[153] Gebläse sind im Allgemeinen Vorrichtungen, um Luftarten mit mehr oder weniger Gewalt zum Ausströmen aus einer Röhre (Düse oder Deupe) zu bringen. Der Zweck derselben ist stets, einen lebhaften Verbrennungsproceß zu bewerkstelligen. Bei den Gebläsen, deren sich vorzugsweise die Hüttenleute bei den Schmelzarbeiten im Großen bedienen, wird stets atmosphärische Last (Wind) in ein bereits brennendes Feuer geblasen, und die Wirkung dieser Luft beruht auf dem in ihr enthaltenen Sauerstoffgase, welches, indem es reichlich zugeführt wird, eine lebhafte Verbrennung bewirkt. (Vgl. Gas). Das einfachste derartige Gebläse ist der bekannte Blasebalg, dessen man sich im Hüttenwesen, wegen seines fortwährend nur stoßweise kommenden Windes, selten bedient, der aber namentlich in Schmiedewerkstätten allgemein angewendet wird. Er besteht aus zwei zugespitzten Brettern, welche vorn in die Düse ausgehen und von denen sich das eine in einem Charnier bewegt. Übrigens sind beide Breter durch ein weites Leder verbunden, so daß man sie voneinander entfernen und einander nähern kann. Endlich befindet sich in dem einen Bret ein nach Innen sich öffnendes Klappenventil. (S. Ventil.) Sperrt man nun die Breter voneinander, so würde im Innern des Balges ein leerer Raum entstehen, wenn nicht alsbald durch den atmosphärischen Druck (s. Dunstkreis) Luft durch das Ventil eingetrieben würde. Nähert man hierauf die Breter wieder einander, so wird der Wind durch die Düse ausgetrieben. Man hat zwei- und dreifache Blasebälge, deren man sich der ununterbrochenern Wirkung wegen bedient. – Bei den hölzernen Bälgen oder Balggebläsen sind ein hölzerner Kasten und ein in diesem befindliches Bret so miteinander verbunden, daß durch die Bewegung des einen oder des andern die Luft des Kastens ausgetrieben wird. Die atmosphärische Last wird ebenfalls durch ein nach Innen sich öffnendes Ventil eingelassen. – Eine abweichende Einrichtung haben die hölzernen Kastengebläse und die eisernen Cylindergebläse. Bei diesen wird die Last aus einem Kosten oder Cylinder, in den sie durch eine Seitenöffnung tritt, mittels eines auf- und niedergehenden Kolbens ausgetrieben. Geht nämlich der Kolben luftdicht herab, so treibt er die Last vor sich her, die sich nun durch eine Röhre ergießt, bis sie zur Düse ausströmt. Man übersieht leicht, wie sich ein solcher Cylinder auch mit doppelter Wirkung einrichten läßt. Ist nämlich das obere Ende desselben ebenfalls verschlossen, sodaß durch den Deckel nur die Kolbenstange luftdicht hindurchgeht, so muß der Kolben beim Aufsteigen die Last wieder vor sich her und in ein oben angebrachtes Rohr treiben. – Das Baa dersche Gebläse ist ebenso eingerichtet, wie der unter Gas (s.d.) beschriebene Gasometer, nur daß statt des Wasserstoffgases atmosphärische Luft ein- und austritt. – Eine leicht herzustellende Einrichtung hat das Tonnengebläse, das aber wenig Wind mit geringer Kraft gibt. Es beruht im Allgemeinen darauf, daß Tonnen, welche inwendig eine Scheidewand haben, die auf der einen Seite nicht ganz bis zur Wand reicht, so aufgehängt werden, daß sie sich um eine [153] mitten durch ihre ganze Länge gehende Axe hin und her bewegen. Die Tonne wird zur Hälfte mit Wasser angefüllt, und indem dieses bei der Bewegung der Tonne hin- und hergeht, treibt es die Luft vor sich her. Passende Ventile sind angebracht, um die Luft vor dem Wasser auszulassen und hinter demselben einzulassen. – Das Wassertrommelgebläse besteht in einer langen Röhre, in welche oben Wasser einfällt. In der Röhre sind Öffnungen angebracht, durch welche Luft dringt und sich mit dem herabfallenden Wasser vermengt, mit dem sie dann in einem Kasten (die Trommel) auf ein Bret oder einen Stein fällt. Hierbei trennt sich aber Luft und Wasser, jene tritt über dieses und