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Saharā

[758] Saharā, große Wüste in Nordafrika, erstreckt sich vom Atlantischen Ocean bis an die Bergwände des Nilthales, ist im Norden von den Bergländern des Atlas u. im Süden von dem Sudan begrenzt, dehnt sich von Westen nach Osten 600, von Norden nach Süden 100–200 Meilen aus u. nimmt, mit Einschluß der in ihr enthaltenen Oasen, einen Flächenraum von 120,000 QM. ein, welcher sich durch das Vorschreiten des Flugsandes noch vergrößert. Im Allgemeinen ist die S. eine Hochebene von 1200–1500 Fuß Erhebung, aus welcher einzelne Berggipfel u. Bergzüge bis zu 5–6000 Fuß emporsteigen. Durch einen Zug klippiger Höhen, Felsenriffe u. Oasen zwischen Tripoli u. dem Tsadsee wird die S. in zwei Theile geschieden. Die größere westliche Hälfte, die Sahel, d.i. Ebene, ist das eigentliche Flugsandmeer, eine Wirkung des Passats, welcher die östlichen Theile der Wüste auf große Strecken rein segt u. den Flugsand in den westlichen Theilen in um so größerer Masse anhäuft; am Atlantischen Ocean hat er die höchsten Dünen der Erde gebildet, welche bei Cap Bojador 400 Fuß erreichen, u. selbst in das Meer hinein treibt er den Sand u. bildet an der Küste ungeheuere Sandbänke, welche der Schifffahrt hier sehr gefährlich sind. Nur wenige Bäume u. Oasen finden sich in der [758] Sahel; die Pflanzenwelt besteht nur aus den Gewächsen, welche den verheerenden Gluthwinden zu widerstehen vermögen, meist alkalische Pflanzen, wie Thymian, Disteln, Mimosen, Akazien; aus der Thierwelt sind nur Vipern, Scorpione u. Ameisen heimisch; Fliegen u. Raubvögel folgen den Karavanen, Sperlinge u. Tauben gibt es nur in den Oasen; Löwen, Panther, Antilopen, Strauße durcheilen die Wüste, haben aber ihre Wahnstätte nur am Rande derselben. Der kleinere östliche Theil der Wüste, die eigentliche S. od. die Libysche Wüste, zeigt an ihrer Oberfläche bald weiße, scharfkantige Kiesel, bald festen Kalk- u. Thonboden, bald mit Eisentheilen geschwängerten schwarzen Sandstein. Überall, wo die Felsen fehlen, tritt Salz hervor; Sand gibt es hier im Verhältniß zur Sahel nur wenig, größere Strecken können als dürftiges Weideland benutzt werden, Beifuß u. Wermuth bedecken den Boden; es gibt mehr Quellen u. daher auch mehr Oasen als in der Sahel, u. diese Oasen sind von größerem Umfange; Brunnen geben hier oft schon bei 6–8 Fuß Tiefe Wasser. Die Oasen sind die einzigen Stätten für menschliche Ansiedelung; die Wüste selbst durcheilt der Mensch auf Kameelen, meist in Karavanen zusammengeschaart u. in Richtungen, welche von der Natur selbst durch die Oasen u. Brunnen vorgezeichnet sind. Die bedeutendsten dieser Straßen führen von Fez, Marokko u. Tripoli nach Timbuktu, von Tripoli u. Ghadames nach Bornu, von Fez nach Kairo etc. Ein Felsen, ein Hügel od. eine Dattelpalme sind die Marken, welche den Karavanen die Richtung des Weges bezeichnen, oft auch wohl nur der Compaß u. die Sterne. Das Klima ist heiß, obwohl mit kühlen Nächten; die Atmosphäre ist außerordentlich rein, so daß die in der Ferne sichtbaren Gegenstände meist sich in gigantischer Gestalt zeigen; Luftspiegelungen sind häufig; Regen fällt sehr selten, in den Monaten August bis November; an vielen Orten gibt es aber mehre Jahre hindurch keinen Regen. Neben dem Wassermangel sind der Gluthwind Samum u. die glühenden Sandstürme, welche ganze Berge von Sand vor sich her treiben, die gefährlichsten Feinde in der Wüste. Bewohnt sind die Oasen in der S. von vier Hauptstämmen: den Mauren (im Westen), den Tibbus (im Osten), den Tuarogs (in der Mitte) u. den Tuats (im Nordwesten). Die meisten Glieder dieser Völkerschaften leben unabhängig unter eigenen Scheikhs, nur die Bewohner Fezzans u. der Oase Augila sind dem Pascha von Tripoli, die Bewohner von Biladulgerid theils dem Bey von Tunis, theils dem Sultan von Marokko unterworfen. Die hauptsächlichsten Oasen sind in der Sahel: Rhat od. Ghat, el Berkat, Tuat, el Golea, Tischit, Rewan, Mabruk, Aïr od. Asben, Agades, Walata, Tuademi, el Arawan, el Hoden (Wadan); in der Osthälfte Fezzan, Augila, Kutarah, Bilma, Aschenumma, Tibbo Borgu, Wadschunga, Agadem, Abu, Tibesti, u. endlich die dem Nilthale parallelen Oasen: Siwah, Wah-el-Bacherieh, Wah-el-Dakleh, Wah-el-Chardscheh. Vgl. Follie, Voyages dans les déserts de S., Paris 1752; Richardson, Travels in the Great Desert of S., Lond. 1845; Daumas, Le S. et le grand désert etc., Par. 1849; Tristian, The Great S., Lond. 1861; die Reisewerke von Mungo Park, Denham, Clapperton, Caillé, Lander, Barth etc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 758-759.
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