Rolle
Erscheinungsbild
Rolle (Deutsch)
[Bearbeiten]Substantiv, f
[Bearbeiten]Singular | Plural | |
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Nominativ | die Rolle | die Rollen |
Genitiv | der Rolle | der Rollen |
Dativ | der Rolle | den Rollen |
Akkusativ | die Rolle | die Rollen |
Worttrennung:
- Rol·le, Plural: Rol·len
Aussprache:
- IPA: [ˈʁɔlə]
- Hörbeispiele: Rolle (Info), Rolle (Österreich) (Info)
- Reime: -ɔlə
Bedeutungen:
- [1] drehbares, kreisförmiges Rad oder Walze, zum Beispiel:
- [1a] Technik: mit einer Rille versehene Scheibe zum Umlenken eines Seiles
- [1b] Technik: etwas walzenförmig Zusammengerolltes oder -gewickeltes
- [1c] Technik: Mangel, eine Maschine, die aus zwei parallelen Walzen im geringen Abstand besteht, von der zumindest eine angetrieben wird; mit Hilfe einer Mangel kann ein Werkstoff gestreckt werden
- [1d] Technik: Rad, das weder angetrieben wird, noch Drehmomente überträgt
- [1f] Technik: walzenförmiger Anhänger eines Traktors
- [1g] Angelsport: Vorrichtung, auf der die Angelschnur aufgewickelt wird
- [2] darstellende Kunst: Figur in einem Drama oder der dazugehörige Text
- [3] übertragen: entscheidender oder einflussreicher Faktor, bedeutende Funktion
- [4] Soziologie: Menge der Erwartungen an eine Person in einem System (zum Beispiel in der Gesellschaft, der Familie, dem Unternehmen)
- [5] Sport: Übung beim Turnen, bei welcher der Körper um die eigene Quer- oder Längsachse gedreht wird
- [6] Bergbau: schachtartige Verbindung von einer höher gelegenen Strecke zu einer daruntergelegenen, durch welche Material von oben nach unten geschüttet werden kann
- [7] Luftfahrt: Kunstflugfigur, bei der das Flugzeug sich um die Längsachse dreht
- [8] Informatik: Eigenschaft, insbesondere Berechtigungen, eines Benutzers in der IT-Infrastruktur einer Firma (englisch user role → en)
- [9] Seefahrt: festgelegte Aufgabenverteilung der Besatzungsangehörigen eines Schiffes bei bestimmten Tätigkeiten (zum Beispiel Manöverrollen, Notrollen)
Herkunft:
- etymologisch:
- [1] belegt seit frühneuhochdeutscher Zeit[1]
- [2] mittelhochdeutsch rolle, im 15. Jahrhundert von französisch von rôle → fr entlehnt, das auf lateinisch rotula → la „Rädchen“ zurückgeht. Die Bedeutung [2] stammt von der Schriftrolle, auf welcher der antike Schauspieler seinen Text stehen hatte.[2] Daraus entwickelten sich wohl die Bedeutungen [3] und [4].
