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Barmen

[385] Barmen (vgl. den Stadtplan bei »Elberfeld«), Stadt und Stadtkreis im preuß. Regbez. Düsseldorf, im Tal der Wupper, in einer Ausdehnung von 6 km[385] von Elberfeld bis Langerfeld gelegen, 160 m ü. M., macht durch seine schönen Straßen und Parkanlagen und durch das bewegte Leben etc. einen wohltuenden Eindruck. Sie besteht aus drei Hauptteilen: Ober-, Mittel- (Gemarke-) und Unterbarmen, die einst räumlich getrennt waren, und von denen sich Oberbarmen aus Rittershausen, Heckinghausen, Wichlingshausen und Wupperfeld zusammengesetzt hat. An öffentlichen Bauten sind zu nennen: 9 evangelische und 2 kath. Kirchen, das alte und das neue Rathaus, die Ruhmeshalle (mit den Marmorstandbildern der Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III.), die Stadthalle, das Stadttheater, das Bankgebäude etc.

Wappen von Barmen.
Wappen von Barmen.

An Denkmälern sind vorhanden: das Kriegerdenkmal, das Bismarckdenkmal, ein Denkmal für den Dichter Rittershaus und das Ringeldenkmal in den Anlagen. Die die Stadt der Länge nach durchfließende Wupper wird von 20 Brücken überspannt. Die Einwohnerzahl betrug 1900: 141,944 Seelen (1816: 19,030), darunter 114,095 Evangelische, 24,294 Katholiken und 592 Juden. B. ist eine der bedeutendsten Industriestädte des Deutschen Reiches (»das deutsche Manchester«) und beschäftigt über 40,000 Arbeiter. Obenan in der Industrie stehen die den Weltmarkt beherrschenden sogen. Barmer Artikel, wie Kordeln, Spitzen, Litzen, Besatzstoffe, Bänder, seidene und halbseidene Tücher, Garne, Schnürriemen, Zanella, Futter- und Schirmstoffe, halbwollene Rockstoffe, Lasting, Kaschmir, Mantel- und Knopfstoffe, Knöpfe etc. In dieser Industrie werden etwa 19,000 Arbeiter in ca. 900 größern und kleinern Betrieben beschäftigt. Außerdem sind von Bedeutung die Fabrikation von Teppichen, Trikot- und Korsettwaren, Bunt- und Luxuspapier, Farben, Chemikalien, Dampfkesseln, Dampf- und Flechtmaschinen, Metallwaren, Geldschränken, Leder- und Militäreffekten, Seife, Briefumschlägen, Zündhütchen, von gold- und silberplattierten Kupferblechen, Wagenbauartikeln etc. Wichtig sind ferner: der Pianoforte- und Orgelbau, die Eisen- und Metallgießerei, die Buchdruckerei und die lithographischen Anstalten, die Bierbrauerei und die Ziegelbrennerei. Der Handel, unterstützt durch eine Handelskammer, ein Konsulat der Vereinigten Staaten Nordamerikas, eine Reichsbankstelle (Umsatz 1901: 870,9 Mill. Mk.), mehrere Bankinstitute, ist sehr bedeutend und dehnt sich über die ganze Erde aus. Haupthandelsartikel sind außer den dortigen Fabrikaten besonders Garn und Indigo. Die Einfuhr an Garnen beziffert sich jährlich auf ca. 6 Mill. kg. Der Anteil an der Elberfeld-Barmener Seidentrocknungsanstalt betrug 1900 et 100600,00010;. Die Warenausfuhr allein nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika beziffert sich 1900 an Wert auf 9 Mill., insgesamt auf 21,5 Mill. Mk. Lebhaft ist auch der Verkehr. B. hat 6 Bahnhöfe und ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Düsseldorf-Soest, B.-Wipperfürth und B.-Hattingen. Den innern Verkehr mit Elberfeld vermittelt unter anderm eine elektrische Schwebebahn über dem Flußbett der Wupper (s. Tafel »Hängebahn«). An Bildungsinstituten und ähnlichen Anstalten besitzt B. ein Gymnasium, ein Realgymnasium, eine Oberrealschule, eine Realschule, eine Baugewerk- und eine Maschinenbauschule, eine Kunstgewerbeschule, eine höhere Fachschule für Textilindustrie, die Rheinische Missionsanstalt, Missionarseminar und ethnographische Sammlung ein naturhistorisches Museum, eine Bibliothek, ein. Gemäldegalerie, die Sammlungen des Bergischen Geschichtsvereins, viele Wohltätigkeitsanstalten etc. B. ist Sitz eines Amtsgerichts; die städtischen Behörden bestehen aus 7 Magistratsmitgliedern und 36 Stadtverordneten. In der Umgegend ist bemerkenswert der Höhenzug südlich der Stadt mit ausgedehnten Anlagen. Hier befinden sich die Kaiser Friedrichs-Höhe, das Luftkurhaus, der Tölleturm, die Meierei mit großem Spielplatz und zahlreiche schöne Villen. – B. ist eine junge Stadt, die zwar schon im 11. Jahrh. genannt wird, aber erst durch die Industrie zur Größe gelangte. Stadtrechte erhielt der Ort 1808 durch den Großherzog von Berg.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 385-386.
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