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Joy (2018)

österreichischer Spielfilm

Joy ist ein österreichischer Spielfilm von Sudabeh Mortezai aus dem Jahr 2018. Premiere war am 30. August 2018 im Rahmen der 75. Filmfestspiele von Venedig, wo der Film in die Sektion Giornate degli Autori eingeladen wurde.[2][3][4] Die Österreich-Premiere erfolgte auf der Viennale 2018,[5] am 18. Jänner 2019 kam der Film in die österreichischen Kinos.[6] Im ORF wurde der Film am 4. Juli 2021 erstmals ausgestrahlt.[7]

Film
Titel Joy
Produktionsland Österreich
Originalsprache Englisch, Deutsch
Erscheinungsjahr 2018
Länge 100 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Sudabeh Mortezai
Drehbuch Sudabeh Mortezai
Produktion Sabine Moser,
Oliver Neumann
Kamera Klemens Hufnagl
Schnitt Oliver Neumann
Besetzung

Handlung

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Joy ist eine junge Frau aus Nigeria, die in Wien als Prostituierte arbeitet. Einerseits möchte sie mit dem dadurch verdienten Geld ihre kleine Tochter und ihre Familie in Nigeria finanziell unterstützen, andererseits muss sie bei Madame, ihrer Zuhälterin, die früher selbst als Prostituierte gearbeitet hatte, ihre Schulden abbezahlen und sich damit von ihr freikaufen. Denn die Reise nach Europa mit Schleppern kostete tausende Euros und muss nun zurückgezahlt werden. Außerdem hat Joy in ihrer Heimat einen Juju-Schwur abgelegt, der es ihr verbietet, ihre Landsleute anzuzeigen. Nachdem die Freiheit in greifbarer Nähe scheint, überantwortet Madame ihr Precious, ein junges nigerianisches Mädchen, das sich nicht mit seinem Schicksal abfinden möchte.

Der Film erzählt von Frauen, die Opfer von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung wurden, er nimmt dabei durchgehend deren Perspektive ein und beleuchtet ein System, in dem die Rollen Ausbeuterin, Komplizin und Opfer fließend ineinander übergehen.[8][4][9]

Produktion und Hintergrund

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Gedreht wurde der Film vom 10. August 2017 bis zum 29. Jänner 2018 in Wien und Nigeria. Unterstützt wurde er vom Österreichischen Filminstitut und dem Filmfonds Wien, beteiligt war der ORF. Produziert wurde der Film von der österreichischen FreibeuterFilm. Für das Szenenbild zeichnete Julia Libiseller verantwortlich, für das Kostümbild Carola Pizzini und für den Ton Atanas Tcholakov.[6][8][10]

 
Sudabeh Mortezai und die Produ­zenten Sabine Moser und Oliver Neu­mann (2015)

Der Film ist der zweite Spielfilm von Sudabeh Mortezai nach Macondo (2014).[2] Für ihre Recherchen zum Film reiste die Regisseurin unter anderem nach Benin City, besuchte einen Juju-Priester und sprach mit Familien, deren Töchter in Europa leben. In Wien recherchierte sie bei Ämtern, Nichtregierungsorganisationen, der Polizei und in der nigerianischen Community.[11] Anstoß zu ihrem Projekt war das Sachbuch Ware Frau. Auf den Spuren moderner Sklaverei von Afrika nach Europa von Mary Kreutzer und Corinna Milborn.[9]

Im Mai 2019 wurde der Film ins Angebot von Netflix aufgenommen.[12][13]

Der Film wurde als österreichischer Kandidat für den besten internationalen Film für die Oscarverleihung 2020 ausgewählt, wurde jedoch wegen zu vieler englischer Passagen disqualifiziert. Bewerben durften sich nach den Regeln der Akademie nur Werke, deren Dialoge großteils nicht auf Englisch sind.[14]

2020 wurde der Film im Rahmen der Edition österreichischer Film von Hoanzl und dem Standard auf DVD veröffentlicht.[15]

