Wohl dem, der sich auf seinen Gott
Bachkantate | |
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Wohl dem, der sich auf seinen Gott | |
BWV: | 139 |
Anlass: | 23. Sonntag nach Trinitatis |
Entstehungsjahr: | 1724 |
Entstehungsort: | Leipzig |
Gattung: | Choralkantate |
Solo: | S A T B |
Chor: | SATB |
Instrumente: | 2Oa 2Vl Va Bc |
Text | |
Johann Christoph Rube, unbekannt | |
Liste der Bachkantaten |
Wohl dem, der sich auf seinen Gott (BWV 139) ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte die Choralkantate 1724 in Leipzig für den 23. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 12. November 1724 erstmals auf. Sie basiert auf dem Kirchenlied von Johann Christoph Rube (1692).
Geschichte und Worte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bach komponierte die Kantate 1724 in seinem zweiten Amtsjahr in Leipzig für den 23. Sonntag nach Trinitatis. Die vorgeschriebenen Lesungen waren Phil 3,17–21 LUT, „Unser Wandel ist im Himmel“, und Mt 22,15–22 LUT, die Fangfrage nach dem Zinsgroschen, die Jesus beantwortet mit: „Gebt dem Kaiser …“. Die Kantate basiert auf dem gleichnamigen Kirchenlied in fünf Strophen von Johann Christoph Rube (1692).[1] Es wird auf die Melodie von „Machs mit mir, Gott, nach deiner Güt“ von Johann Hermann Schein (1628) gesungen.[2] Ein unbekannter Textdichter behielt die erste und letzte Strophe im Wortlaut bei als Sätze 1 und 6 der Kantate und arbeitete die Binnenstrophen zu einer abwechselnden Folge von Arien und Rezitativen um. Aus Strophen 2 entwickelte er Satz 2, Satz 3 schrieb er neu mit Bezug auf das Evangelium, aus den Strophen 3 und 4 leitete er die Sätze 4 und 5 ab. Nach Hans-Joachim Schulze könnte es sich bei dem Dichter um Andreas Stöbel handeln, einen früheren Ko-Rektor der Thomasschule, der über die nötigen theologischen Kenntnisse verfügte.[3]
Bach führte die Kantate erstmals am 12. November 1724 auf, weitere Aufführungen folgten zwischen 1732 und 35 sowie zwischen 1744 und 47.[3] Für den zweiten Satz existiert die Stimme einer obligaten Violine, doch die Stimme eines zweiten Obligat-Instruments fehlt, das eine weitere Violine oder Oboe d’amore gewesen sein könnte.[4][5]
Besetzung und Aufbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kantate ist kammermusikalisch besetzt mit vier Solisten, Sopran, Alt, Tenor und Bass, vierstimmigem Chor, zwei Oboen d’amore, zwei Violinen, Viola und Basso continuo.
- Coro: Wohl dem, der sich auf seinen Gott
- Aria (Tenor): Gott ist mein Freund; was hilft das Toben
- Recitativo (Alt): Der Heiland sendet ja die Seinen
- Aria (Bass): Das Unglück schlägt auf allen Seiten
- Recitativo (Sopran): Ja, trag ich gleich den größten Feind in mir
- Choral: Dahero Trotz der Höllen Heer!
Musik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Eingangschor ist eine Choralphantasie, Die Instrumente spielen unabhängige konzertante Kammermusik, der Sopran singt die Melodie als cantus firmus, die Unterstimmen interpretieren den Text, der im ersten Abschnitt das kindliche Vertrauen des Gläubigen behandelt, im zweiten „alle Teufel“, denen er „wohlvergnügt“ widersteht, so der dritte Abschnitt.[6] Die Tonart ist E-Dur, zu Bach’s Zeit eine eher selten verwendete Tonart.[5]
In der Tenor-Aria erscheint das Motiv auf die Worte „Gott ist mein Freund“ wieder und wieder instrumental.[5] In Satz 4, einer Bass-Aria mit Solo-Violine und den Oboi d’amore unisono wechselt Bach nahtlos von lauter, doppelt punktierter Musik zu friedlichen Klängen im 6/8-Takt auf den Text „Doch plötzlich erscheinet die helfende Hand“.[6] Der Schlusschoral ist ein schlichter vierstimmiger Satz.
Einspielungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bach Cantatas Vol. 5 – Sundays after Trinity II’. Karl Richter, Münchener Bach-Chor, Münchener Bach-Orchester, Edith Mathis, Trudeliese Schmidt, Ernst Haefliger, Peter Schreier, Dietrich Fischer-Dieskau. Archiv Produktion, 1978.
