Ärzteschaft
S3-Leitlinie zu malignen Ovarialtumoren aktualisiert
Montag, 4. Mai 2020
Berlin – Im Leitlinienprogramm Onkologie ist eine aktualisierte Fassung der S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren“ erschienen. An der Arbeit daran haben sich 29 Fachgesellschaften und Organisationen beteiligt, federführend war die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).
Die Autoren haben unter anderem neue Studienergebnisse zum operativen Vorgehen aufgenommen: Diese zeigen laut den Autoren zum Beispiel, dass die prophylaktische Entfernung von Lymphknoten das progressionsfreie Überleben oder das Gesamtüberleben nicht verbessert.
„Bei Patientinnen, die makroskopisch tumorfrei sind und keine klinisch auffälligen Lymphknoten aufweisen, soll bei einem fortgeschrittenen Ovarialkarzinom deshalb auf eine pelvine und paraaortale Lymphonodektomie verzichtet werden“, sagte der Leitlinienkoordinator Uwe Wagner vom Universitätsklinikum Marburg.
Aktualisierte Empfehlungen gibt es auch für den Einsatz von sogenannten PARP-Inhibitoren. Diese Gruppe von Arzneistoffen verhindert, dass Krebszellen einen durch ein Zytostatikum verursachten DNA-Schaden reparieren.
„Bei Patientinnen mit aggressivem high-grade Ovarialkarzinom im Stadium III/IV und nachgewiesener BRCA-Mutation sollte nach der platinhaltigen Erstlinientherapie eine Erhaltungstherapie mit einem PARP-Inhibitor erfolgen“, so Wagner.
Fünf bis zehn Prozent aller an Eierstockkrebs erkrankten Patientinnen haben eine erbliche Vorbelastung. Das Erkrankungsrisiko bei erblich bedingtem Eierstockkrebs lässt sich oftmals durch eine vorsorgliche Entfernung der Eierstöcke reduzieren. Bisher bezog sich diese Empfehlung ausschließlich auf Patientinnen mit einer sogenannten BRCA1- oder BRCA2-Mutation.
In der neuen Leitlinienversion wird nun die Beratung zu einer prophylaktischen beidseitigen Eierstockentfernung auch für Frauen empfohlen, die eine deletäre Keimbahnmutation in einem der anderen bekannten Hochrisikogene aufweisen.
Ovarialkarzinome werden laut den Autoren häufig erst in späten Stadien diagnostiziert. Deshalb seien die Überlebensaussichten oft relativ schlecht. Im Jahr 2016 erkrankten 7.350 Frauen neu an Eierstockkrebs, 5.486 starben daran. „Nach dem Brust- ist der Eierstockkrebs somit die zweithäufigste tödliche gynäkologische Krebserkrankung“, so die Leitlinienautoren.
Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Krebshilfe tragen das Leitlinienprogramm Onkologie gemeinsam. Das Programm umfasst mittlerweile 26 S3-Leitlinien, die zu einem großen Teil auch als laienverständliche Patientenleitlinien vorliegen. © hil/aerzteblatt.de