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Ampel

Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch
Dieser Eintrag war in der 27. Woche
des Jahres 2024 das Wort der Woche.
Singular Plural
Nominativ die Ampel die Ampeln
Genitiv der Ampel der Ampeln
Dativ der Ampel den Ampeln
Akkusativ die Ampel die Ampeln
[1] von einem byzantinischen Maler des 10. Jahrhunderts angefertigtes Gemälde, das den Evangelisten Lukas unter dem Licht einer Ampel lesend darstellt
[2] in vielen europäischen Ländern übliche Phasen einer Ampel
[2] Ampel für Kraftfahrer und Straßenbahnführer
[2] Ampel für Fußgänger und Radfahrer
[4] Frau, die sich auf einem Markt Ampeln anschaut
[4] mit Petunien bepflanzte Ampel
[4] an einer Hausfassade angebrachte Ampel

Worttrennung:

Am·pel, Plural: Am·peln

Aussprache:

IPA: [ˈampl̩]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Ampel (Info), Lautsprecherbild Ampel (Österreich) (Info)
Reime: -ampl̩

Bedeutungen:

[1] (kleinere, schalenförmige) von der Decke hängende Lampe
[2] mit Lichtsignalen ausgestattete Anlage, die zur Regelung des Straßenverkehrs dient
[3] übertragen zu [2]; bundesdeutscher Jargon der Politik: Koalition aus SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen
[4] hängendes Gefäß, in dem Topfpflanzen gehalten werden

Herkunft:

Bei »Ampel« handelt es sich um ein seit dem 10. Jahrhundert[1][2] bezeugtes Lehnwort aus dem Lateinischen, dessen althochdeutsche Formen ampulla → goh[1][2] und ampla → goh[2] lauteten und im Mittelhochdeutschen die Formen ampulle → gmh[2] und ampel → gmh[1][2] (vergleiche auch mittelniederdeutsch apolle → gml[2], appolle → gml[1][2], appulle → gml[2], mittelniederländisch ampulle → dum[1][2], appulle → dum[2]) ergaben. Alle Formen bezeichneten mehr oder weniger ein ‚kleines Gefäß für Öl oder andere Flüssigkeiten‘, welches zumeist zu gottesdienstlichen Zwecken bestimmt war[2] und im Mittelalter vor allem die »Ewige Lampe« – ein von der Decke herabhängendes, fortwährend brennendes Öllämpchen – in der Kirche bezeichnete.[1][2] In spätmittelhochdeutscher Zeit bezeichnete es im Oberdeutschen auch andere Hängelampen,[1] ab dem 14. Jahrhundert die häusliche Lichtquelle, seit dem 16. Jahrhundert konkurrierte es mit »Lampe«[2] und wurde in neuerer Zeit von diesem zurückgedrängt.[1] Als Kurzwort für »Verkehrsampel« ‚(ursprünglich über der Kreuzung hängend angebrachte) Lichtsignalgeber zur Regelung des Straßenverkehrs‘ erfuhr es eine Neubelebung in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts[1][2] und bezeichnet heute moderne (im allgemeinen nicht mehr hängende) Verkehrsregler.[1]
Wie bereits eingangs angedeutet, stellen die althochdeutschen Formen eine Entlehnung aus lateinisch ampulla → lakolbenförmiges Gefäß mit zwei Henkeln, kleine Flasche’ dar, welches seinerseits über die (nicht bezeugten, aber rekonstruierten) Formen *amporla, *ampurla sowie auf die (erschlossenen) Formen *amphorula, *amporula zurückgeht (vergleiche »Ampulle«, »Pulle«), bei denen es sich wiederum um diminutive Formen von amphora → laTongefäß mit zwei Henkeln‘ (vergleiche »Eimer«) handelt.[2] Das lateinische Wort amphora → la wurde aus gleichbedeutend griechischem ἀμφορεύς (amphoreus→ grc entlehnt.[2] Hierbei handelt es sich um eine haplologische Kontraktion (Zusammenziehung) von ἀμφιφορεύς (amphiphoreus→ grc, welches aus ἀμφί (amphi→ grcbeidseitig, ringsum‘ und φορεύς (phoreus→ grcTräger‘ (zu φέρειν (pherein→ grcheben, tragen‘) zusammengesetzt ist, somit eigentlich ‚Zweiträger‘ bedeutet und also einen Krug bezeichnete, der beiderseits getragen wurde.[2]

Synonyme:

