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Sympăthie

[140] Sympăthie (v. gr., d.i. Mitempfindung), 1) im psychischen Sinne die unwillkürliche Nachempfindung eines fremden Zustandes, also entweder Mitleid od. Mitfreude. Das Charakteristische dieser sympathetischen od. sympathisirenden Gefühle ist, daß der Mitempfindende die fremden Gefühle als seine eigenen empfindet; die S. ist daher nicht mit dem Wohlwollen zu verwechseln, welches die den fremden Zuständen als solchen u. ohne sie mit den eigenen zu verwechseln, sich widmende Gesinnung ist. Im weiteren Sinne heißt S. bisweilen auch das ungesuchte Zusammentreffen verschiedener Personen in gemeinsamen Ansichten, Neigungen u. Bestrebungen sammt den darin liegenden Ursachen einer persönlichen Anziehung. Vorzugsweise in diesem Sinne ist das Gegentheil der S. die Antipathie als das unwillkürlich hervortretende Gefühl des Gegensatzes zwischen bestimmten Personen. 2) In der Physiologie bezeichnet S. die thatsächlich vorliegende Mitleidenschaft verschiedener Theile des leiblichen Organismus, so daß die Affectionen, die erhöhten od. verminderten Thätigkeiten des einen sich auch auf den andern übertragen. Hierher gehören die sogenannten Reflexbewegungen (s.d.) des Nervensystems u. der Einfluß, welchen die Gefäßsysteme durch den Umlauf der Säfte u. das Zellgewebe vermöge der Contiguität seiner Theile u. die Durchdringlichkeit seiner Wandungen von einem Organe auf das andere überträgt. Dergleichen sympathische od. consensuelle Erscheinungen kommen im gesunden Zustande häufig vor, z.B. das Niesen bei starkem Lichtreiz, sind aber in Krankheiten noch viel mannigfaltiger u. verwickelter. Während diese S. auf entweder nachweisbaren od. wenigstens mit Sicherheit anzunehmenden, wenn auch zum Theil in seinen Ursachen noch unerkannten Zusammenhängen der Theile des leiblichen [140] Organismus beruhen, beruht 3) diejenige Art von S., welche man früher den verschiedensten Dingen in der Natur, Gestirnen, Thieren, Pflanzen, Steinen od. auch Worten u. Zeichen als der wunderbaren Ursache einer geheimnisvollen Wechselwirkung unter einander zuschrieb u. in den sogenannten Sympathetischen Curen (s.d.) zu Heilungen in Krankheiten benutzen zu können glaubte, auf einer phantastischen Naturansicht, welche bald als Volksglaube, bald als unklare Naturphilosophie auftrat u. häufig vielfachem Aberglauben Vorschub geleistet hat. 4) S. der Töne, die Naturerscheinung, nach welcher ein u. derselbe Ton auf verschiedenen Tonwerkzeugen, auf einem zum Klingen gebracht, auf dem andern leise mitklingt, s.u. Schall H).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 140-141.
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