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Gebläse

[31] Gebläse, die Vorrichtung, mit welcher bes. in Hüttenwerken, z.B. bei Schmelzöfen, Frischherden etc., die atmosphärische Luft aufgefangen, zusammengedrückt u. durch Leitungsröhren in die Öfen u. Herde geführt wird; solche einströmende gepreßte Luft heißt. Wind. Man hat A) Cylindergebläse. Dies sind gußeiserne, auch wohl hölzerne Maschinen, wo in einem hohlen verschlossenen Cylinder ein mit Ventilen, wozu man jetzt mit großem Vortheil Kautschuk (Lippenventile) benutzt, versehener Kolben (Scheider) sich auf u. nieder bewegt u. dadurch den Luftinhalt des Cylinders auspreßt. Ist der Cylinder nur an einem Ende verschlossen u. dabei im Deckel u. Boden mit Ventilen versehen, so bläst er doppelt bei auf- u. niedergehenden Kolben. John Wilkinson erwarb sich um dessen Vervollkommnung viele Verdienste; es ist zweckmäßiger als die Bälge (s. unten), weil seine Kraft leicht berechnet u. vermehrt werden kann;[31] u. weil es, da weniger Reibung ist, eine geringere bewegende Kraft erfordert. Wird bei dem Cylindergebläse im Innern des Cylinders Wasser zu Hülfe genommen, so heißt es Cylinder-Wassergebläse (Cylindrisches Wassergebläse). Man arbeitet größtentheils mit zwei Cylindern, von denen der eine Luft saugt, während der andere sie ausbläst. Die Cylinder liegen entweder wagerecht od. sie stehen aufrecht; des leichteren Baues u. der festeren Gründung wegen zieht man vielfach erstere Art vor. Man hat auch Cylindergebläse, deren Kolben sehr geschwind in Bewegung gesetzt wird, aber sie gewähren keine Vortheile. B) Wassergebläse. Da man früher in Deutschland nicht verstand, eiserne Cylinder von 3–6 Fuß im Durchmesser zu gießen u. sie ganz glatt zu bohren, so schlug Baader ein Wassergebläse (Baadersches Cylindergebläse) vor, wozu man statt der eisernen Cylinder hölzerne, entweder runde, od. auch viereckige Gefäße zu nehmen hatte. In ein halb mit Wasser gefülltes Gefäß tauchte ein zweites oben geschlossenes, unten offenes Gefäß u. wurde wechselnd gehoben u. gesenkt, luftsaugend u. ausblasend. Das Wasser vertrat die Liderung. Gegenwärtig werden in Deutschland die größten, stärksten u. besteingerichteten Cylindergebläse gebaut (in Chemnitz, Berlin u. in vielen Fabriken am Rhein, in Süddeutschland u. Österreich). Der Franzos Cagnard erfand ein Wassergebläse, welches nach seinem Namen Cagnardelle genannt wurde. In einem geschlossenen mit Wasser gefüllten Kasten dreht sich eine liegende Welle, an welcher ein mehrere Fuß breiter Blechstreifen spiral- od. schraubenförmig befestigt ist. Beim Umdrehen fangen die Spiralwindungen im Kasten die Luft, die von oben eintritt, u. drängen sie durchs Wasser aus einer Öffnung in der Welle blasend hinaus. C) Lederne Balggebläse (Blasbälge), bes. bei Frisch- od. Schmiedeherden angewendet, bei Schmelzöfen weniger. D) Hölzerne Bälge (Balggebläse), sie sind einfach u. wohlfeil, doch sehr unvollkommen; bestehen aus dem Oberkasten, einem hölzernen, keilförmigen od. pyramidalen Kasten, u. aus dem Unterkasten, einem sehr flachen Kasten, um welchen sich erster in einer bogenförmigen Richtung auf- u. niederbewegt. Im gehörig befestigten Unterkasten befindet sich eine Röhre (Düse), wodurch die Luft an den bestimmten Ort geführt wird, ferner die Ventilöffnung u. das dazu gehörende Ventil, durch welche die atmosphärische Luft in das G. tritt. Damit die zusammengedrückte Luft nicht zwischen den Wänden der beiden Kästen entweiche, befinden sich am Unterkasten bewegliche hölzerne Leisten, die beständig die Wände des Oberkastens mittelst gegen sie drückender Stahlfedern, reiben u. so den Austritt der Luft verhindern. Die Balgendüsen werden gewöhnlich nicht unmittelbar in die Form gelegt, sondern man verbindet mehrere Bälge mit einander, indem man die verdichtete Luft in einem Windkasten durch eigene Windleitungen führt u. aus diesem ausströmen läßt; die Bälge selbst lagern in einem Gerüst u. können nicht ganz von Luft entleert werden, sondern es bleibt ein bedeutender, schädlicher Raum zurück, wodurch Wind verloren geht. E) Kastengebläse, bestehen gleichfalls aus einem Ober- u. Unterkasten, letzter heißt Kolben u. wird auf allen Seiten gleichformig in ersteren hineingeschoben. Diese G. bestehen gewöhnlich aus Holz, selten sind sie mit geschliffenem Roheisen od. mit Bleiplatten ausgelidert, noch seltener aus Stein u. Eisen. Sie haben eine sehr verschiedenartige Einrichtung; entweder haben a) die Kästen eine senkrechte Stellung u. die Luft wird entweder beim Auf- od. beim Niedergange des Kolbens, od. bei doppelten G-n (Doppelbläsern) bei beiden ausgepreßt; od. b) die Kästen haben eine liegende Stellung u. der Kolben bewegt sich in einer Bogenlinie od. horizontal. Erstere sind viel besser. Die Kraft des G-s hängt theils von seiner Größe, theils von seiner Geschwindigkeit, also von der Menge des vorhandenen Aufschlagwassers od. der zu Gebote stehenden Dampfkraft u. der Leichtigkeit, mit welcher sich das G. bewegt, theils von seiner guten Bauart ab, bei welcher keine od. nur sehr wenig Luft verloren geht. F) Centrifugal- od. Windradgebläse. Diese finden in neueren Zeiten, sowohl bei Schmiedeherden als auch bei Cupoloöfen zum Umschmelzen des Eisens u. sonstigen metallurgischen Schmelzarbeiten, wozu kein zu stark gepreßter Wind gehört, fast ausschließliche Anwendung. Das Wesen dieses G-s besteht in einer überall, nur mit Ausnahme von drei Öffnungen, geschlossenen Trommel, in welcher sich an einer Welle mehrere Flügel (Bretchen an Armen) 800 bis 1000 Mal in der Minute drehen. Die Luft tritt in die Trommel durch zwei Öffnungen rechts u. links an den Auslagerungspunkten der Flügelwelle ein u. strömt, von den. Flügeln fortgetrieben, aus einer unteren weiten Öffnung in der Trommel hinaus in einen Kanal (viereckiges od. rundes Rohr) durch die Düse ins Feuer.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 31-32.
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