[2] Verkehrsampel
[2] Deutschland amtlich: Lichtzeichenanlage
[2] Deutschland, Schweiz amtlich: Lichtsignalanlage
[2] Österreich amtlich: Verkehrslichtsignalanlage
[2] Schweiz: Blinklicht, Rotlicht
[3] Ampelkoalition, Rot-Gelb-Grün-Koalition
[4] Hängeampel

Sinnverwandte Wörter:

[1] Lampion, Laterne, Pendellampe, Pendelleuchte
[4] Gehänge

Gegenwörter:

[1] Kronleuchter, Lüster/österreichisch: Luster
[2] Verkehrsschild, Verkehrszeichen, schweizerisch: Signal
[2] Verkehrspolizist
[3] Jamaika/Schwampel, Rot-Grün, Rot-Rot, Rot-Rot-Grün, Schwarz-Gelb, Schwarz-Grün, Schwarz-Rot/Große Koalition
[4] Blumenkübel, Kübel

Oberbegriffe:

[1] Hängelampe, Lampe
[2] Anlage
[3] Koalition
[4] Gefäß

Unterbegriffe:

[2] Fußgängerampel, Verkehrsampel
[4] Blumenampel
[*] übertragen: Lebensmittelampel, Überschuldungsampel

Beispiele:

[1] Das Licht einer Ampel entsteht durch das Verbrennen von Öl oder durch das Hineinstellen einer oder mehrerer brennender Kerzen.
[1] „Kiffhäuser ist der Berg genannt,
Und drinnen ist eine Höhle;
Die Ampeln erhellen so geisterhaft
Die hochgewölbten Sääle.“[3]
[1] bildlich: „Die strahlende Sonne war seine Ampel.[4]
[2] Die Ampel war rot, als ich sie überfuhr.
[2] „Das kleine Städtchen Ilulissat liegt 250 Kilometer nördlich des Polarkreises, hat fünftausend Einwohner und ebenso viele Schlittenhunde, einhundert angemeldete Autos, aber keine Ampel.[5]
[2] „Jetzt gab es sogar Ampeln und ein Windrad.“[6]
[2] „Die Ampel an der nächsten Kreuzung stand auf rot.“[7]
[2] „Im Lehrtheater lernt das Kind, wie eine Ampel funktioniert, wie man sicher eine Straße überquert, welche Verkehrszeichen, Einrichtungen oder Menschen helfen, wo Verführer und Gefahren lauern und wie man sich gegen sie wehren kann.“[8]
[3] Die Koalitionsverhandlungen scheinen auf eine Ampel hinauszulaufen.
[3] „Dabei sollten die Optionen einer Ampel mit SPD und FDP ebenso ausgelotet werden wie eine rot-rot-grüne Koalition.“[9]
[3] „‚Eine inhaltliche Grundlage für eine sogenannte Ampel sehe ich derzeit nicht‘, sagte Westerwelle im ARD-Morgenmagazin.“[10]
[3] „Finanzminister Peer Steinbrück, der zuvor Sympathien für eine Fortsetzung der großen Koalition hatte erkennen lassen, bezeichnete die Ampel ebenfalls als eine Option, bei der es aber auf die FDP ankomme.“[11]
[3] „Doch für eine Auferstehung der Grünen aus der Opposition wäre nach allen bisherigen Szenarien ein Dreierbündnis nötig: Entweder SPD-FDP-Grüne (‚Ampel‘) oder Union-FDP-Grüne (‚Jamaika‘) oder SPD-Linkspartei-Grüne (‚Rot-Rot-Grün‘).“[12]
[3] „Dass die SPD mit aller Macht versuchen dürfte, eine Ampel zu realisieren, kommt wenig überraschend.“[13]
[3] „‚Es ergibt keinen Sinn, eine Partei durch solche Debatten stark zu reden, die um ihre parlamentarische Existenz bangen muss‘, sagt Fraktionschef Jürgen Trittin über die Ampel, ‚das ist der Grund, warum wir Grünen darauf setzen, Schwarz-Gelb bei der nächsten Bundestagswahl restlos abzulösen.‘“[14]
[3] „Aber gerade weil die vermeintlichen Wunschoptionen so vage bleiben, wird sich das Interesse früh auf die arithmetisch machbaren und politisch halbwegs realistischen Alternativen richten. Die Große Koalition, Schwarz-Grün und die Ampel.[15]
[4] Die Pflanze kommt besonders gut in der Ampel zur Geltung.
[4] „Ich habe hier so meine hübsche Ampel mit meinem Schlinggewächs.“[16]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1, 4] eine Ampel aufhängen
[2] die Ampel steht auf Rot/Gelb/Grün, zeigt Rot/Gelb/Grün, zeigt rotes/gelbes/grünes Licht, umgangssprachlich: ist rot/gelb/grün; die Ampel ist auf Rot/Gelb/Grün gesprungen; eine Ampel überfahren; umgangssprachlich: bei Rot über die/eine Ampel fahren
[3] eine Ampel bilden, als Ampel koalieren/koalisieren

