Achiqar

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Achiqar war nach einer auf einem aus dem fünften Jahrhundert v. Chr. stammenden und in Elephantine gefundenen Papyrus überlieferten achämenidischen Erzählung der Kanzler des babylonischen Königs Asarhaddon (7. Jahrhundert v. Chr.). Er fiel durch die Verleumdung seines eigenen Sohnes zeitweise in Ungnade. Die Erzählung ist eine Rahmenhandlung für eine Spruch- und Fabelsammlung und weist unter anderem Parallelen zur akkadischen Weisheitsliteratur auf, obwohl kein akkadischer Wortschatz bemerkbar ist. Ein verwendetes altägyptisches Lehnwort sowie auffällig starke Einflüsse aus der Region Kanaan verweisen auf eine Herkunft aus dem südsyrischen-libanesischen Raum.

Die Sprüche des Achiqar wurden frühestens kurz nach Zusammenbruch des assyrischen Reiches Anfang des sechsten Jahrhunderts v. Chr. und spätestens 500 v. Chr. verfasst. Die Überlieferung setzt sich aus zahlreichen Einzelsprüchen zusammen. Ein readaktionelles Gesamtkonzept scheint daher nicht vorgelegen zu haben. Dem Redaktor lagen augenscheinlich verschiedenste Spruchsammlungen vor. Neben Parallelen zur altägyptischen Literatur liegt eine große Nähe zu israelisch-jüdischen Weisheitstexten vor. Wesentlich geringer ist der übereinstimmende Anteil bezüglich mesopotamischer Quellen.

Reflexe der Achiqar-Gestalt finden sich in den deuterokanonischen Büchern Judit und Tobit. Außerdem existieren Übersetzungen und Bearbeitungen des Stoffes in zahlreiche Sprachen des Nahen und Mittleren Ostens.

Literatur

  • Ingo Kottsieper: Die Geschichte und die Sprüche des weisen Achiqar. In: Otto Kaiser, Günter Burkhard: TUAT, Bd. 3, Lieferung 2: Weisheitstexte II. Mohn, Gütersloh 1991, ISBN 3-579-00073-X, S. 320–347.
  • Ingo Kottsieper: Die Sprache der Ahiqarsprüche. BZAW 194. Berlin 1990. ISBN 3-11-012331-2
  • Bruno Meissner: Das Märchen vom weisen Achiqar. Der Alte Orient 16,2. Leipzig 1917.
  • Herbert Niehr: Aramäischer Ahiqar. JSHRZ.NF 2/2. Gütersloh 2007. ISBN 978-3-579-05244-1
  • J. C. VanderKam: Ahiqar, Book of, in: The Anchor Bible Dictionary, Vol. 1, New York 1992, S. 119–20.