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Guiana

[296] Guiāna oder Guayana heißt die große Landstrecke im nordöstl. Südamerika zwischen dem Amazonenstrome, dem Rio negro, dem Orinoco und dem atlant. Oceane, deren Küstenlänge mehr als 200 deutsche M. beträgt. Das Innere, welches zum großen Theile noch wenig erforscht ist, wird von der Sierra Parime durchzogen. Dorthin verlegte man früher das Goldland (s. Eldorado), von welchem so viel gefabelt wurde und zu dessen Aufsuchung seit 1545 häufig Expeditionen unternommen wurden. Erst 1635 gründeten Franzosen die erste Niederlassung in G.; bald nachher siedelten sich auf einem andern Punkte der Küste Engländer an, denen später Holländer folgten. G. hat überall flache Küsten und ist noch jetzt zumeist mit Urwäldern bedeckt, oder besteht aus Savannen mit dem üppigsten Pflanzenwuchse. Das Klima ist heiß, feucht und ungesund. Ein großer Theil des Landes wird alljährlich zu gewissen Jahreszeiten fast ganz unter Wasser gesetzt. Das Land hat eine große Productenfülle; alle Südfrüchte, besonders Granatäpfel, Feigen und Limonien gedeihen vortrefflich, nicht weniger Reis, Zucker und Kaffee, welche die Hauptausfuhr bilden; die von den Molukken hierher verpflanzten Gewürze kommen gleichfalls gut fort; der Cacao wächst wild, Vanille und Indigo sind einheimisch; vortreffliche Holzarten sind im Überflusse vorhanden; desgleichen Cocos, Bananen, Pataten, Maniok und Ananas; aber auch an giftigen Pflanzen fehlt es nicht. Von Insekten und Amphibien, unter denen eine auf den Bäumen lebende Eidechsenart, die Iguana, für einen Leckerbissen gilt, wimmelt G.; besonders zahlreich sind die Schlangen- und Krokodilarten; von vierfüßigen Thieren nennen wir nur den Jaguar, Kuguar, viele Affenarten und den Aguti. Diese große geographische Region ist unter fünf verschiedene Mächte vertheilt. Was zwischen den Flüssen Essequebo und Orinoco liegt, gehört zur colomb. Republik Venezuela und bildet das Departement Orinoco. Die Strecke zwischen dem innern Gebirge und dem Fluß Oyapoc nördl. und dem Amazonenstrome südl., ist ein Theil des Kaiserthums Brasilien. Den Küstensaum zwischen dem Oyapoc, dem Gebirge und dem Essequebo haben Europäer inne; bebaut ist aber auch dieser letztere nur an der Küste und an den Stromufern. Im Innern haben entlaufene Sklaven drei im Jahre 1809 von den Europäern als unabhängig anerkannte Negerrepubliken: Auka, Sarameca und Cottica gegründet. – Das brit. G., ein etwa 50 M. langer Küstenstrich vom Flusse Corentyn bis nordöstl. vom Essequebo, hat etwa 150,000 Einw., unter diesen nur 15,000 Weiße, und zerfällt in die beiden Statthalterschaften Essequebo-Demerara und Berbice; Hauptstadt ist Georgetown oder Stabroek, eine blühende Handelsstadt mit etwa 10,000 Einw.; Neu-Amsterdam, ebenfalls engl., ist in holländ. Geschmacke erbaut. – Niederländ. G. mit etwa 70,000 Einw. bildet den schönsten Theil und ist von den Holländern mehrfach mit Kanälen durchzogen. Von den engl. Besitzungen wird es durch den Corentyn, von den franz. durch den Maroni getrennt. Sitz des Statthalters ist Paramaribo, unweit der Mündung des Surinam, eine der schönsten Städte in Südamerika, hat breite Straßen, die mit Orangen-, Citronen-und [296] Tammarindenbäumen besetzt sind; der Hafen wird durch das Fort Zeelandia gedeckt, und der Handel ist sehr beträchtlich. – Franz. G., mit etwa 25–30,000 Einw., liegt zwischen den Flüssen Maroni und Oyapoc; Hauptstadt ist Cayenne auf einer Insel, mit etwas über 3000 Einw.; es werden von hier, außer andern Landesproducten, besonders Gewürznelken und Cayennepfeffer ausgeführt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 296-297.
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