dem Umfange von klein-f-a1 entwickelt. Heute hat sie 18 Tonlöcher (für die 18 Halbtöne zwischen dem Grundton [jetzt e] und dem ersten überblasenen Ton h1), von denen 13 durch Klappen bedeckt sind. Die virtuose Behandlung dieses komplizierten Instruments ist freilich eine schwierige Kunst. Nur langsam bürgerte sich die K. etwa seit 1745 im Symphonieorchester ein, und zwar zuerst in Mannheim, von wo sienach Paris verpflanzt wurde. Der Umfang der K. reicht von klein e bis vier gestrichen c, doch sind die höchsten Töne (über g''') gefährlich und kreischend. Man baut Klarinetten in A, B, C, D, Es und F. Seltener[94] sind die noch höhern in G und As. Für sämtliche Arten wird aber die natürliche Tonart als C dur notiert, d. h. e (der tiefste Ton der K.) klingt auf der C-K. wie e, auf der B-K. wie d, auf der A-K. wie cis, auf der Es-K. wie g und auf der F-K. wie a. Im Symphonieorchester finden nur die C-, B- und A-Klarinetten Verwendung, während die hellern, etwas schreienden höhern in der Harmoniemusik im Gebrauch sind, wo sie die Rolle der Violinen zu spielen haben. Das Lieblingsinstrument des Klarinettenvirtuosen ist die B-K. Zur Familie der K. gehören die größern (tiefern) Instrumente: a) Altklarinette (Baritonklarinette) in F und Es, eine Quinte tiefer klingend als die K. in C und B; die Altklarinette ist nie zu großer Verbreitung gelangt, wohl aber zeitweilig das nur wenig von ihr unterschiedene Bassetthorn (s. d.); b) Baßklarinette, eine Oktave tiefer klingend als die K., gewöhnlich in B, seltener in C stehend, bei Wagner auch in A. Die Baßklarinette hat ganz den vollen, weichen Ton der K. und unterscheidet sich daher sehr vorteilhaft vom Fagott. Berühmte Klarinettisten älterer und neuerer Zeit sind: Beer, Tausch, Yost, Lefèvre, Blasius, Blatt, Bärmann (Vater und Sohn), Berr, Val. Bender, Iwan Müller, Klosé, Bachmann, Blaes, Schubert, Stadler. Schulwerke verfaßten Blatt, Bärmann (Sohn), Berr, Iwan Müller, Klosé, R. Stark, Mühlfeldt u. a. Vgl. Altenburg, Die K. (Heilbr. 1904). – Als Orgelstimme ist die K. 8 Fuß eine Zungenstimme von sanfter Intonation, Clarionet-Flute (engl.) dagegen eine Art Rohrflöte (gedeckte Labialstimme mit Löchern im Stöpsel).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 94-95.
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