Rezeption

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Matthias Greuling schrieb in der Wiener Zeitung, der Film biete einen tiefen Einblick in eine Welt, von der man wenig weiß. Aus langen Recherchen und Kontakten mit Aussteigerinnen und aktiv tätigen Prostituierten „spinnt Mortezai ein beklemmendes und packendes Porträt eines Systems, das von Menschenhandel, Missbrauch und Ausbeutung lebt und für zehntausende Frauen die beinharte Lebensrealität darstellt. Ihre durchwegs von Laien gespielten Figuren behandelt Mortezai liebevoll und mit großem Respekt. So, wie sie es auch verdienen.“[16]

Nancy Nenno führt in ihrer Besprechung für H-Black-Europe die moralische Ambiguität des Films und seine Weigerung, die Frauen zu beurteilen, als Stärke an. Sie stellt jedoch in Frage, ob die explizite visuelle Darstellung des Juju-Rituals zu Beginn des Films notwendig gewesen wäre oder ob sie nicht vielmehr einen voyeuristischen Exotismus befördere, der die Identifikation der Zuschauer und Zuschauerinnen mit den Sexarbeiterinnen behindere. Es besteht für Nenno jedoch kein Zweifel daran, dass der Film einen wichtigen Beitrag zur europäischen Debatte über Migration darstellt.[17]

Auszeichnungen und Nominierungen (Auswahl)

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Joy Alphonsus (Österrei­chischer Film­preis 2020)

Internationale Filmfestspiele von Venedig 2018 – Sektion Giornate degli Autori

  • Europa Cinemas Label – Best European Film[18][19]
  • Hearst Film Award – Best Female Director[20][19]

London Film Festival 2018

Chicago International Film Festival 2018

  • Auszeichnung mit dem Silver Hugo Special Jury Prize[23]

Viennale 2018

Internationales Filmfestival Marrakesch 2018

Filmfestival Max Ophüls Preis 2019[26]

  • Preis für den gesellschaftlich relevanten Film
  • Bester Schauspielnachwuchs (Joy Alphonsus)

Diagonale 2019

Schnitt-Preis 2019

  • Nominierung für den Filmstiftung NRW Schnitt Preis Spielfilm (Oliver Neumann)[29]

Österreichischer Kandidat für den besten internationalen Film für die Oscarverleihung 2020 (Disqualifiziert wegen eines zu hohen Sprachanteils in Englisch)[30][31]

Österreichischer Filmpreis 2020

  • Auszeichnung in der Kategorie Bester Spielfilm (Oliver Neumann, Sabine Moser, Sudabeh Mortezai)[32][33][34]
  • Auszeichnung in der Kategorie Beste weibliche Darstellerin (Joy Anwulika Alphonsus)
  • Auszeichnung in der Kategorie Beste Regie (Sudabeh Mortezai)
  • Auszeichnung in der Kategorie Bestes Drehbuch (Sudabeh Mortezai)
  • Nominierung in der Kategorie Beste Kamera (Klemens Hufnagl)
  • Nominierung in der Kategorie Bestes Kostümbild (Carola Pizzini)

Der Papierene Gustl 2020

  • Auszeichnung als bester österreichischer Film[35]

Literatur

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  • Sandra Folie: The White Continent of Night. Re-Imagining Europe in Women’s Neocolonial Enslavement Narratives: On Black Sisters’ Street and Joy, in: CompLit. Journal of European Literature, Arts and Society 6, 2, 2023, S. 91–115, DOI: 10.48611/isbn.978-2-406-16076-2.p.0091.
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Einzelnachweise

