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Tübingen

[490] Tübingen, die zweite Haupt- und dritte gute Stadt des Königreichs Würtemberg, hat 8000 Einw. und liegt in einer der fruchtbarsten und anmuthigsten Gegenden des würtemberg. Oberlandes am Einflusse der Ammer in den Neckar und am Osterberge und Schloßberge, auf welchem das 1535 erbaute feste Schloß Hohentübingen thront, welches mehre merkwürdige Belagerungen ausgehalten hat. Die hier bestehende, 1477 vom Grafen Eberhard im Bart gestiftete Universität hat jetzt 80,000 Gulden Einkünfte, von welchen 32,000 aus ihrem eignen Vermögen herrühren, und die theologische Facultät an derselben ist in eine protestantische und eine katholische getheilt. Aus besondern Einkünften bestehen für jene ein theologisches Seminar und für diese ein Convict zur Bildung von Geistlichen. An der Spitze der Universität steht anstatt eines Rectors ein beständiger Kanzler. Die Bibliothek, das Naturaliencabinet, die Sternwarte und die Münzsammlung sind auf dem Schlosse; ein anatomisches Theater ist 1832 neu erbaut worden. In der Stifts- und St.-Georgenkirche befindet sich die Fürstengruft. Ansehnlicher Wein- und Getreidebau, Wollenweberei und Handel gehören zu den wesentlichen Nahrungsquellen der sehr alten Stadt, welche früher Sitz der mächtigen, 1631 aus, gestorbenen Pfalzgrafen von T. war, die aber schon 1342 Burg und Stadt an den Grafen Ulrich von Würtemberg verkauften. Im J. 1514 ward hier der merkwürdige tübinger Vertrag zwischen Herzog Ulrich von Würtemberg und seinem Volke geschlossen, welches durch Übernahme der Schulden des Herzogs ihm den Thron erhielt und das Land vor Zerstückelung bewahrte. Zur Beförderung der Reformation haben Stadt und Universität T. wesentlich beigetragen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 490.
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