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Meteorologie

[696] Meteorologie (griech.), die Lehre von den Erscheinungsformen der meteorologischen Elemente, ihren Veränderungen und wechselseitigen Beziehungen. Der Name M. findet sich bei Plato, Plutarch etc. und kommt von μετὰ = mitten, ὲὡρα = das Schweben und λὀγοζ = die Lehre her; M. ist somit die Lehre von dem, was mitten (zwischen Himmel und Erde) schwebt. Deshalb rechnete man im Anschluß an die vier Bücher Meteorologica von Aristoteles bis weit in die Neuzeit der M. auch die Meteore und Sternschnuppen zu. Betrachtet man die meteorologischen Erscheinungen eines oder mehrerer Tage, so spricht man vom Wetter, eines oder mehrerer Monate-von der Witterung; den durchschnittlichen Witterungscharakter eines längern Zeitraums nennt man Klima. Demgemäß umfaßt die M. 1) die M. im engern Sinne, die wieder in die Lehre von den meteorologischen Elementen (theoretischer Teil) und in die Lehre vom Wetter (praktischer Teil) geteilt wird, und 2) die Klimatologie (s. d.). Geschichtlich lassen sich zwei Perioden unterscheiden: die älteste ohne, die zweite mit systematischen Beobachtungen, wobei letztere in die Zeit ohne und die mit Instrumenten zerfällt. Da in der ältesten Zeit die Völker meist im Freien lebten, gewannen sie gewisse Erfahrungstatsachen über das Wetter, die später als Bauernregeln fortlebten. Wetterzeichen dienten vorwiegend der Tagewählerei (s. Astrometeorologie und Lostage). Obwohl man dann schon Windfahnen (Turm der Winde in Athen) kannte, begannen systematische Beobachtungen wohl nicht vor dem späten Mittelalter (älteste von W. Merle in Oxford und Driby 1337–44). Indessen konnten erst nach Erfindung des Thermometers und Barometers messende Beobachtungen stattfinden (erste Barometerbeobachtungen 1644). Schon 1654 begannen auf Veranlassung des Großherzogs Ferdinand II. von Toskana internationale Beobachtungen, die aber bald aufhörten; ein neuer glücklicherer Versuch war die Gründung der Societas Meteorologica Palatina (1780), die zeitweise 33 auch außereuropäische Stationen hatte. Wenn sie auch 1792 einging, so wurden ihre 13 Jahresbände (Ephemerides) die Grundlage der modernen Forschung, besonders durch Humboldt, Brandes, Dove und Kämtz. Die größten Fortschritte wurden etwa von 1840 an erzielt und sind mit den Namen Dove, Kämtz, Maury, Buys-Ballot, Jelinek, Ferrel, Hann, Helmholtz, Wild, Mohn, v. Bezold, Köppen, Hellmann, Hildebrandsson, Teisserenc de Bort, Aßmann u. v. a. verknüpft.

Die moderne M. sucht zunächst durch sorgfältig geprüfte, von störenden Einflüssen möglichst befreite Instrumente nach einheitlichen, streng wissenschaftlichen Methoden den Zustand der Atmosphäre und dessen Veränderung festzustellen und die Ergebnisse theoretisch für die Auffindung der Gesetze, nach denen sich diese Vorgänge vollziehen, sowie praktisch für die Bedürfnisse des menschlichen Lebens zu verwerten. Die Instrumente werden teils hinsichtlich der Güte ihrer Angaben verbessert, teils dahin, daß sie möglichst ununterbrochen Aufzeichnungen machen (s. Meteorologische Registrierapparate); letzteres ist für Sonnenschein, Temperatur, Luftdruck, Feuchtigkeit, Niederschlag und Wind gelungen, kaum ausführbar aber für die Bewölkung. Das fernere Bestreben geht dahin, die Beobachtungen auf die ganze Atmosphäre auszudehnen, und zwar in horizontalem Sinn durch Erweiterung und Verdichtung der Stationsnetze sowie durch Vermehrung der Schiffsbeobachtungen (s. Maritime Meteorologie), in vertikalem durch Bergobservatorien (s. Meteorologische Stationen) und wissenschaftliche Luftschiffahrt (s. d., S. 823 f.). Die praktische[696] Verwertung der durch Beobachtungen und theoretische Studien gewonnenen Resultate tritt unter anderm in der Wettertelegraphie (s. d.), Agrarmeteorologie (s. d.) sowie in der Förderung technischer und Entscheidung prozessualer Fragen zutage.

Die beobachtende M. ist so organisiert, daß entweder auf Staatskosten oder (seltener) aus Privatmitteln an einer den Bedürfnissen des Landes meist entsprechenden Zahl von Stationen zu bestimmten Terminstunden beobachtet und über die Ergebnisse allmonatlich an eine Zentralstelle (meteorologisches Institut oder Zentralstation) berichtet wird. Die Veröffentlichung geschieht meist nach einem international vereinbarten Schema in Jahrbüchern; so veröffentlichen die Deutsche Seewarte, Preußen, Sachsen, Bayern, Württemberg, Elsaß-Lothringen, Hessen, Magdeburg, Bremen und Aachen ihre Beobachtungen zwar getrennt, aber schematisch übereinstimmend unter dem gemeinsamen Titel »Deutsches Meteorologisches Jahrbuch«. Vgl. die Lehrbücher der M. von Kämtz (Halle 1831–36, 3 Bde.), Schmid (Leipz. 1860), Sprung (Hamb. 1885), Hann (Leipz. 1901, 2. Aufl. 1905); Mohn, Grundzüge der M. (5. Aufl., Berl. 1898); Klein, Allgemeine Witterungskunde (2. Aufl., Leipz. 1905); Hornberger, Grundriß der M. und Klimatologie (Berl. 1891); Vörnstein, Leitfaden der Wetterkunde (2. Aufl., Braunschw. 1906); Hann, Die Erde als Ganzes, ihre Atmosphäre und Hydrosphäre (5. Aufl., Wien 1896); Trabert, M. und Klimatologie (das. 1905) und dessen Abriß der M. in der Sammlung Göschen (2. Aufl., Leipz. 1901); Angot, Traité élémentaire de météorologie (Par. 1899); Davis, Elementary meteorology (Boston 1894); van Vebber, Hygienische M. (Stuttg. 1895); Hellmann, Repertorium der deutschen M. (Leipz. 1883); Hann, Atlas der M. (Gotha 1887); Buchan, Atlas of Meteorology (Edinb. 1898). Zeitschriften: »Zeitschrift der österreichischen Gesellschaft für M.« (Wien 1866–85), fortgesetzt als »Meteorologische Zeitschrift« (Berl. 1884–88, Wien 1889–1905, dann Braunschw.); »Das Wetter« (Braunschw. 1884–1895, Berl., seit 1896); »Annalen der Hydrographie und maritimen M.« (Berl., seit 1873); »Ciel et Terre« (Brüssel); »Annuaire de la Société Météorologique de France« (Par.); »Quarterly Journal of the Royal Meteorological Society« (Lond.); »Symons' Monthly Meteorological Magazine« (das.); »Journal of the Scottish Meteorological Society« (Edinb.); »Meteorologitscheski Wjestnik« (St. Petersb.); »Atmosphaera« (Budapest); »American Meteorological Journal« (Boston 1884–95); »Monthly Weather Review« (Washingt.); »Abhandlungen des königlich Preußischen Meteorologischen Instituts« (seit 1888); »Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte« (Hamb., seit 1878); »Repertorium für Meteorologie« (St. Petersb. 1870–94).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 696-697.
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