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Präexistenz

[452] Präexistenz (nlat. praeexistentia, franz. préexistence) heißt das Dasein der menschlichen Seele vor dem gegenwärtigen [452] Leben. Die Annahme einer Präexistenz läuft entweder auf Metempsychose (s. d.) hinaus, so beim Buddhismus, bei Pythagoras, Empedokles, Platon und Leibniz, oder auf Creatianismus (s. d.), wonach Gott die Seelen vor der Welt erschaffen habe und sie seinerzeit mit ihrem Körper verbinde, oder auf die Idee eines präexistenten Sündenfalls wie bei Philon, Plotinos, Origenes und Schelling, durch den die Seelen in den für sie geeigneten Leib gekommen seien. – Veranlassung zu der Annahme einer Präexistenz gab sowohl die Lehre von den angeborenen Ideen als auch die Existenz eines angeborenen Hangs zum Bösen; ferner wirkten mit Idiosynkrasien, Sympathien und Antipathien, beständig wiederkehrende Traumbilder, welche den Wahn erzeugten, daß man schon einmal existiert habe, auch die instinktartigen Impulse, die den individuellen Talenten und Fertigkeiten zugrunde liegen. Aber diese Gründe sind zu subjektiv und zu dunkel, um darauf eine so gewagte Hypothese zu bauen. Vgl. Bruch, die Lehre von der Präexistenz der menschlichen Seele. 1859. J. M. Meyer, die Idee der Seelenwanderung. 1861.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 452-453.
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