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Drei

[593] Drei Diese Zahl galt schon im frühesten Alterthume für eine heilige Zahl und noch sagt das bekannte Sprüchwort: aller guten Dinge sind drei. Der Grund hiervon liegt in der Natur derselben, welche die Dreizahl bei der Entwickelung des Mannichfaltigen, bei den Vorstellungen von Raum und Zeit frühzeitig als bedeutsam erscheinen ließ. Jedes Ding z.B. wird, ist und vergeht, der Raum erscheint als Anfang, Mitte und Ende, als Oben, Mitten und Unten oder als Höhe, Breite und Tiefe, die Zeit als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und der Tag bietet Morgen, Mittag und Abend, die Nacht Abend, Mitternacht und Morgen dar. Das Dreieck ist die Grundfigur aller geradlinigen Formen und ebenso begegnen wir der Dreizahl bei der Entwickelung unserer Gedanken, indem wir die Merkmale eines Dinges auf das Ding selbst beziehen, um es dadurch von andern Dingen zu unterscheiden, in dem Setzen, Entgegensetzen und Vereinigen, oder dem Denken, Urtheilen und Schließen. Die Drei spielt ferner in der Götterlehre mehrer alten Völker, z.B. der Indier und Ägypter, eine wichtige Rolle; auch das A. T. erzählt von drei Erzvätern (s.d.), der Geheimsinn des Wortes Jehovah ist: der da ist, war und sein wird, und das Christenthum stellt die Trinität, Dreieinigkeit, Dreieinheit, auch wol Dreifaltigkeit auf, welchen letztern Ausdruck aber schon Luther nicht billigte. Die christliche Glaubenslehre versteht darunter die Eigenschaft des göttlichen Wesens, nach der es zwar nur ein Wesen sein, aber aus drei sich völlig gleichen und doch wesentlich unterschiedenen Personen bestehen soll, was freilich nicht wörtlich zu nehmen ist, sondern Unterscheidungen im göttlichen Wesen andeutet, welche andere Religionslehren in ähnlicher Weise auch aufstellen. Die h. Schrift enthält weder den Namen noch den Begriff der Dreieinigkeit, allein im N. T. wird neben ausdrücklicher Behauptung der Einheit Gottes, Gott als Vater, Sohn und h. Geist dargestellt. Nachdem aber im 2. Jahrh. Justinus der Märtyrer, einer der eifrigsten Vertheidiger des Christenthums, zuerst das Wort Trinitas dafür gebraucht, wurde zur Beseitigung der Streitigkeiten auf der allgemeinen Kirchenversammlung zu Nicäa 325 der Sohn, auf der zu Konstantinopel 381 der h. Geist Gott gleichgestellt und seit dem 4. Jahrh. jede Entfernung von dieser Glaubenslehre als Ketzerei bestraft. Im 16. Jahrh. entstanden neue Streitigkeiten über die Dreieinigkeitslehre in der protestantischen Kirche, welche sogar theilweise zu blutigen Händeln führten. Die Schwärmer und Mystiker aller Jahrhunderte haben auf diesen Glaubensartikel vorzugsweise hohe Wichtigkeit gelegt und gern über das Dunkle und Geheimnißvolle, das er in sich schließt, gegrübelt, obwol nicht die Lehre der Kirche, sondern das Wort Gottes die Richtschnur des Glaubens sein soll. – Das Dreieinigkeits- oder Trinitatisfest, ein kirchliches Fest zur Verehrung der göttlichen Dreieinigkeit, entstand zwar schon im 8. Jahrh., ward aber erst seit Anfang des 14. Jahrh. in der röm.-katholischen und später in der protestantischen Kirche allgemein begangen, und ist in der griech. Kirche unbekannt. Es fällt auf den ersten Sonntag nach Pfingsten und nach ihm werden bei den Protestanten die folgenden Sonntage des Kirchenjahrs als Sonntage nach Trinitatis gezählt, deren wenigstens 23 und höchstens 27 vorkommen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 593.
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