- [3] belegt seit dem 18. Jahrhundert[3]
Synonyme:
- [1a] Laufrolle, Umlenkrolle
- [1c] Mangel
- [1f] Walze
- [1g] Spule
- [5] Purzelbaum
- [8] Benutzerrolle
Verkleinerungsformen:
- [1] Röllchen
Unterbegriffe:
- [1] Biskuitrolle, Blumenfolienrolle, Briefmarkenrolle, Buchrolle, Drahtrolle, Farbrolle, Folienrolle, Frühlingsrolle, Führungsrolle, Garnrolle, Geldrolle, Gesetzesrolle, Handtuchrolle, Innenrolle, Kabelrolle, Käserolle, Kleberolle/Klebrolle, Klopapierrolle, Klosettrolle, Kontaktrolle, Küchenrolle, Logrolle, Löschrolle, Münzrolle, Nackenrolle, Papierrolle, Papyrusrolle, Pergamentrolle, Schaumrolle, Schlauchrolle, Schlummerrolle, Schreibrolle, Schriftrolle, Stacheldrahtrolle, Stielkasserolle, Tapetenrolle, Teigrolle, Thorarolle, Tragrolle, Wäscherolle, Zitronenrolle
- [1b] Seilrolle
- [1, 2] Filmrolle
- [2] Bombenrolle, Bühnenrolle, Charakterrolle, Chargenrolle, Doppelrolle, Episodenrolle, Fernsehrolle, Filmrolle, Gastrolle, Glanzrolle, Heldenrolle, Hosenrolle, Kastratenrolle, Kinorolle, Nebenrolle, Paraderolle, Serienrolle, Spielrolle, Sprechrolle, Statistenrolle, Theaterrolle, Titelrolle
- [2, 3] Hauptrolle
- [2, 4] Frauenrolle
- [3] Reviewrolle
- [4] Außenseiterrolle, Erzieherrolle, Favoritenrolle, Führerrolle, Führungsrolle, Gefechtsrolle, Geschlechterrolle/Geschlechtsrolle, Mittlerrolle, Mutterrolle, Opferrolle, Pionierrolle, Schlüsselrolle, Vaterrolle, Vermittlerrolle, Vordenkerrolle, Vorreiterrolle, Zuschauerrolle
- [5] Eskimorolle, Flugrolle, Hechtrolle, Luftrolle
- [8] Softwarerolle
- [*] übertragen: Handwerksrolle, Musterrolle, Patentrolle, Stammrolle, Wappenrolle, Zeichenrolle, Zunftrolle
Beispiele:
- [1] Der Stuhl hat Rollen, er lässt sich leicht verschieben.
- [1] Ein Flaschenzug enthält mehrere Rollen, die ein Seil jeweils um 180° umlenken.
- [1] Bei einem Bandschleifer wird das Band über eine Rolle geführt.
- [1] Es ist nur noch eine Rolle Klopapier übrig.
- [2] Der Schauspieler gefiel in der Rolle des Hamlet.
- [2] „Die Rolle des Oberon war nicht riesig, aber doch eine gewichtige.“[4]
- [3] Bei der AIDS-Bekämpfung spielt Aufklärung eine ganz besondere Rolle.
- [3] „[In Japan] war man sehr fokussiert auf das Leid nach den Atombomben und hat sich nicht damit auseinandergesetzt, welche Rolle man selbst gespielt hat.“[5]
- [4] Die Gruppe drängte den Mann in die Rolle des Außenseiters.
- [4] „Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Rolle der Frau in einer Gesellschaft und der Grammatik ihrer Sprache.“[6]
- [4] „Wieland selbst trat in einer ganz neuen literarischen Rolle auf, als politischer Journalist.“[7]
- [4] „Heute weiß ich: Es hätte eine Überprüfung auch der eigenen Rolle erfordert, unbedeutend wie sie gewesen sein mag.“[8]
- [5] Der Turner machte eine Rolle.
- [6] Bei der Steinkohlenförderung wird das Material von oben nach unten durch die Rolle geschüttet.
- [7] „Hiervon macht vor allem der Kunstflieger mit seinen Figuren wie Loopings, Steilkehren, Spiralen, Trudeln, Rückenkreisen, Gestoßenen und Gesteuerten Rollen Gebrauch.“[9]
- [7] Der Kunstflieger flog zwei aufeinanderfolgende Rollen.
- [8] Jeder Arbeitnehmer hat eine Rolle in der IT-infrastruktur der Firma.
- [9] Die Rolle des jungen Seefahrer war Matrose.
