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Baedeker, Familie

[18] Baedeker, Familie. Bremen ist der Stammort der Buchdrucker- und Buchhändlerfamilie der Baedeker; seit Anfang des 18. Jahrhunderts war sie in Rheinland und Westfalen ansässig geworden. Als Stammvater wird Diederich B., Buchdrucker aus Bremen, geb. am 22. September 1680, genannt, der sich in Bielefeld niederließ und durch Heirat der Buchdruckerwitwe J. Fränkner eine Buchdruckerei erwarb; er starb 1716, seine Witwe verheiratete sich mit dem Buchdrucker Süvern aus Bielefeld und Diederichs Sohn Gottschalk Diederich, geb. am 4. November 1713 (gest. am 9. 4. 1784), trat als Lehrling in des Stiefvaters Druckerei ein, verließ dieselbe 1730 und kaufte am 8. März 1737 die Stadtbuchdruckerei der freien Reichsstadt Dortmund, um hier nach Erhalt des Privilegs als Stadtbuchdrucker und Verleger zu wirken. Er verlegte damals das bedeutende Steinensche Geschichtswerk »Versuch einer Westfälischen Geschichte«, gab aber 1755 seinen ganzen Verlag an die Meyersche Buchhandlung in Lemgo (gegr. 1676) ab. Baedecker gründete am 16. 1. 1769 die erste Dortmunder Zeitung. Friedrich Gottschalk Heinrich, sein ältester Sohn, geb. am 2. Dezember 1741, führte das Geschäft weiter, starb aber kinderlos am 6. April 1797 und seine Witwe verkaufte die Druckerei an die Firma Blothe & Co. – Diederich Baedeckers zweiter Sohn, Zacharias Gerhard Diederich, geb. am 19. September 1750, war gleichfalls Buchdrucker und erheiratete 1775 die frühere Wohllebensche Buchdruckerei in Essen, die nebenbei Zeitungs- und Schulbücher-Verlag pflegte. Er starb am 19. August 1800 als »Fürstlicher Essendischer Hofbuchdrucker«. Sein Sohn Gottschalk Diederich B., geb. am 13. Juli 1778, wurde bereits 1798 sein Nachfolger, er ist der Begründer der hochangesehenen Firma.

G. D. Baedeker in Essen, die nach seinem am 23. März 1841 erfolgten Tode zunächst sein Neffe Julius Baedeker für Rechnung der Witwe verwaltete, bis am 1. Januar 1844 die beiden jüngsten[18] Söhne Eduard, geb. 1817 und Julius, geb. 1821, Inhaber wurden. Eduard Baedeker starb 1879, für ihn trat sein Sohn Gustav Baedeker, geb. 1848, als Teilhaber ein. Julius Baedeker, gest. 1898, schied am 1. Januar 1891 aus der Firma und übertrug seinen Besitzanteil seinem Sohne Diedrich Baedeker, geb. 1850. Die Firma beschäftigt sich mit Verlag, Sortiment, Buchdruckerei, Schriftgießerei, Stereotypie, Galvanotypie und Buchbinderei und pflegt hauptsächlich pädagogische Litteratur und Ingenieurwissenschaft. Erwähnt seien Diesterwegs Wegweiser, die Lehrbücher von Koppe, Kellners Werke, Schulbücher von Spieß, Heilermann, Diekmann, Schultz, Aug. Heinecke, die Liedersammlungen Erks und W. Greefs, die bereits in 1335 Auflagen erschienene Haesterssche Fibel, sowie P. Stühlens Ingenieur-, der Berg- und Hüttenkalender, Messerschmidts Maschinenwesen. Die bei B. täglich 3 mal erscheinende Rheinisch-Westfälische Zeitung wurde gegründet als »Neueste Essendische Nachrichten von Staats- und Gelehrten-Sachen«, 1738-1762, hieß dann »Essendische Zeitung von Staats- und Kriegs-Sachen«, 1763-1798, »Allgemeine Politische Nachrichten«, 1799-1859 und »Essener Zeitung«, 1860 bis 1882. – Der Begründer des jetzt in Leipzig befindlichen weltbekannten Reisebücherverlags.