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  1. Alterskennzeichnung für Joy. Jugendmedien­kommission.
  2. a b Kleine Zeitung: 21 Filme rittern in Venedig um den Goldenen Löwen. Artikel vom 25. Juli 2018, abgerufen am 27. Juli 2018.
  3. Giornate degli autori: Joy. Abgerufen am 27. Juli 2018.
  4. a b Österreichisches Filminstitut: JOY beim Festival in Venedig. Abgerufen am 27. Juni 2018.
  5. orf.at: Viennale: Neue Chefin und „neue Energie“. Artikel vom 24. August 2018, abgerufen am 24. August 2018.
  6. a b Joy. In: Österreichisches Filminstitut. Abgerufen am 27. Juli 2018.
  7. ORF-Premiere: Joy. In: ORF.at. Abgerufen am 2. Juli 2021.
  8. a b Filmfonds Wien: Joy. Abgerufen am 26. Juli 2017.
  9. a b Interview mit Sudabeh Mortezai: „Ganz nahe an der Realität“. Artikel vom 18. Jänner 2019, abgerufen am 20. Jänner 2019.
  10. Joy bei crew united, abgerufen am 27. Juli 2018.
  11. Sozialdrama "Joy": Zunächst Opfer, dann Täterinnen. Artikel vom 16. Jänner 2019, abgerufen am 19. Jänner 2019.
  12. diepresse.com: Österreichischer Film „Joy“ sorgt auf Netflix für Furore. Artikel vom 31. Mai 2019, abgerufen am 31. Mai 2019.
  13. The Guardian: Streaming: Netflix's ode to Joy. Artikel vom 27. Mai 2019, abgerufen am 31. Mai 2019.
  14. Österreichs Oscar-Kandidat disqualifiziert. In: Die Presse. 11. November 2019, abgerufen am 10. Februar 2020.
  15. Der österreichische Film: #328: Joy. In: DerStandard.at. Abgerufen am 2. Oktober 2020.
  16. Wiener Zeitung: Joy: "Madame" ist gnadenlos. Artikel vom 16. Jänner 2019, abgerufen am 19. Jänner 2019.
  17. Nancy P. Nenno: Nenno on Mortezai, 'Joy'. In: H-Black-Europe. Februar 2020, abgerufen am 9. April 2024.
  18. Sudabeh Mortezai wins Europa Cinemas Venice Label (Memento vom 7. September 2018 im Internet Archive). Artikel vom 7. September 2018, abgerufen am 7. September 2018.
  19. a b Erfolg für Mortezais „Joy“ in Venedig: ORF-kofinanziertes Drama mit Europa Cinemas Label und Hearst Film Award ausgezeichnet. OTS-Meldung vom 7. September 2018, abgerufen am 7. September 2018.
  20. Sudabeh Mortezai wins the first Hearst Film Award (Memento vom 7. September 2018 im Internet Archive). Artikel vom 6. September 2018, abgerufen am 7. September 2018.
  21. 2018 competition winners announced at the 62nd BFI London Film Festival. Artikel vom 20. Oktober 2018, abgerufen am 23. Oktober 2018.
  22. Preise für Joy auf dem BFI London Film Festival. Artikel vom 22. Oktober 2018, abgerufen am 23. Oktober 2018.
  23. Cinema Chicago: Awards Announced for 54th Chicago International Film Festival. Abgerufen am 23. Oktober 2018.
  24. orf.at: Viennale 2018: Preisregen und gute Auslastung. Artikel vom 8. November 2018, abgerufen am 8. November 2018.
  25. Mortezais "Joy" holt Hauptpreis bei Filmfestival Marrakesch . Artikel vom 8. Dezember 2018, abgerufen am 9. Dezember 2018.
  26. Filmfestival Max-Ophüls-Preis: Die Preisträger·innen 2019. Abgerufen am 19. Jänner 2019.
  27. Diagonale 2019: Schauspielpreise. Abgerufen am 23. März 2019.
  28. Diagonale 2019: Diagonale-Preis Szenenbild und Kostümbild. Abgerufen am 23. März 2019.
  29. Nominierte für Schnitt Preise 2019 stehen fest. 20. August 2019, abgerufen am 27. August 2019.
  30. Joy von Sudabeh Mortezai geht ins Rennen um den Auslandsoscar. In: WKO News. 4. September 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. September 2019; abgerufen am 4. September 2019.
  31. Patrick Hipes: Austria’s Oscar Submission ‘Joy’ Disqualified For Language Rule. In: Deadline.com. 11. November 2019, abgerufen am 11. November 2019 (englisch).
  32. Nominierungen Österreichischer Filmpreis 2020. In: Akademie des Österreichischen Films. Abgerufen am 4. Dezember 2019.
  33. Christian Ude: Österreichischer Filmpreis: "Joy" ist der große Gewinner: Nur der Oscar fehlt. In: Kleine Zeitung. 30. Januar 2020, abgerufen am 30. Januar 2020.
  34. 10. Österreichischer Filmpreis: So lief die Gala ab: Der Live-Blog zum Nachlesen. In: Kleine Zeitung. 30. Januar 2020, abgerufen am 30. Januar 2020.
  35. "Parasite" ist "bester Film". In: Wiener Zeitung. 25. März 2020, abgerufen am 28. März 2020.