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Experĭment

[41] Experĭment (v. lat.), 1) Versuch, Probe, so Experimentum crucis, Versuch, Probe bei dem Kreuze, Art Gottesurtheil; 2) bes. ein Versuch, dessen Resultat schon bekannt ist, jedoch zum Beweis physikalischer Lehrsätze wiederholt wird; die Naturwissenschaft der Alten stützte sich fast ausschließlich auf philosophische Speculation; erst seit Galilei u. Baco v. Verulam schlug man den Weg der Erfahrung ein, d.h. man bemühte sich, die Begriffe über die Naturerscheinungen nicht als reine Begriffe aus sich heraus zu schaffen, sondern suchte sie möglichst scharf den wahrgenommenen Veränderungen entsprechend zu bilden u. beschränkte sich zu dem Ende nicht auf Beobachtungen der Erscheinungen, so wie sie die Natur selbst, unter dem Zusammenflusse der mannichfachsten Umstände oftmals verhüllt, darbietet, sondern benutzte wesentlich das E. od. den Versuch, wodurch die Körper künstlich in solche Verhältnisse versetzt werden, daß sie nur der Einwirkung einer gewissen durch die Willkür des Experimentators bestimmten Zahl von Kräften unterliegen u. bei Vermeidung aller fremdartigen Einflüsse auf bestimmte Fragen durch ihre Veränderungen bestimmte Antworten ertheilen. Eine genaue Auffassung der Naturerscheinungen nach Raum u. Zeit ist dabei nothwendig; daher dient namentlich die unbegrenzt fortschreitende Vervollkommnung der die menschlichen Sinne unterstützenden Instrumente zur Fortbildung der Naturwissenschaften, dazu die weitere Ausbildung des Calculs, dem es sogar möglich geworden ist, durch die Wahrscheinlichkeitsrechnung u. die sogen. Methode der kleinsten Quadrate die Grenzen der wahrscheinlichen Fehler der im E. beobachteten Größen zu berechnen. Daher Experimental, durch Versuche bestätigt. Experimentalphysik, Physik, indem sie solche E-e anstellt. Experimentiren, Versuche anstellen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 41.
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