Wortbildungen:

[1] Ampelschirm
[2] Ampelanlage, Ampelfrau, Ampelkarte, Ampelkreuzung, Ampelmännchen (→ Ampelmann), Ampelphase, Ampelschaltung, Ampelwald, Busampel, Fahrradampel, Fußgängerampel
[3] Ampelbündnis, Ampelkoalition, Ampelpartei, Ampelpartner, Ampelregierung, Schwampel
[4] Ampelpflanze, Ampelsteinbrech

Übersetzungen

[Bearbeiten]
[1, 2, 4] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 1. Band A–Bedi, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04743-7, DNB 96540756X, Seite 188.
[1, 2, 4] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 131.
[1, 2, 4] Duden online „Ampel
[1, 2] Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Ampel“ auf wissen.de
[1] wissen.de – Lexikon „Ampel
[1, 2, 4] Wikipedia-Artikel „Ampel
[1, 2, 4] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Ampel
[2, 4] The Free Dictionary „Ampel
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalAmpel
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Ampel
[1] Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart. 4., umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. 19 Bände. Altenburg 1857–1865 „Ampel
[*] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Ampel
[1, 4] Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1905–1909, Stichwort „Ampel“ (Wörterbuchnetz), „Ampel“ (Zeno.org)
[1, 4] Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon (5. Auflage 1911) „Ampel

Quellen:

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Seite 39.
  2. 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 2,10 2,11 2,12 2,13 2,14 2,15 2,16 Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Ampel
  3. Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen. Bei Hoffmann und Campe, Hamburg 1844, Seite 67 (Zitiert nach Google Books).
  4. Gerhart Hauptmann: Der Narr in Christo Emanuel Quint. Roman. S. Fischer, Berlin 1910, Seite 58 (Zitiert nach Google Books).
  5. Tilman Bünz: Wer das Weite sucht. Skandinavien für Fortgeschrittene. btb Verlag, München 2012, ISBN 978-3-442-74359-9, Seite 44.
  6. Bernd Gieseking: Das kuriose Finnland Buch. Was Reiseführer verschweigen. S. Fischer, Frankfurt/Main 2014, ISBN 978-3-596-52043-5, Seite 222.
  7. Charles Bukowski: Ausgeträumt. Roman. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1997 (übersetzt von Carl Weissner), ISBN 3-423-12342-7, Seite 92. Englisches Original 1994.
  8. Siegbert A. Warwitz: Verkehrserziehung vom Kinde aus. Wahrnehmen–Spielen–Denken–Handeln. 6. Auflage. Schneider Verlag, Baltmannsweiler 2009, ISBN 978-3-8340-0563-2, Seite 252.
  9. Sabine Beikler: Berliner Koalitionspoker: Zweifel und Zustimmung in der SPD für eine Ampel. In: Der Tagesspiegel Online. 23. Oktober 2001 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  10. Bundestagswahlkampf: Grüne und SPD werben für Ampel – FDP ziert sich. In: Welt Online. 15. September 2008, ISSN 0173-8437 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  11. FDP gegen Koalition mit SPD und Grünen: „Wir sehen bei Ampel rot“. In: sueddeutsche.de. 16. September 2009, ISSN 0174-4917 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  12. Stephan Löwenstein: Kleiner Parteitag der Grünen: Schöner als in der Karibik. In: FAZ.NET. 20. September 2009 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  13. Florian Gathmann, Veit Medick: Angebot an SPD und Grüne: FDP lässt die Ampel blinken. In: Spiegel Online. 11. Mai 2010, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  14. Gordon Repinski: SPD denkt über Koalitionen nach: Eiern um die Ampel. In: taz.de. 29. Februar 2012, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  15. Matthias Geis: Bundestagswahl 2013: Berliner Paarungsverhalten. In: Zeit Online. Nummer 12, 15. März 2012, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  16. Wilhelm Raabe: Der Lar. Eine Oster-, Pfingst-, Weihnachts- und Neujahrsgeschichte. 3. Auflage. Verlag von Otto Janke, Berlin 1903 (Zitiert nach Projekt Gutenberg).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Ampelografie, amper, Amper, Amsel, Pampel
Anagramme: Lampe, Palme