- Die Bach Kantate Vol. 58. Helmuth Rilling, Gächinger Kantorei, Bach-Collegium Stuttgart, Inga Nielsen, Helen Watts, Adalbert Kraus, Philippe Huttenlocher. Hänssler, 1980.
- J. S. Bach: Das Kantatenwerk, Folge 34 – BWV 136–139. Nikolaus Harnoncourt, Tölzer Knabenchor, Concentus Musicus Wien, Solist des Tölzer Knabenchors, Paul Esswood, Kurt Equiluz, Robert Holl. Teldec, 1982.
- J. S. Bach: Cantatas (21st & 23rd Sunday after Trinity). John Eliot Gardiner, Monteverdi Choir, English Baroque Soloists, Katharine Fuge, Derek Lee Ragin, Julian Podger, Gotthold Schwarz. Soli Deo Gloria, 1998.
- J. S. Bach: Complete Cantatas Vol. 11. Ton Koopman, Amsterdam Baroque Orchestra & Choir, Lisa Larsson, Annette Markert, Christoph Prégardien, Klaus Mertens. Antoine Marchand, 1999.
- Bach Edition Vol. 11 – Cantatas Vol. 5. Pieter Jan Leusink, Holland Boys Choir, Netherlands Bach Collegium, Marjon Strijk, Sytse Buwalda, Nico van der Meel, Bas Ramselaar. Brilliant Classics, 1999.
- J. S. Bach: Cantatas Vol. 28 – Cantatas from Leipzig 1724 – BWV 26, 62, 116, 139. Masaaki Suzuki, Bach Collegium Japan, Yukari Nonoshita, Robin Blaze, Makoto Sakurada, Peter Kooi. BIS, 2004.
- J. S. Bach: Kantate BWV 139 „Wohl dem, der sich auf seinen Gott“. Rudolf Lutz, Schola Seconda Pratica, Susanne Frei, Antonia Frey, Johannes Kaleschke, Ekkehard Abele. DVD. Gallus Media, 2008.
- als CD: Bach-Kantaten No. 7. BWV 28, 139, 159. Gallus Media, 2013.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alfred Dürr: Johann Sebastian Bach: Die Kantaten. Bärenreiter, Kassel 1999, ISBN 3-7618-1476-3
- Werner Neumann: Handbuch der Kantaten J.S.Bachs, 1947. 5. Auflage. 1984, ISBN 3-7651-0054-4
- Hans-Joachim Schulze: Die Bach-Kantaten: Einführungen zu sämtlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs. Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig, ISBN 3-374-02390-8; Carus-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-89948-073-2 (Edition Bach-Archiv Leipzig)
- Christoph Wolff/Ton Koopman: Die Welt der Bach-Kantaten Verlag J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2006, ISBN 978-3-476-02127-4
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kantate BWV 139: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- Kantate BWV 139 „Wohl dem, der sich auf seinen Gott“. bei Bach Cantatas Website (englisch)
- Kantate BWV 139 „Wohl dem, der sich auf seinen Gott“ auf bach cantatas Website
- „Wohl dem, der sich auf seinen Gott“ auf der Bach-Website
- BWV 139 Wohl dem, der sich auf seinen Gott Text, Aufbau und Besetzung auf der persönlichen Homepage von Walter F. Bischof bei der University of Alberta
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wohl dem, der sich auf seinen Gott / Text and Translation of Chorale. bach-cantatas.com, 2011, abgerufen am 5. November 2012 (englisch).
- ↑ Chorale Melodies used in Bach’s Vocal Works / Machs mit mir, Gott, nach deiner Güt. bach-cantatas.com, 2006, abgerufen am 5. November 2012 (englisch).
- ↑ a b Christoph Wolff: The Leipzig church cantatas: the chorale cantata cycle (II: 1724–1725). 1999, S. 7 (englisch, bach-cantatas.com [PDF; abgerufen am 5. November 2012]).
- ↑ Klaus Hofmann: Wohl dem, der sich auf seinen Gott, BWV 139, BWV 139 / Happy the Man who in his God. (PDF; 4,0 MB) bach-cantatas.com, 2005, S. 13, abgerufen am 6. November 2012.
- ↑ a b c Julian Mincham: Chapter 24 BWV 139 Wohl dem, der sich auf seinen Gott. jsbachcantatas.com, 2010, archiviert vom am 3. Juni 2012; abgerufen am 7. November 2012 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b John Eliot Gardiner: Cantatas for the Twenty-third Sunday after Trinity / Winchester Cathedral. (PDF; 158 kB) bach-cantatas.com, 2010, S. 11, abgerufen am 6. November 2012 (englisch).