wird durch dasselbe, indem es sich anhäuft und abläuft, durch eine Röhre ausgetrieben. – Ähnlich ist das von Henschel erfundene Kettengebläse. Über ein Rad geht eine Kette ohne Ende, welche in regelmäßigen Abständen Klappen hat. Auf der einen Seite der in eiförmiger Linie herabhängenden Kette ist eine weite, von eisernen Cylindern gebildete, nach der Form der Kettenlinie gekrümmte Röhre, durch welche die Kette mit den Klappen so hindurchgeht, daß die Klappen genau die Höhlung der Röhre ausfüllen. Zugleich ergießt sich Wasser in die Röhre, fällt auf die erste Klappe, drückt diese herab, fällt dann auf die zweite Klappe, drückt auch diese herab u.s.f., so daß, wie man übersieht, in der Röhre theils Wasser, theils Luft enthalten ist, denn wie das Wasser auf eine Klappe drückt, nimmt dieselbe unter sich eine Quantität Luft mit herab. Unter der Röhre ist ein Gefäß, in dem sich Wasser und Luft sondern und aus dem diese durch jenes ausgetrieben wird. – Von demselben Erfinder ist endlich das Wassersäulengebläse. Bei diesem steht eine Reihe von gußeisernen Cylindern übereinander, welche durch Böden und Ventile so voneinander geschieden sind, daß das von oben einlaufende Wasser nicht durch alle zugleich hindurch kann, sondern indem es aus dem 1., 3., 5. Cylinder in den 2., 4., 6. tritt, jene leer macht, wobei Luft in sie tritt, und aus diesen durch geeignete Öffnungen die Luft austreibt, welche nach der gemeinschaftlichen Düse geht. Alle Gebläse, mit Ausnahme der zuletzt genannten, leiden an dem Übelstande, daß der Wind nur stoßweise ausströmt. Um einen anhaltenden Luftstrom zu erhalten, werden daher gewöhnlich eigene Vorrichtungen, sogenannte Regulatoren, angebracht. Sie sind Gefäße, in denen sich die verdichtete Luft aus den verschiedenen Abtheilungen eines Gebläses sammelt. – Da man mit bereits erwärmter Gebläseluft eine bestimmte Quantität Erz oder Metall mit geringerm Aufwand an Feuerungsmaterial schmelzen kann, als wenn man sich Windes von gewöhnlicher Temperatur bedient, so hat man häufig auch Gebläse mit erhitzter Luft angewendet.
Eine zweite Abtheilung der Gebläse ist diejenige, bei denen man nur beabsichtigt, durch einen Luftstrom eine Flamme auf einen gewissen Punkt zu concentriren, um so eine energischere Wirkung derselben zu erhalten. Zu diesen gehört zunächst das Löthrohr, welches entweder mit dem Munde oder, wie beim Glasblasetisch der Fall ist, durch Bälge geblasen wird. Es besteht in einfachster Einrichtung in einem gebogenen, trichterförmig zulaufenden Rohre. Das weite Ende nimmt man in den Mund, das dünne hält man vor eine Weingeist- oder Öllampenflamme und bläst so anhaltend und gleichmäßig als möglich, indem man durch die Nase Athem holt. Auch hat man Gebläse, bei denen ein Löthrohr durch Weingeist-oder Wasserdampf geblasen wird. Die Flüssigkeit befindet sich in einer Kugel, die in ein Löthrohr ausgeht und über einer Flamme hängt; sowie die Flüssigkeit ins Kochen geräth, strömt sie als Dampf durch das Rohr und bläst gegen eine vor demselben stehende Lampe. Eine sehr scharfe Flamme erhält man, wenn man durch ein Gebläse (welches die Einrichtung eines Gasometers haben kann, s. Gas) Sauerstoffgas gegen eine Flamme bläst.
Die dritte Classe von Gebläsen bilden diejenigen, bei denen die ausströmende Luftart selbst entzündet wird. Zu diesen gehören diejenigen Gebläse, wo aus einem Gasometer Sauerstoffgas, aus einem andern Wasserstoffgas in eine gemeinschaftliche Düse strömen, vor welcher das Gasgemisch mit gewaltiger Hitze verbrennt. Noch wirksamer und an Wirksamkeit jede andere Flamme übertreffend, ist ein Gebläse, welches ein bereits in gehöriges Verhältniß gebrachtes Gemenge von Wasserstoffgas und Sauerstoffgas ausströmen läßt. Es heißt nach seinem Erfinder das Newmansche Gebläse. (Vgl. Gas.)