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Maroniten

[343] Maroniten (arab. Mûrâni, Mehrz. Mawârine, so benannt nach einem Mönch, Johannes Maro, der 680 vom Papst zum Patriarchen des Libanon ernannt wurde und 707 starb), eine christliche Sekte im Libanon. Früher Monotheleten, d. h. Anhänger der im J. 680 durch das sechste ökumenische Konzil von Konstantinopel verdammten Lehre von dem Einen Willen in Christo, wandten sich die M. 1182 dem römisch-katholischen Glaubensbekenntnis zu. Aber erst im 16. Jahrh. fand durch die Bemühungen der Päpste die eigentliche Vereinigung der M. mit der römischen Kirche statt. Papst Gregor XIII., der 1579 dem maronitischen Patriarchen Michael das Pallium übersandt hatte, gründete 1584 in Rom ein Kollegium für die M., aus dem bald tüchtige Männer hervorgingen, wie Georgius Amira (1663 Patriarch), Gabriel Sionita, Abraham Eechellensis, die beiden Assemani (s. d.), und das noch jetzt besteht. Unter Clemens XII. wurde 1736 auf einer Synode im Kloster Mar Hanna, der Joseph Simon Assemani als päpstlicher Legat beiwohnte, der römische Katechismus[343] angenommen. Obgleich die M. von aufrichtiger Verehrung für den Papst erfüllt sind, weichen sie doch in mancher Hinsicht von dem Ritus der römischen Kirche ab. So haben sie nicht die lateinische, sondern die syrische Liturgie. Ihre Priester dürfen verheiratet sein und nur nach der Weihe keine Ehe eingehen. Ihr Patriarch, der früher im Kloster Santa Maria von Kaunobîn im Libanon seinen Sitz hatte, jetzt aber während des Winters im Kloster Blicke bei Beirut, im Sommer zu Dimân residiert und den Titel »Patriarch von Antiochien und ganz Syrien« führt, wird von den Bischöfen gewählt und vom Papst bestätigt. Die maronitischen Erzbistümer und Bistümer sind: Beirut, Tripolis, Tyrus mit Sidon, Dschebeil, d. h. Byblus (Bistum), Byblus, Baalbek, Damaskus, Cypern, Aleppo und Eden (Bistum). Im Libanon gibt es sehr viele maronitische Klöster. Die Gesamtzahl der M. dürfte 300,000 Seelen betragen, von denen etwa 200,000 im Libanon wohnen, wo sie eine geschlossene Masse bilden, und den Drusen, die 1860 ein Blutbad unter ihnen anrichteten, feindlich gegenüberstehen. Die M. sind sehr intelligent, fleißig und gewandt, aber von zweifelhafter Moralität. Seitdem der Libanon eine unter den Schutz der europäischen Großmächte gestellte autonome Verfassung unter einem christlichen Pascha hat, haben die M. an Wohlstand sehr zugenommen. Die M. sprechen jetzt alle Arabisch, das Syrische hat sich nur noch als Kirchensprache erhalten. Vgl. Bliß im »Palestine Exploration Fund« (Lond. 1892); W. Köhler, Die katholischen Kirchen des Morgenlandes (Darmst. 1896); Nan, Opuscules Maronites (Par. 1899); Silbernagl, Verfassung und gegenwärtiger Bestand sämtlicher Kirchen des Orients (2. Aufl., Regensb. 1904) und das vierteljährlich in Paris erscheinende »Bulletin de l'Association de saint Louis des Maronites«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 343-344.
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