Redewendungen:
- keine Rolle spielen - "bedeutungslos sein"
- umgangssprachlich von der Rolle sein - "die Konzentration verloren haben", "aus dem Konzept gebracht worden sein", "die Linie verloren haben" (leitet sich von den Steherrennen im Radsport ab, wo ein Fahrer fast alle Chance verliert, wenn er den Kontakt zu seinem Schrittmacher und damit den Windschatten verliert)
Charakteristische Wortkombinationen:
Wortbildungen:
- Adjektive: rollenförmig, rollengemäß, rollenspezifisch
- Substantive: Rollenbahn, Rollenbesetzung, Rollenbild, Rollendruck, Rollenerfüllung, Rollenerwartung, Rollenfach, Rollengestaltung, Rolleninkompatibilität, Rollenklischee, Rollenkompatibilität, Rollenkonflikt, Rollenkonzept, Rollenlager, Rollenmanagement, Rollenmarke, Rollenmodell, Rollenmuster, Rollenporträt, Rollenspiel, Rollenstudium, Rollentabak, Rollentausch, Rollentext, Rollentheorie, Rollenträger, Rollentyp, Rollenübernahme, Rollenverhalten, Rollenverständnis, Rollenverteilung, Rollenwechsel, Rollenzug, Rollenzuschreibung, Rollenzuweisung, Rollenzwang
- Verben: rollieren
Übersetzungen
[Bearbeiten]- [1a, 2, 4–6, 7, 8] Wikipedia-Artikel „Rolle“
- [1b, 1c, 2, 4, 6] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Rolle“
- [1a, 1b, 2–5, 7] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Rolle“
- [*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „Rolle“
- [1a, 1b, 2–5] The Free Dictionary „Rolle“
- [1a-c, 2, 4, 5, 7] Duden online „Rolle“
- [1, 2, 4, 5, 7] Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Rolle“ auf wissen.de
- [6] wissen.de – Lexikon „Rolle (Bergbau)“
- [*] wissen.de – Lexikon „Rolle (Buchwesen)“
- [7] wissen.de – Lexikon „Rolle (Kunstflug)“
- [1] wissen.de – Lexikon „Rolle (Maschinenbau)“
- [9] wissen.de – Lexikon „Rolle (Schifffahrt)“
- [4] wissen.de – Lexikon „Rolle (Soziologie)“
- [2] wissen.de – Lexikon „Rolle (Theater)“
- [5] wissen.de – Lexikon „Rolle (Turnen)“
- [*] Wahrig Synonymwörterbuch „i-rolle“ auf wissen.de
- [*] Wahrig Synonymwörterbuch „Rolle (Theater)“ auf wissen.de
- [*] Wahrig Herkunftswörterbuch „Rolle“ auf wissen.de
Quellen:
- ↑ Wolfgang Pfeifer [Leitung]: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1993, ISBN 3-423-03358-4 , Stichwort „Rolle“.
- ↑ Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742 , Stichwort: „Rolle“, Seite 770.
- ↑ Wolfgang Pfeifer [Leitung]: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1993, ISBN 3-423-03358-4 , Stichwort „Rolle“.
- ↑ Karl Heinz Bohrer: Granatsplitter. Erzählung einer Jugend. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2014, ISBN 978-3-423-14293-9 , Seite 198. Erstausgabe 2012.
- ↑ Björn Rosen, Moritz Honert: Evolutionsbiologe Jared Diamond – „Zum ersten Mal gibt es die Möglichkeit eines weltweiten Kollapses“. In: Der Tagesspiegel Online. 30. Mai 2019 (URL, abgerufen am 2. Juni 2019) .
- ↑ Daniel Scholten: Denksport Deutsch. Wer hat bloß die Gabel zur Frau und den Löffel zum Mann gemacht?. dtv, München 2016, ISBN 978-3-423-26134-0, Seite 114.
- ↑ Jan Philipp Reemtsma, in Zusammenarbeit mit Fanny Esterházy: Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur. C. H. Beck, München 2023, ISBN 978-3-406-80070-2, Seite 351.
- ↑ Anatol Regnier: Jeder schreibt für sich allein. Schriftsteller im Nationalsozialismus. 2. Auflage. btb, München 2022, ISBN 978-3-442-77183-7, Seite 9. 1. Auflage 2022.
- ↑ Siegbert A. Warwitz: Sinnsuche im Wagnis. Leben in wachsenden Ringen. Erklärungsmodelle für grenzüberschreitendes Verhalten. Schneider, Baltmannsweiler 2016, ISBN 978-3-8340-1620-1 , Seite 93.
