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Barrikaden

[347] Barrikaden (v. fr.), allerhand zur Sperrung von Defileen u. Straßen in Städten u. Dörfern im Vertheidigungsgefecht aufgehäufte Baumstämme, Wagen, aufgerissenes Pflaster, Fässer, Meubles u. anderes durch die Umstände gebotene Material. Der Name B. entstand in Paris während der Kämpfe Heinrichs III. mit der Ligue. Als nämlich Heinrich zu seiner Sicherheit gegen die Verschwörung der Sechszehner u. gegen den Herzog von Guise 4000 M. Schweizertruppen nach Paris hatte kommen lassen, versperrten am 12. Mai 1588 (Barrikadentag) die Pariser die Straßen durch vorgezogene Ketten, verrammten sie mit Fässern, Balken, Wagen u. Bretern u. traten mit geladenen Gewehren an die Fenster, so daß die Schweizer sich zurückziehen mußten. Auch zur Zeit der Fronde errichtete das Volk, durch die Verhaftung einiger Parlamentsmitglieder aufgereizt, am 27. Aug. 1648 (Zweiter Barrikadentag) B. Dagegen werden derartige Befestigungen in der Französischen Revolution von 1789, in einigen Provinzialstädten ausgenommen, nicht erwähnt, da diese Revolution nicht vertheidigungs-, sondern angriffsweise verfuhr. Napoleon lernte die B. erst in Spanien kennen, wo halb offene Städte, wie Saragossa, mit Hülfe derselben sich gegen ganze Heere hielten. Erst bei der Julirevolution 1830 baute man in Frankreich wieder B., welche von Zöglingen der Polytechnischen Schule kunstgerecht angelegt wurden. Namentlich halten am 29. Juli alle Straßen in der Nähe der Tuilerien B. Durch die Februarrevolution vom Jahre 1848, wo jedoch die B. in Paris nur eine untergeordnete Rolle spielten, wurden dieselben auch nach anderen Theilen von Europa verpflanzt, Wien, Berlin, Prag, Krakau, Dresden, München, Manheim, Freiburg im Breisgau, Leipzig etc. bauten B, In Mailand u. Neapel besetzte man die B. nicht, wie in Frankreich u. Deutschland, mit Vertheidigern, sondern benutzte sie als bloße Hindernisse des Truppenmarsches u. kämpfte aus dem Verstecke der Häuser hervor. Die furchtbarste Anwendung wurde von den B. bei dem letzten Juniaufstande 1848 in Paris gemacht. Am besten eignen sich Städte mit engen, krummen u. winklichten Gassen, weniger die mit geraden u. breiten Straßen zu B. Übrigens ist diese Art des Kampfes für die Offiziere jetzt zu einer Wissenschaft geworden. Zwei Mittel gibt es, einen B-aufruhr mit Erfolg zu bekämpfen. Das erste besteht darin, daß man die Hauptpunkte der Stadt (Rathhaus, Schlösser, Kirchen), so wie die Hauptcommunicationsstraßen rasch besetzt u. sich darin verschanzt. Ist man nun genöthigt, zum Sturm einer B. zu schreiten, so nimmt man die vor derselben liegenden Häuser, bricht von hier aus weiter durch die Mauern der nachfolgenden Häuser, unterhält aus den Fenstern u. von den Dächern ein wohl gerichtetes Feuer auf die Besatzung der B. u. vertreibt sie mit Granaten. Das zweite Mittel besteht darin, die aufständischen Stadttheile einzuschließen u. durch Hunger zur Übergabe zu nöthigen. Das Militär bedient sich jetzt beweglicher B., welche in Faschinen, Erdsäcken, leichten Fuhrwerken etc. bestehen, welche letztere durch Aufbauen von andern Gegenständen leicht erhöht werden können u. entweder die Truppen gegen die B. der Feinde schützen od. ihnen als Gegenbefestigung dienen, von denen sie den Feind angreifen u. beschießen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 347.
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