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Bidpaï

[746] Bidpaï (Pilpai, d.i. der vertraute Arzt), Vezier des indischen Königs Dakschelim, Verfasser einer Fabelsammlung, die im Morgenlande als Sittenspiegel galt u. fast in alle Sprachen übersetzt u. umgearbeitet wurde. Zuerst erscheint diese Fabelsammlung in der altindischen Bearbeitung Pantschatantra (herausgeg. von Kosegarten, Bonn 1848), welche zunächst in Ostindien als Hitopadesa (d.i. heilsamer Unterricht) mehrfach bearbeitet u. herausgegeben wurde, von Carey, Seramp. 1804; Lond. 1810; mit lateinischer Übersetzung von Schlegel u. Lassen, Bonn 1829–31, 2 Bde.; englisch von Wilkins 1787 u. deutsch von M. Müller, Lpz. 1844. Den Pantschatantra übersetzte im 6. Jahrh. Barsuye, Arzt des persischen Königs Nuschirvan des Gr., als Kalila u. Dimna ins Pehlwi, welche Übersetzung selbst verloren gegangen ist, aber nach der Mitte des 8. Jahrh. von Abdallah Ibn Almokaffa ins Arabische übersetzt wurde (herausgeg. von Sylv. de Sacy, Par. 1816, Kairo 1836; deutsch von Halmboe, Christ. 1832, von Wolff, Stuttg. 1837). Aus dieser arabischen Übersetzung wurde das Buch übersetzt: griechisch gegen Ende des 11. Jahrh. von Simeon Sethos (Στεϕ ανίτης καὶ Ἰνηλάτης, herausgeg. von Stark, Berl. 1697); hebräisch im 12. Jahrh. von Rabbi Joel, daraus lateinisch im 13. Jahrh. von Joh. von Capua (Directorium humanae vitae, s.d.); deutsch im 14. Jahrh. vom Herzog Eberhard I. von Württemberg (herausg. als Beispiele der Weisen, Ulm 1483 u.ö.); spanisch 1251 u. daraus lateinisch von Raymond v. Beziers, in der 2. Hälfte des 13. Jahrh. Aus diesen beiden lateinischen Übersetzungen flossen die spanische 1498, italienische 1548, französische 1556, englische 1570, holländische 1623, dänische 1618, schwedische 1743, neueste deutsche von Weber, Lpz. 1802 u. von Volgraf, Eis. 1803; außerdem gibt es malayische, mongolische u. afghanische Übersetzungen. Außer den Übersetzungen ist B. aber auch im Orient vielfach bearbeitet worden, z.B. im Arabischen in den Perlen der weisen Lehren von Abdalmumin Ibn Hassan, in dem Lautschreienden u. Leiseredenden von Abu Jaali al Habariya; in dem persischen Thierepos des Rudegi; prosaisch von dem Perser Hossein den Ali al Vaez in Anvâri Suhaili (d.i. die Lichter des Kanopos, herausgeg. Kalk. 1805, Bombay 1824, französisch von David Sahid 1644); daraus türkisch von Ali Tschelebi im 16. Jahrh. in Homayun Nâmeh (d.i. das kaiserliche Buch, Bulak 1838, französisch von Galland, Par. 1778).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 746.
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