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Silberwaaren

[100] Silberwaaren, aus Silber gefertigte Arbeiten od. Geräthschaften; dazu gehören namentlich Kirchengeräthe aller Art, die verschiedensten Tafel- u. Toilettegegenstände, kleinere Schmucksachen, Verzierungen an kostbaren Wagen- u. Pferdegeschirren u. vielen anderen Dingen, namentlich an Luxussachen, selbst optische, chirurgische u. andere Instrumente u. eine große Menge von Sachen, für welche Gold zu kostbar, andere Metalle dagegen nicht zweckmäßig od. schön genug wären. Man unterscheidet: a) gegossene S., welche meist hohl gegossen werden, damit sie weniger schwer u. weniger kostspielig werden; man formt sie in seinen Sand, Gyps, Sepia etc., hilft nach dem Guß mit dem Hammer u. Punzen u. mit der Feile nach, vollendet u. verziert die Oberfläche; b) getriebene (geschlagene, ciselirte) S. Das Silber wird erst zu Stäben (Zainen) gegossen, mit dem Hammer ausgebreitet u. zu Blech geschlagen, od. in einem Walzwerke zu Blech gewalzt; darauf gibt man dem Blech durch Biegen, Drücken, Schlagen mit Holz- od. Hornhämmern die gewünschte Form u. endlich arbeitet man die feineren Vertiefungen u. Erhabenheiten mit dem Hammer u. Punzen aus. Größere derartige Gegenstände, z.B. Gefäße, werden meist aus mehren einzelnen Theilen zusammengesetzt, welche man durch Schrauben od. Stifte mit einander verbindet od. auch fest zusammenlöthet. Der innere hohle Raum solcher S. wird während der Arbeit mit einer aus Pech, Ziegelmehl u. Terpentin bestehenden Kittmasse voll- od. ausgegossen, flache Tafeln od. Platten dagegen auf den Kittstock aufgesetzt, weil außerdem die ausgearbeiteten Formen leicht wieder verdrückt, verschoben, überhaupt beschädigt werden könnten. Durch das fortgesetzte Schlagen wird das Metall hart u. muß daher von Zeit zu Zeit ausgeglüht werden, wodurch es wieder weich u. nachgiebig wird, während es außerdem leicht reißen u. Löcher bekommen würde. c) Gestanzte od. gepreßte S. Sich oft wiederholende, vertiefte Formen, auch massive Verzierungen u. sonstige Theile werden aus dem Groben geschmiedet u. dann in stählernen Stanzen in einem Fallwerke od. in einer Prägmaschine gepreßt. d) Auch galvanoplastisch werden sehr viele S. hergestellt. e) Filigranarbeiten (Filigrane od. Filagramme) werden aus flach gezogenem (geglättetem) u. kordirtem Draht gefertigt, welcher durch verschiedene Zangen in die erforderliche Form gebogen u. verflochten u. dann in die aus stärkerem, meistentheils flachem, glattem Drahte gebildete Contour eingesetzt u. mit feinen Drahtklammern befestigt wird, damit er sich beim Einlöthen nicht verzieht. Das Löthen selbst erfolgt theils auf großen Holzkohlenstücken vor der Löthlampe od. bei größeren Arbeiten auf gut ausgeglühten Kohlen; die feinsten Arbeiten dieser Art werden mit Gummi auf Papier befestigt eingelöthet. f) Unechte S., silberplattirte Gegenstände, bestehen aus Kupfer, auf welches ungemein dünnes Silberblech aufgelöthet od. aufgeschmolzen ist; solche Arbeiten stehen den echten sehr nahe, werden jedoch durch den Gebrauch u. Abnützung leicht roth. Eine große Menge von Gebrauchsartikeln sind ferner blos versilbert, theils im Feuer, theils auf galvanischem Wege. Außer diesen eigentlichen Silberarbeiten rechnet man g) zu den S. im weiteren Sinne auch Silberdraht, Silberlahn, Silbergespinnst, Blattsilber u. alle aus diesen Halbfabrikaten gefertigten Gegenstände u. Handelsartikel, z.B. silberne Tressen, Borten, Ketten, Fransen, Schnuren, Quasten, Epauletten, Silbergewebe u. Silberstickereien, wie sie häufig an Uniformen, Altar- u. Kanzelbekleidungen, Meßgewändern, Decken u. vielen Luxusgegenständen vorkommen. Da die S. selten aus seinem Silber hergestellt werden, so werden sie nach ihrer Vollendung gesotten, wodurch sie die schön weiße Farbe erhalten; man kocht sie zu diesem Behufe theils in Weinstein u. Salz, theils in verdünnter Schwefelsäure, theils bestreicht man sie mit Weinstein, Borax u. Salz, dampft sie auf gelindem Kohlenfeuer ab u. wäscht sie rein aus. Die Oberfläche der S. ist entweder matt gelassen, od. sie ist mit einem Polirstahle od. mit Blutstein polirt, oft auch wohl vergoldet, stellenweise emaillirt, mit Perlen u. Edelsteinen besetzt. Die Hauptorte für die Fabrikation der S. sind jetzt Paris u. London, wo S. im ausgedehntesten Maßstabe gefertigt werden, außerdem Berlin, Wien, Hannover, Dresden, Hanau u. mehre andere Städte, wo S. aller Art mehr fabrikmäßig gearbeitet werden; Filigran liefert fast ausschließlich Genua; vgl. Goldschmied. Vgl. Fontenelle, Manuel du bijoutier etc., Par. 1832; H. Boer, Vollständiger Unterricht für Gold- u. Silberarbeiter, Stuttgart u. Wildbad 1846.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 100.
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