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Landsberg [1]

[87] Landsberg, 1) Marktflecken im steyerschen Kreise Marburg an der Lassnitz; Bergschloß, Dechantkirche, Hirse- u. Weinbau, Messingwerk, Zollamt; 570 Ew.; 2) Kreis des Regierungsbezirks Frankfurt der preußischen Provinz Brandenburg; 22,81 QM., 69,230 Ew.; viel Bruch u. Wald, Vieh- u. Pferdezucht, Ackerbau; 3) L. an der Warthe, Kreisstadt darin an der Warthe u. an der Eisenbahn von Frankfurt nach Kreutz etc., hat 2 evangelische Kirchen, höhere Bürgerschule, Armen- u. Irrenhaus, Straf- u. Zwangsarbeitsanstalt, Kreisgericht, Brauerei, Brennerei, Wollenmanufactur, Tuch- u. Lederfabriken, Kalkbrennerei, Papiermühle, Wollmärkte, Obstbaumschulen, Getreide- u. Wollhandel. 2 Buchhandlungen, Freimaurerloge: Johannes zum schwarzen Adler; Denkmal Schleiermachers, der hier Prediger war; 12,900 Ew. L. ist um 1260 unter Otto III. erbaut u. wurde wohl nach L. 4), auf welches Johann I. u. Otto III. damals Anspruch machten u. erhielten, benannt. Hier überfiel Czernitschew am 4. Febr. 1813 1500 Franzosen vom Davoustischen Corps; 4) Stadt im Kreise Delitzsch, des Regierungsbezirks Merseburg der preußischen Provinz Sachsen, am Streukbache; 1112 Ew.; auf dem Landsberg dabei Kapelle zum heiligen Kreuz. – Die alte Markgrafschaft L. umfaßte die Reste der Nordthüringischen Mark, welche unter jenem Namen auf das Haus Meißen übergegangen war. Der erste Markgraf war Dietrich, Sohn Konrads des Großen, Markgrafen von der Lausitz, welcher die Stadt L. anlegte u. hier residirte, nach dessen Tode 1185 fiel dieselbe an dessen Bruder Dedo, Grafen von Rochlitz u. Groitzsch, welchem sein ältester Sohn Konrad II. folgte, der sich wieder Markgraf von L. nannte. Nach dessen Tode 1210 ging dieselbe an den Markgrafen Dietrich den Bedrängten von Meißen, als nächsten Agnaten, u. 1262 bei der von Heinrich dem Erlauchter getroffenen Landestheilung an dessen zweiten Sohn, Markgraf Dietrich den Weisen, über. Diesem folgte sein einziger Sohn Friedrich Tuta, der 1291 ohne Erben starb. Daher benutzten die Markgrafen Otto IV. u. Konrad von Brandenburg die Mißhelligkeiten unter den einzelnen Gliedern des Hauses Meißen, L. nach Einigen durch Kauf von Albrecht dem Entarteten, nach Andern durch Berufung auf verwandtschaftliche Verhältnisse (denn Konrads Gemahlin war eine Schwester des letzten Markgrafen von L.) an sich zu bringen. Friedrich der Gebissene suchte zwar dasselbe, wie auch die Niederlausitz, in seinem Kriege gegen Brandenburg wieder zu gewinnen, mußte aber im Frieden zu Tangermünde 1312 auf beide verzichten. 1327 kam L. durch die Vermählung der brandenburgischen Prinzessin Sophie mit dem Herzoge Magnus dem Älteren an das Haus Braunschweig, aber schon 1347 durch Kauf wieder an den Markgrafen Friedrich den Ernsthaften von Meißen. Seitdem blieb dieselbe bei dem Hause Meißen, wiewohl der Titel von derselben nach u. nach wegfiel, bis 1815, wo sie in der Theilung Sachsens an Preußen kam. 5) (Polnisch Gorzow), fürstlich hohenlohische Stadt im Kreise Rosenberg des Regierungsbezirks Oppeln der preußischen Provinz Schlesien, an der Briesnitz; 970 Ew.; 6) Stadt im Kreise preußisch Eylau des Regierungsbezirks Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen, am Stein; Tuchweberei, Hospital; 2370 Ew.; 7) Landgericht im baierschen Kreise Oberbaiern; 4) QM., 24,000 Ew.; Wald u. Sumpf; 8) Hauptstadt darin, am Lech; altes Schloß, 12 Kirchen u. Kapellen, Waisenhaus, Gymnasium, Dominicanerinnenklöster, Hospital, Salzobersactorei, 16 Brauereien, Papierfabriken, Band-, Decken-, Teppichfabrik, Glockengießerei, dabei eine alte Römerschanze, Hopfenbau; 3250 Ew.; dazu gehört der Vorort Spötting. Bei L. beginnt das Lechfeld. L. wurde im April 1633 von den Schweden unter Herzog Bernhard von Weimar erobert u. gebrandschatzt; 9) früher Burg Landes. wehr, jetzt herzogliches Schloß mit Garten unweit Meiningen, auf einem steilen Berge im Werrathale. Es gehörte früher den Herren von L., war dann bischöflich würzburgisches Kammergut u. wurde im Bauernkriege 1525 zerstört. 1836 kaufte[87] der Herzog von Meiningen den Hof von L. u. ließ die Burg von Döbner u. Heideloff wieder aufbauen; 10) Burgruine im Canton Obermoschel des baierschen Kreises Pfalz, mit Quecksilberbergwerk; 11) (Alt-L.), s. Altenlandsberg; 12) (Windisch-L.), Marktflecken im Bezirk Cilly des steyerschen Kreises Marburg, an der Sottla; Schloß, Grenzzollamt; 260 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 87-88.
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