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Der Jüdische Nationalfonds (hebräisch קֶרֶן קַיֶּמֶת לְיִשְׂרָאֵל Qeren Qajjemet lə-Jisraʾel, deutsch ‚Beständiger Fonds für Israel‘; abgekürzt JNF oder KKL) in Jerusalem versteht sich als Teil der zionistischen Bewegung, die jüdischen Menschen das Leben in Israel ermöglichen soll. Er fördert Umweltprojekte in Israel und ist landesweit tätig in der Forstwirtschaft.[1] Der JNF finanziert sich durch private Spenden sowie Nachlässe.

JNF-Hauptquartier in Jerusalem
Eschtaol-Wald, gepflanzt vom JNF
Hulda-Wald
Goldenes Buch signiert von Theodor Herzl und Johann Kremenezky, Sammlung des Jüdischen Museums der Schweiz (Basel)

Geschichte

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JNF-Briefmarke, ca. 1915
 
JNF-Sammelbüchse
 
Baumpflanzungen in Gilboa, ca. 1960

Die Gründung eines entsprechenden Vereins forderte Hermann Schapira schon 1884 auf der Kattowitzer Konferenz, doch erst 1897 beschloss der 5. Zionistenkongress in Basel auf Schapiras Antrag die Gründung des Fonds.[2] Tatsächlich ins juristische Bestehen als Wegbereiter einer jüdischen Heimstatt trat der Jüdische Nationalfonds (JNF) 1901 mit seinem Hauptbureau in Wien auf Initiative Theodor Herzls geleitet von Johann Kremenezky.[3]

Ansinnen des JNF war zunächst Land im Heiligen Land zu erwerben, seinerzeit Teil des osmanischen Vilâyets Syrien, das der Fonds dann auf Dauer unveräußerlich hält und nur im Wege der Erbpacht an Juden zur Nutzung befristet überlässt, womit biblische Traditionen der Rechte zur Landnutzung wiederbelebt werden sollten.[2] Von 1907 bis 1914 leitete Max Bodenheimer als Direktor den J.N.F., dessen Hauptbureau in jenen Jahren in Köln seinen Sitz nahm.[4] Nach anfänglichem Aufbau begann der Ankauf von Ländereien in der Levante effektiv 1907 unter Bodenheimers Führung.[2]

Während des Ersten Weltkriegs verlegte der JNF sein Hauptbureau in Den Haag, geleitet von Direktor Nehemia de Lieme. Aus den neutralen Niederlanden wechselte der Hauptsitz 1920 nach London, von wo der Nationalfonds seinen Sitz endgültig 1922 nach Jerusalem verlegte, nachdem der Völkerbund Britannien das Mandat über das aus osmanischen Territorien neu gebildete Palästina erteilt hatte.

Eine führende Stellung im JNF nahm Menachem Ussishkin[5] ein. 1922 bis 1945 war Avraham Granott[6] (1890–1962) Direktor der Organisation. Bis 1948 betrieb sie vor allem den Landerwerb für jüdische Siedler im britischen Mandatsgebiet Palästina, gestützt auf finanzielle Hilfe durch Stifter in jüdischen Gemeinden weltweit. Das vom JNF erworbene Land wurde sogleich nach dem Kauf von ihm mit einem Wiederverkaufsverbot[5] belegt.

Seit Gründung des Staates Israel engagiert sich der Jüdische Nationalfonds bei der Kultivierung des Landes, u. a. durch die Anpflanzung von 260 Millionen Bäumen, Stand 2006. Seit einem Abkommen mit der israelischen Regierung im Jahre 1961 ist die Organisation für Aufforstung und Forstwirtschaft zuständig.[1] Eines dieser Projekte ist der „Wald der deutschen Länder“ den die Ministerpräsidenten der Bundesländer gemeinsam mit dem JNF im Jahr 1991 ins Leben riefen. 2016 wuchsen rund 500 000 Bäume, hauptsächlich Akazien, Johannisbrotbäume, Kiefern und Ölbäume nördlich von Beʾer Schevas in der Negev-Wüste.[7]

Der Schwerpunkt seiner Aktivitäten liegt seit zehn Jahren in der Bewirtschaftung und Vermehrung der knappen Wasserressourcen des Landes.

Vereinstätigkeit in Deutschland

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Der JNF nahm als eingetragener Verein 1901 seine Tätigkeit in Deutschland auf, musste aber in der NS-Zeit seine Tätigkeit einstellen. Der Fonds nahm 1953 mit Sitz in Düsseldorf wieder seine Tätigkeit in Deutschland auf. Der Hauptsitz der gemeinnützigen Organisation ist Düsseldorf – weitere Büros befinden sich in Berlin, Frankfurt am Main und München.

Rund 16.000 Spender in Deutschland unterstützen den Jüdischen Nationalfonds regelmäßig bei seinen Projekten zur Begrünung Israels. In Veranstaltungen, Vorträgen, Ausstellungen und Pflanzreisen klärt der Jüdische Nationalfonds über die Notwendigkeit der Wiederaufforstung Israels auf. Für besondere Verdienste um Israel wird einmal im Jahr der Goldene Olivenzweig als höchste Auszeichnung verliehen.

Die wichtigsten Projekte sind die Wiederbegrünung der Wüste Negev und der Bau von langfristig lebensnotwendigen Wasserreservoiren.

Die Aktionen und Projekte des JNF sollen ein Zeichen der Solidarität mit Israel setzen.

