Tempel des Hercules Victor (Rom)
Der Tempel des Hercules Victor („siegreicher Herkules“; zuweilen auch Hercules Olivarius genannt), zutreffender wäre es, von Rundtempel am Tiber oder Rundtempel am Forum Boarium zu sprechen, ist ein antiker Tempel im Forum Boarium in Rom.[1] Der runde, allseitig von Säulen umstandene Tempel ist der älteste in Rom erhaltene Marmorbau.
Die Ähnlichkeit mit den Resten des Tempels der Vesta auf dem Forum Romanum verleitete früher zu der Annahme, dass es sich auch hier um ein Heiligtum der Vesta gehandelt habe. Doch die Zuschreibung zu Herkules, der in Rom hoch verehrt wurde, ist mittlerweile gesichert. Eine fragmentarische Inschrift auf einer Statuenbasis nennt Hercules Olivarius. Dieser Beiname kann daher rühren, dass der Bauherr – ein reicher Kaufmann namens Marcus Octavius Herrenus – möglicherweise mit Öl gehandelt hat.
Erbaut um 120 v. Chr., hat der Tempel einen Durchmesser von 14,8 Metern und besteht aus einem zentralen, kreisrunden Kultraum (Cella), der von 19 über zehn Meter hohen Säulen umstanden ist (eine Säule fehlt; sie diente vielleicht als Spolie in einem anderen Bau). Die Kapitelle sind korinthisch, die Basen aus Tuffstein.
Diese Säulen trugen ursprünglich einen Architrav. Dieser ist ebenso wenig wie das originale Dach erhalten. Die Wände und die Säulen stammen jedoch noch aus der Erbauungszeit; sie bilden das älteste erhaltene Gebäude aus Marmor in Rom.
Im Jahr 1132 wurde der Tempel in eine dem heiligen Stephanus geweihte Kirche umgewandelt und dadurch erhalten. Sie diente vielen Baumeistern der Renaissance als Inspiration. Im 17. Jahrhundert wurde sie zu Santa Maria del Sole umgewidmet.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ „Die Benennung des Tempels ergibt sich aus seiner Lage in der Nähe der Porta Trigemina und aus einem Block mit einer zum Teil erhaltenen Inschrift, die den Namen des Hercules Olivarius nennt.“ (Arachne, Universität Köln; abgerufen am 7. November 2013)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Filippo Coarelli: Il foro boario: dalle origini alla fine della repubblica. Quasar, Rom 1988, S. 180–204.
- Filippo Coarelli: Hercules Olivarius. In: Eva Margareta Steinby (Hrsg.): Lexicon Topographicum Urbis Romae. Band 3. Quasar, Rom 1996, S. 19–20
- Filippo Coarelli: Hercules Victor, aedes (ad Portam Trigeminam). In: Eva Margareta Steinby (Hrsg.): Lexicon Topographicum Urbis Romae. Band 3. Quasar, Rom 1996, S. 22–23.
- Filippo Coarelli: Rom. Ein archäologischer Führer. Philipp von Zabern, Mainz 2000, S. 308–310.
- Johannes Lipps: Der Rundtempel am Tiber und die Wiederherstellung der alten Heiligtümer durch Augustus. In: Archäologischer Anzeiger. 2011, S. 21–30
- Matthew P. Loar: Hercules, Mummius, and the Roman Triumph in Aeneid 8. In: Classical Philology. Band 112, 2017, S. 45–62 (online).
- Domenico Palombi, Hercules Victor, aedes et signum. In: Eva Margareta Steinby (Hrsg.): Lexicon Topographicum Urbis Romae. Band 3. Quasar, Rom 1996, S. 23–25.
- Samuel Ball Platner, Thomas Ashby: Aedes Herculis Victoris. In: A Topographical Dictionary of Ancient Rome. Oxford University Press, London 1929, S. 256–258 (online).
- Friedrich Rakob, Wolf-Dieter Heilmeyer: Der Rundtempel am Tiber in Rom (= Sonderschriften des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom. Band 2). Philipp von Zabern, Mainz 1973, ISBN 978-3-8053-0068-1.
- Adam Ziolkowski: Mummius’ temple of Hercules Victor and the Round Temple on the Tiber. In: Phoenix. Band 42, 1988, S. 309–33.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dorian Borbonus, Lothar Haselberger: Round Temple: Tiberis auf Digital Augustan Rome
Koordinaten: 41° 53′ 19,5″ N, 12° 28′ 50,7″ O