Substantiv, m, f, Nachname
[Bearbeiten]Singular m | Singular f | Plural 1 | Plural 2 | |||
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Nominativ | der Rolle (Rolle) |
die Rolle (Rolle) |
die Rolles | die Rolle | ||
Genitiv | des Rolle des Rolles Rolles |
der Rolle (Rolle) |
der Rolles | der Rolle | ||
Dativ | dem Rolle (Rolle) |
der Rolle (Rolle) |
den Rolles | den Rolle | ||
Akkusativ | den Rolle (Rolle) |
die Rolle (Rolle) |
die Rolles | die Rolle | ||
siehe auch: Grammatik der deutschen Namen |
Anmerkung:
- Der mündliche, umgangssprachliche Gebrauch des Artikels bei Nachnamen ist nicht einheitlich. Norddeutsch gebraucht man tendenziell keinen Artikel, mitteldeutsch ist der Gebrauch uneinheitlich, in süddeutschen, österreichischen und schweizerischen Idiomen wird der Artikel tendenziell gebraucht.
- Für den Fall des Artikelgebrauches gilt: der „Rolle“ – für männliche Einzelpersonen, die „Rolle“ im Singular – für weibliche Einzelpersonen; ein und/oder eine „Rolle“ für einen Angehörigen und/oder eine Angehörige aus der Familie „Rolle“ und/oder der Gruppe der Namenträger. Die im Plural gilt für die Familie und/oder alle Namenträger gleichen Namens. Der schriftliche, standardsprachliche Gebrauch bei Nachnamen ist prinzipiell ohne Artikel.
Worttrennung:
- Rol·le, Plural: Rol·les
Aussprache:
- IPA: [ˈʁɔlə]
- Hörbeispiele: Rolle (Info), Rolle (Österreich) (Info)
- Reime: -ɔlə
Bedeutungen:
Namensvarianten:
Bekannte Namensträger: (Links führen zu Wikipedia)
Beispiele:
- [1] Der Karl Rolle ist einer unserer fleißigsten Mitarbeiter.
Substantiv, m
[Bearbeiten]Singular | Plural | |
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Nominativ | der Rolle | die Rolle |
Genitiv | des Rolle | der Rolle |
Dativ | dem Rolle | den Rolle |
Akkusativ | den Rolle | die Rolle |
Worttrennung:
- Rol·le, Plural: Rol·le
Aussprache:
- IPA: [ˈʁɔlə]
- Hörbeispiele: Rolle (Info), Rolle (Österreich) (Info)
- Reime: -ɔlə
Bedeutungen:
- [1] schwäbisch: männliche Hauskatze
Synonyme:
- [1] Kater, Katzenrolle
Gegenwörter:
- [1] Kätzin
Beispiele:
- [1] Vor dem Fenster sitzt ein jaulender Rolle.
Übersetzungen
[Bearbeiten] [*] Übersetzungen umgeleitet
Für [1] siehe Übersetzungen zu Kater |
- [1] Hermann Fischer, Wilhelm Pfleiderer: Schwäbisches Wörterbuch. In 6 Bänden. Laupp, Tübingen 1904–1936, DNB 560474512 : Band 5, Seite 388
Substantiv, n
[Bearbeiten]Singular | Plural | |
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Nominativ | das Rolle | —
|
Genitiv | des Rolle | —
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Dativ | dem Rolle | —
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Akkusativ | das Rolle | —
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Worttrennung:
- Rol·le, kein Plural
Aussprache:
- IPA: [ˈʁɔlə]
- Hörbeispiele: Rolle (Info), Rolle (Österreich) (Info)
- Reime: -ɔlə
Bedeutungen:
- [1] schwäbisch, kindersprachlich: ein Wässerchen, Pipi
Synonyme:
- [1] Pipi
Beispiele:
- [1] Mama, ich muss dringend ein Rolle machen!
Charakteristische Wortkombinationen:
- [1] ein Rolle machen
Übersetzungen
[Bearbeiten] [*] Übersetzungen umgeleitet
Für [1] siehe Übersetzungen zu Pipi |
- [1] Hermann Fischer, Wilhelm Pfleiderer: Schwäbisches Wörterbuch. In 6 Bänden. Laupp, Tübingen 1904–1936, DNB 560474512 : Band 5, Seite 389