Der Fonds ist mit Deutschland in besonderer Weise über das Projekt Wald der deutschen Länder bei Lehavim verbunden. Durch die vielen Spenden aus Deutschland konnten bereits 420.000 Bäume im „Wald der deutschen Länder“ in Israel gepflanzt werden.

Weiterhin initiierte der JNF den Wald der Nationen, in dem im Namen von Staats- und Regierungschefs symbolisch Bäume als Zeichen der Verbundenheit gepflanzt werden. Im Juni 2013 protestierte der ehemalige Botschafter Südafrikas in Israel, Ismail Coovadia, gegen die Verwendung seines Namens für die Aufforstung des Geländes über dem zerstörten Beduinendorf al-Araqib. Er empfinde die Verwendung seines Namens durch den JNF als Verletzung seiner moralischen Integrität und Würde.[8]

In den letzten Jahren wurde verschiedentlich Kritik am JNF laut, darunter an der Politik des Keren Kajemeth LeIsrael (Finanzfonds für Israel) und der vom JNF betriebenen Geopolitik,[9] in dem Zusammenhang u. a. auch an der Israel Nature and Parks Authority[10] sowie an der Zusammenarbeit mit der rechtsradikalen Siedler-Organisation Elad bei der Vertreibung einer palästinensischen Familie aus Ostjerusalem.[11]

Umweltschutz und Kooperationen

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JNF-Bäume in der Wüste Negev. Künstliche Dünen halten das Regenwasser in einem Liman zurück und erschaffen eine Oase

Es gibt eine Reihe von Projekten, bei den der JNF und Beduinen eng zusammenarbeiten. Ziel dieser JNF-Projekte ist es, die Lebensqualität der Beduinenbevölkerung des Negev zu verbessern. So wurden in der Beduinenstadt Rahat ein Wasserreservoir errichtet und der „Gerar River Park“ und die dazugehörige Promenade angelegt. Um das Bewusstsein für die Umwelt zu verbessern, hat der JNF-KKL die „Clean-up Campaign“ ins Leben gerufen, bei der auf die Problematik der Umweltverschmutzung durch den Menschen hingewiesen wird. Ebenso hat der JNF Pflanzungen angelegt, die dazu dienen, durch Überweidung hervorgerufener Bodenerosion und Verwüstung entgegenzuwirken und die Bodenqualität zu verbessern. Dies kommt auch den Beduinen und ihren Herden zugute.[12]

Literatur

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  • Susan Nathan: The Other Side of Israel: My Journey Across the Jewish-Arab Divide. HarperCollins, 2005, ISBN 0-00-719510-9 (biografischer Bericht zu den Hintergründen der Aktivitäten des Jüdischen Nationalfonds in Israel).
  • Sie schenkten mir Dornen. Lübbe, Bergisch Gladbach 2005, ISBN 3-7857-2225-7.

Hauptsitze

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  • Jüdischer Nationalfonds e.V., Kaiserstraße 28, D-40479 Düsseldorf
  • Verein Jüdischer Nationalfonds (Schweiz), Keren Kayemeth Leisrael, Postfach, CH-8021 Zürich
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Commons: Jüdischer Nationalfonds – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b National report of Israel, Years 2003–2005, to the United Nations Convention to combat desertification (UNCCD). Juli 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Mai 2011; abgerufen am 13. März 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.unccd.int
  2. a b c Hugo Schachtel, „Keren Kajemeth LeJisrael“, in: Jüdisches Lexikon: Ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens: 4 Bände, Berlin: Jüdischer Verlag, 1927–1930. Band III: Ib–Ma (1929), Spalten 656–660, hier Sp. 656.
  3. Caspar Battegay, Naomi Lubrich: Jüdische Schweiz: 50 Objekte erzählen Geschichte. Hrsg.: Jüdisches Museum der Schweiz. Christoph Merian, Basel 2018, ISBN 978-3-85616-847-6, S. 138–141.
  4. Walter Lehn, “The Jewish National Fund”, in: Journal of Palestine Studies, Jg. 3, Nr. 4 (Sommer 1974), S. 74–96, hier S. 89.
  5. a b Lutz Fiedler: Matzpen – Eine andere israelische Geschichte (= Dan Diner [Hrsg.]: Schriften des Simon-Dubnow-Instituts. Nr. 25). 2. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017, ISBN 978-3-525-37056-8, S. 115.
  6. Lorenzo Kamel: Terra contesa – Israele, Palestina e il peso della storia. In: Collana Frecce. Nr. 345. Carocci editore, Roma 2022, ISBN 978-88-290-1450-7, S. 82.
  7. Kristina Bellach: Bäume für Israel. In: Weser-Kurier. 3. Februar 2016, abgerufen am 14. März 2020.
  8. Fatima Asmal: Not in my name, rages SA diplomat. In: Mail & Guardian (Südafrika). 14. Juni 2013, abgerufen am 27. Januar 2023.
  9. "Slumstories": Video über Zerstörung des Beduinendorfs al-Araqib. In: Amnesty International Schweiz. 10. März 2011, abgerufen am 11. März 2011.
  10. Zafrir Rinat: „JNF using trees to thwart Bedouin growth in Negev“. In: Haaretz. 8. Dezember 2008, abgerufen am 7. Januar 2011.
  11. Nir Hasson: Jewish National Fund Working to Evict Palestinian Family From East Jerusalem. In: Haaretz, 2. Januar 2018; Bradley Burston: Netanyahu's Israel is Teaching the World How to Fight Occupation. In: Haaretz, 3. Januar 2018.
  12. http://www.kkl.org.il/kkl/english/main_subject/environmental_quality/international%20cleanup%20day%202010%20in%20israel.x