Karl Baedeker, war am 3. November 1801 zu Essen geboren, besuchte dort und in Hagen die Schule, um 1817 in die buchhändlerische Lehre zu Mohr & Winter in Heidelberg zu treten. 1819-1822 studierte er auf der Heidelberger Universität, war 1823-1825 Gehilfe bei Georg Reimer in Berlin, machte eine größere Reise durch Deutschland und gründete im Juni 1827 sein Geschäft zu Koblenz. Sein erster Verlagsartikel war »Kleins Rheinreise«, von der Rohlingschen Buchhandlung erworben, die er zeitgemäß umarbeitete und erweiterte nach dem System John Murrays in London. Die Baedekerschen Reiseführer, alle auf eigener Anschauung beruhend, sind seither weltbekannt geworden, sie behandeln neben Deutschland und Oesterreich die Niederlande, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Palästina, Rußland, Schweden, die Schweiz, Aegypten in deutscher sowie auch zum Teil in englischer und französischer Sprache; eine Reihe hat die 25. Auflage längst hinter sich. Zu den Reisebüchern kommen noch verschiedene Sprachführer und ein viersprachiges Konversationsbuch, sowie eine Anzahl Schulbücher, wie die geschichtlichen und geographischen Leitfäden von W. Pütz, die Grammatiken von Knebel, Probst u. a. 1859 nahm Karl B. seinen Sohn Ernst, geb. am 26. Oktober 1833, als Teilhaber in sein Geschäft auf, das[19] dieser nach seinem am 4. Oktober des gleichen Jahres erfolgten Tode für eigene Rechnung übernahm. Ernst B. starb aber leider schon in seinem 28. Lebensjahre, am 23. Juli 1861 und sein jüngerer Bruder Karl, geb. am 25. Januar 1837, den er als Hilfe im Sortiment schon einige Jahre besessen, übernahm das Geschäft, in das 1869 Fritz Baedeker als Teilhaber eintrat. 1870 wurde die Sortimentsabteilung an Fr. Denkert und Wilh. Groos verkauft, die sie unter der Firma Wilh. Groos weiterführten. – 1872 wurde die Verlagshandlung nach Leipzig verlegt und befindet sich seit 1878 im Alleinbesitze von Fritz Baedeker.

Julius Theodor Baedeker, geb. am 18. Dezember 1814 als der Sohn des Apothekers Baedekers in Witten ist Begründer der Firma

Julius Baedeker Verlag in Leipzig. Er empfing seine Schulbildung zu Witten und Essen, um dann in die buchhändlerische Lehre zu W. Langewiesche in Iserlohn und 1837 als Freiwilliger beim Militär einzutreten. Am 16. Dezember desselben Jahres ließ er sich als Student der Universität Halle immatrikulieren, um Geschichte und Philosophie zu hören, war nach kurzem Aufenthalt in Potsdam dann in der Handlung seines Onkels G. D. Baedecker in Essen thätig, nach dessen Tode er 2 Jahre das Geschäft für Rechnung der Witwe führte. Am 1. September 1843 begründete er ein Sortimentsgeschäft in Elberfeld und begann seine Thätigkeit als Verleger. Er verlegte 1847 eine Prachtbibel, ließ im folgenden Jahre »H. Davidis Gartenbuch« folgen und erstand von F. H. Nieten in Mülheim »Coutelles Pharus am Meere des Lebens«, das nun in 3. Auflage bei ihm erschien. 1846 eröffnete er eine Filiale in Iserlohn, gab seit 1847 dort das »Wochenblatt für den Kreis Iserlohn« heraus und fügte 1849 noch eine Druckerei hinzu. Ferner eröffnete er in Gummersbach eine Filiale, die aber 1849 wieder erlosch. 1852 zog er ganz nach Iserlohn und verkaufte sein Elberfelder Sortiment an A. Martini und C. Grüttefien, die es unter der Firma Baedekersche Buch- und Kunsthandlung weiterführten; seit 23. Januar 1897 als Aktiengesellschaft. – B. starb am 26. März 1880, seinen beiden Söhnen Hugo (geb. 24. November 1874) und Julius (geb. 22. Mai 1855) das Geschäft hinterlassend. 1883 verkauften diese das Sortiment an Herm. Hähn, das dieser unter der Firma J. Baedekers Sortiments-Buchhandlung weiterführte und verlegten 1887 den Verlag nach Leipzig.

Hugo Baedeker in Mülheim a. Ruhr, Enkel von G. D. Baedecker in Essen, begründete am 1. Oktober 1877 seine[20] Firma als Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung; sie ging 1879 an seine Mutter Johanna geb. Klönne über, die das Geschäft am 1. Juli 1882 an den jetzigen Besitzer Ewald Pungs verkaufte.

Quellen: Börsenblatt 1841, 1859, 1860, 1878, Schulz, Adreßbuch 1867, Hunsrücker Chronist 1859, Kölnische Ztg. 1859, Allgem. Biographie Bd. I, Baedeker, Familien- u. Geschäftsnachr. Essen 1851, Baedeker, Festschrift zum 13. 7. 1878 Essen.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 18-21.
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