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Beirût

[574] Beirût (Berût), Hauptstadt des gleichnamigen türk. Wilajets (mit den Liwas Ladikîe, Tarabulus, B., Akka und Belka) in Syrien, am Mittelmeer unter 33°54´ nördl. Br. am Fuß des Libanon malerisch gelegen (s. den Plan).

Lageplan von Beirut.
Lageplan von Beirut.

Die Stadt hat enge, krumme Straßen, aber große Vorstädte, die ausgedehnte schöne Gärten umgeben, und gilt als der gesündeste Ort der ganzen Küste (trotz ihrer großen Sommerhitze). Dem Wassermangel hat seit 1875 eine Leitung vom Fluß Nahr el Kelb her abgeholfen. B. zählt 120,000 Einw., von denen ein Drittel Mohammedaner, zwei Drittel Christen (orthodoxe Griechen, Maroniten und unierte Griechen) sind. Dazu 2000 Europäer. Die Eingebornen betreiben Weinbau, Seidenraupenzucht, Seiden- und Baumwollweberei, verfertigen Gold- und Silberarbeiten, besonders aber beschäftigen sie sich mit Handel. B. ist der wichtigste Hafenplatz Syriens, namentlich für Damaskus, befindet sich aber im Rückgang. Eine Straße und daneben eine Eisenbahn führen über den Libanon nach Damaskus. Der Verkehr belief sich 1901 auf 774 Dampfer von 1,015,709 Ton. und 3535 Segelschiffe von 82,979 T. Der bedeutendste Ausfuhrgegenstand (im Jahresdurchschnitt für 10 Mill. Mk.) ist Rohseide. 1889 begann eine französische Gesellschaft den Bau eines neuen, guten Hafens, der 1893 dem Verkehr übergeben worden ist. B. ist Sitz eines griechisch-orthodoxen Bischofs, eines maronitischen Erzbischofs, eines griechisch-unierten Bischofs und eines päpstlichen Delegierten und der Mittelpunkt der amerikanischen Mission für die Evangelisierung Syriens, Sitz eines deutschen Generalkonsuls und zahlreicher Konsuln andrer Mächte; sie zählt 6 Hospitäler, 23 Moscheen, 36 Kirchen, 66 Knaben- und 36 Mädchenschulen, 13 Druckereien, 12 arabische Zeitungen. Außer den Amerikanern wirken dort durch Unterricht, Mission und Krankenpflege der preußische Johanniterorden, die Kaiserswerther [574] Diakonissen und mehrere englische und französische Missionsgesellschaften. – B. ist das Berytos der Alten, eine Seestadt der Phöniker und um 1400 v. Chr. ein selbständiges Königreich, später zu Gebal (Byblos) gehörig; am Nahr el Kelb nördlich von B. finden sich Reste von assyrischen Siegesdenkmälern. Später kam die Stadt in die Gewalt der Ägypter, denen sie Antiochos III. der Große von Syrien abnahm. Diodotos Tryphon verwüstete sie 140 v. Chr.; aber von Agrippa genommen, wurde sie wiederhergestellt und durch Bauten verschönert. Augustus verwandelte die Stadt in eine Militärkolonie (Colonia Julia Augusta Felix Berytus); ihre berühmte Rechtsschule blühte weiter, auch nachdem die Stadt im 4. Jahrh. durch ein Erdbeben zerstört worden war. 635 wurde B. von den Arabern erobert. Bei der ersten Eroberung Beirûts durch die Kreuzfahrer unter Balduin I. 1110 überfielen die Genuesen die entwaffnete Menge und metzelten sie nieder; 1291 ließ Schadschai, der Feldherr des ägyptischen Sultans Melik el Aschraf, die trügerisch herausgelockten Bewohner von B. töten oder in Fesseln legen und die prachtvolle Burg schleifen. Im 17. Jahrh. hatte der Emir der Drusen, Fachr ed-din (1599–1635), hier seine Residenz. 1763 eroberten es die Türken. 1831 ward B. von Ibrahim Pascha genommen. Die Feindseligkeiten der vereinigten englisch-österreichisch-türkischen Flotte gegen die Ägypter in Syrien begannen 10. Sept. 1840 mit dem Bombardement von B., das am 9. Okt. geräumt wurde. Nach den Christenmetzeleien im Libanon (1860) zogen viele Maroniten nach B., das seitdem an Bedeutung gewonnen hat.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 574-575.
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