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Dschingis-Khan

[604] Dschingis-Khan, der größte Eroberer des 12. und 13. Jahrh. und Stifter des großen mongol. Reichs, geb. 1163, war der Sohn des mongol. Hordenanführers Yezonkai und hieß eigentlich Temudjin. Als sein über 30,000 Familien gebietender Vater starb, schlossen sich nur wenige an D. an, die Andern aber, durch seinen Reichthum gelockt, wollten ihn seiner Heerden berauben. Er floh deshalb zu dem Tatarenfürsten Togrul Oung Khan und hier zeigte sich zuerst der unternehmende Geist dieses Kraftmenschen, dessen Klugheit, Beredtsamkeit und Beharrlichkeit nur leider von beispiellosen Greuelthaten verdunkelt werden. Bei allen Kriegszügen war er der Vorderste in Gefahr, unermüdet in Beschwerden, streng gegen sich wie gegen seine Untergebenen, aber oft grausam, Muth und Großthaten dagegen wurden ausgezeichnet belohnt. Nachdem er mit seines Wohlthäters Kriegsscharen dessen Feinde besiegt, erhob sich gegen ihn der Neid. Selbst Togrul Oung Khan verschwor sich gegen ihn, aber D. gewann mehre Stämme für sich und besiegte in einer Hauptschlacht den Khan, der auf der Flucht ums Leben kam. Jetzt folgte Sieg auf Sieg; sein Name wurde unter den Mongolen, deren immer mehr und mehr sich ihm unterwarfen, mit Achtung genannt, und auf einer großen Volksversammlung an den Quellen des Amur im J. 1206 wurde er feierlich als Großkhan anerkannt. Hier war es, wo ein mongol. Heiliger, vermuthlich von ihm bestochen, vorgab, es sei ihm im Traume offenbart worden: »die Herrschaft der Welt solle Temudjin zufallen, der deshalb künftig den Namen Groß-Khan (Dschingis-Khan) zu führen habe; die göttliche Weihe trieb auch die andern Stämme, sich ihm zu unterwerfen und nun begann er seine großen Eroberungen, welche bald seinen Namen durch ganz Asien trugen.« Nachdem er mit Übermacht die noch widerstrebenden Horden der Mongolen unterjocht, brach er in China ein, unterwarf sich den ganzen nördl. Theil dieses Reichs mit der Hauptstadt Peking, eroberte die Halbinsel Korea und wollte nun sein weites Reich in Ruhe regieren. Aber sein Nachbar im Westen, Sultan Mohammed, der Persien, die große Bucharei und alle Länder am Aralsee beherrschte, reizte ihn durch Feindseligkeiten, und da auch der Khalif von Bagdad, Nasser, ihn dringend gegen Mohammed um Hülfe bat, so erhob sich D. aufs Neue, drang in die kleine und große Bucharei, eroberte die durch Handel und Wissenschaften berühmten Städte Bokhara und Samarkand, ließ sie verbrennen, verfolgte den fliehenden Sultan bis nach Indien und von da zurück bis ans kaspische Meer, wo der Unglückliche auf einer kleinen Insel seinen Tod fand. Sein Reich wurde dem des D. einverleibt, und ganz Persien, das heutige Afghanistan, alle Länder um den Aral und das kaspische Meer, auch die Stadt Astrachan, fielen in seine Gewalt. Von hier sandte D. seinen Sohn Dschudschi in die Länder nördl. vom Kaukasus, die um den Don und die Wolga liegen und damals das Kaptschak genannt wurden. Das Erscheinen der Mongolen in diesen Gegenden erregte im heutigen Rußland großen Schrecken und eine große [604] Schlacht am Flüßchen Kalka, das von Westen her ins asowsche Meer mündet, machte 1224 die Mongolen zu Herren auch dieser nördl. Länder. So lange D. lebte, ruhten seine Waffen nicht. Er schickte Heere nach China, Tibet und Indien aus, die überall siegreich waren, während er seine Residenz in Tonkat, östl. vom Aralsee, nahm. Hier hielt er auch einen großen Reichstag, bei dem die unterworfenen Fürsten erscheinen und ihren Tribut überreichen mußten und einen Monat lang Feste und Gastereien nicht aufhörten. Bald nach diesen Festen starb aber sein geliebtester Sohn Dschudschi und der Gram darüber verkürzte D.'s Leben, der ihm auf einem Zuge nach China 1227 im 64. Jahre seines Lebens nachfolgte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 604-605.
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