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Naumann

[719] Naumann, 1) Johann Gottlieb (Amadeus), geb. 17. April 1741 in Blasewitz bei Dresden; ein schwedischer Virtuos nahm ihn von Dresden, wo er die Schule besuchte, mit nach Italien, wo ihn Tartini unter seine Schüler aufnahm. Nach drei Jahren ging er nach Neapel, benutzte später in Bologna den Unterricht des Pater Martini u. lebte dann in Venedig; 1765 wurde er kurfürstlicher Kirchencomponist in Dresden u. daselbst Oberkapelldirector. Später beschäftigte er sich vorzüglich mit Kirchenmusik u. componirte z.B. das Vaterunser (Text von Klopstock) u. das Oratorium Die Pilger. N. st. 23. Octbr. 1801 in Dresden. Seine beliebtesten Opern sind: Kora (1780), Orpheus (1785), Acis u. Galathee (1801); La dama soldato, 1786. Vgl. Meißners Bruchstücke zur Biographie N-s, Prag 1803, 2 Thle. 2) Johann Andreas, geb. 1744 in Ziebigk bei Köthen, widmete sich dort auf einem Gute der Landwirthschaft u. Ornithologie u. starb daselbst 1826; er schr.: Der Vogelsteller, Lpz. 1789; Beschreibung aller Feld-, Wald- u. Wasservögel, Köthen 1795; Naturgeschichte der Land- u. Wasservögel des nördlichen Deutschlands, Lpz. 1795–1804, 22 Hefte, u. Aufl., fortgesetzt von dem Folgenden, 1805–11, 27 Hefte, u. neueste Lpz. 1820–27, 5 Bde. 3) Johann Friedrich, Sohn des Vor., geb. 1780 in Ziebigk, wurde Professor u. Inspector des Ornithologischen Museums des Herzogs von Anhalt-Köthen u. starb 15. August 1857 in Ziebigk. Er nahm Antheil an der von seinem Vater herausgegebenen Naturgeschichte der Vögel, Lpz. 1822–44, 12 Bde., fertigte dazu die Zeichnungen, stach auch gegen 500 Platten in Kupfer u. schr.: Taxidermie, Halle 1815, 2. A. 1848; Über den Haushalt der nördlichen Seevögel Europas, Lpz. 1824; gab auch mit Ch. A. Buhle heraus: Die Eier der Vögel Deutschlands, Halle 1819–27, 5 Hefte; mit G. Gräfe: Naturgeschichte nach allen drei Reichen, Eisleb. 1834 f. 4) Karl Friedrich, ältester Sohn von N. 1), geb. 30. Mai 1798 in Dresden, studirte seit 1816 in Freiberg, Leipzig u. Jena Mineralogie u. Geognosie, unternahm 1821–22 eine wissenschaftliche Reise nach Norwegen, wurde 1823 Privatdocent in Jena, 1824 in Leipzig, 1826 Professor der Krystallographie u. Geognosie an der Bergakademie in Freiberg u. 1842 Professor der Mineralogie an der Universität in Leipzig; er schr.: Beitrag zur Kenntniß Norwegens, Lpz. 1824, 2 Bde.; Versuch einer Gesteinslehre, ebd. 1824; Grundriß der Krystallographie, ebd. 1825; Lehrbuch der Mineralogie, Berl. 1828; Lehrbuch der reinen u. angewandten Krystallographie, Lpz. 1830, 2 Bde.; Erläuterungen zur geognostischen Karte von Sachsen, Dresd. 1836–40, 5 Hefte; Anfangsgründe der Krystallographie, ebd. 1841, 2. A. Lpz. 1854; Elemente der Mineralogie, Lpz. 1846, 4. A. 1855; Lehrbuch der Geognosie, ebd. 1850, 2. A. 1857, u.a.m. 5) Moritz Ernst Adolf, Bruder des Vor., geb. 1799 in Dresden, wurde 1824 Privatdocent der Medicin in Leipzig, 1825 Professor in Berlin u. 1828 in Bonn; er schr.: Kritische Untersuchungen u. allgemeine Polaritätsgesetze, Lpz. 1822; Über die Grenzen zwischen Philosophie u. Naturwissenschaften, Lpz. 1823; Skizzen aus der allgemeinen Pathologie, ebd. 1824; Über die Gemeingefühle, ebd. 1827; Handbuch der allgemeinen Semiotik, Berl. 1826; Theorie der praktischen Heilkunde, ebd. 1827; Handbuch der medicinischen Klinik, ebd. 1829–39, 2. A. 1848; Versuch eines Beweises für die Unsterblichkeit der Seele, Bonn 1830; Grundzüge der Contagienlehre, ebd. 1833; Pathogenie,[719] Berl. 1841 ff., 3 Bde.; Allgemeine Pathologie u. Therapie, ebd. 1851; Ergebnisse u. Studien aus der medicinischen Klinik zu Bonn, Lpz. 1858. 6) Constantin August, Bruder des Vor., geb. 9. März 1800 in Dresden, wurde 1827 Professor der reinen Mathematik an der Bergakademie in Freiberg u. st. hier 21. Nov. 1851. 7) Emil, Sohn von N. 5), geb. 1827 in Berlin, genoß den Unterricht Mendelssohn-Bartholdys u. wurde bald als Hofkirchenmusikdirector am königlichen Domchorinstitut in Berlin angestellt. 1851 unternahm er eine Reise nach Rom. Er componirte das Oratorium Christus der Friedensbote, mehre Psalmen u. Messen u. schr.: Über die Einführung des Psalmengesanges in der Evangelischen Kirche, Berl. 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 719-720.
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