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Aal [1]

[5] Aal (Muraena Lin.), 1) Gattung aus der Ordnung der Kahlbäuche u. der Familie der Aale, mit schlangenartigem, sehr schleimigem Körper u. kleinen, in der dicken Haut versteckten Schuppen. Von mehreren Aalarten kommen Versteinerungen in Kreide, Schiefer u. dgl. vor, z.B. am Bolcaberge in der Lombardei. Sie werden in mehrere Untergattungen getheilt: A) Eigentliche Aale (Anguilla Thunb., Muraena Bloch.), mit Rücken- u. Brustflossen, unter letzteren die Kiemen spalte, mit kleinem, von der Haut überzogenem Kiemendeckel: a) Flußaal (Anguilla Cuv.), die Rückenflosse beginnt erst auf dem Drittheil des Rückens u. verbindet sich mit dem Schwanze; der [5] gemeine Flußaal, s. Aal 3). b) Meeraal (Conger Cuv.), die Rückenflosse beginnt bald hinter dem Kopfe, der Oberkiefer ist länger als der Unterkiefer; der gemeine Meeraal (C. vulgaris,Mur. conger Lin.), braun, Rücken- u. Afterflosse schwarz gesäumt, 5–6 F. lang, über 50 Pfd. schwer, im Mittel- u. Atlant. Meere; Fleisch nicht geschätzt. c) Schlangenaal (Ophisurus Lacep.), Rücken- u. Afterflosse stoßen nicht zusammen; der Buntaal (O. ophis), weiß, grau u. schwarz gefleckt, in Ostindien; die Meerschlange (O. serpens), goldbraun, unten weiß, im Mittelmeer. B) Muränen (Muraena Thunb.), ohne Brustflossen, Kiemendeckel u. Strahlen fast unkenntlich: a) eigentliche Muräne (Nacktbrust, Gymnothorax Bloch), Rücken- u. Afterflosse verbunden, am Halse jederseits eine Kiemenspalte; gemeine Muräne (Harden, M. Helena), s. Muräne. b) Einkieme (Symbranchus Bl.), beide Kiemenspalten in einer gemeinschaftl. Oeffnung vereinigt. Hierher gehören ferner die Untergatt. Halskieme (Sphagebranchus Bl.), Nacktaal (Apterichthys), ohne Flossen u. die Augen unter der Haut, u. a. m. 2) Elektrischer A., so v.w. Zitteraal. 3) Gemeiner Fluß-A. (Paaling, Mur. fluviatilis L., Anguilla fl. Thunb.), Art von eigentlichen A-en, s. oben 1) A), ohne Bauchflossen, Farbe nach der Verschiedenheit des Bodens verschieden, meist bläulich, olivengrün od. grau, auf dem Rücken einen dunklern Strich (Aalstrich), ist durch seine Schleimhaut, die nur getrocknet sehr kleine Schuppen zeigt, sehr schlüpfrig, wird bis 7 F. lang, kann dann einen Mannsarm, sich um ihn windend, zerbrechen, Unterleib lichter, weiß od. gelblich, Schnauze auch länger od. kürzer. Sein Aufenthalt ist in Flüssen, Teichen u. Sümpfen, fast in der ganzen Welt, häufig an manchen Küsten (so in Pommern), seltener in Süddeutschland, geht weit ins Meer; frißt Insecten, Schnecken, Aas, Fischlaich, Würmer, geht seinem Fraße oft ans Land, bes. in Erbsenfeldern, nach (wo er nur Insecten aufsucht), ist selbst im Winter auf Heuböden gefunden worden, kann 6 Tage außer dem Wasser leben; hat sehr zähes Leben (das Herz bewegt sich 40 Stunden nach dem Tode noch), doch soll er, wenn ein Magnet od ein Stück Eisen in der Nähe ist od. er nahe am Schwanze, am Rückgrath durchbohrt wird, leichter sterben; gräbt sich bei Tage u. im Winter in Gesellschaft von 60–80 Stück in den Schlamm ein. Die A-e gehen zum Laichen in das Meer, doch ist es noch nicht ausgemacht, ob sie daselbst Eier legen od. lebendige Junge zur Welt bringen; vielleicht kommt je nach den Umständen beides vor. An den Küsten der Nord- u. Ostsee werden sie in Menge gefangen, wenn sie im April od. Mai aus den Seen in die Flüsse u. von da in das Meer gehen. Bei Gewittern u. großer Kälte sterben die A-e zuweilen in den aus gewöhnlichen Fischhältern eingerichteten Aalhältern ab, sind aber sonst fester als andere Fische. Man hält A-e in eignen kleinen Aalteichen, die Wurzeln u. Steine enthalten, jedoch wenigstens 1 Stunde von Flüssen entfernt sein müssen, indem sie sonst entschlüpfen u. nach jenen kriechen. Stets muß man junge A-e in solche Teiche setzen, weil sie nie in denselben laichen, auch kleine Fische in dieselben thun zur Nahrung für die A-e. Man versendet sie oft in Gras u. Kraut gepackt in eignen Körben (Aalkörben, Aalkrügen), wo sie mehrere Tage lebend bleiben. Der Aalfang wird am einfachsten betrieben, wenn sie in Erbsenfelder gegangen sind, wo man Asche auf der Wasserseite des Feldes streut u. dann auf der entgegengesetzten Seite mit Stöcken in die Erbsen schlägt; die A-e wollen fliehen, können jedoch auf der Asche nicht weiter u. werden mit den Händen gefangen. Auch fängt man sie mit Hamen od. mit Angeln, an die man einen Köder befestigt, u. die man in Abständen von etwa 20 Zoll an eine hänfne, quer über den Fluß ausgespannte Aalschnur hängt, od. mittelst der Aalpuppen od. Aalquästen, d. h. auf dem Wasser schwimmenden Binsenbündeln, die unten abgeschnitten u. in die Angeln nebst Köder verborgen sind; ferner mit dem Pödder-(Paar-)loth, einem schweren, mittelst eines Oehrs an eine hänfne Schnur befestigten u. mittelst dieser wieder an einen hölzernen Stab gebundnen Bleiloth; an dem entgegengesetzten Oehr des Lothes ist ein Bündel hänfne Schnuren angebunden u. diese mit vielen Regenwürmern gespickt. Von einem Kahn wird das Pödderloth bis auf den Grund des Flusses gelassen, der A. beißt an u. wird in den Kahn herausgeschnellt. Eben so fängt man A-e mittelst Reußen, die in schwülen Nächten bei Mühlengerinnen an moosigen Stellen od. an den einwärtsgehenden Winkeln von eignen Verzäunungen (Aalwehren, Aalfängen), die quer durch den Fluß in gebrochnen Winkeln gehen u. in welche ein Köder von einem Häring, Schmer u. Ackermünze mit einander geröstet, gelegt ist, angebracht sind; auch mit der Aalgabel (Aaleisen), einer dreizackigen Gabel, womit man vom Ufer od. einem Kahne aus nach Stellen des Grundes, wo man A-lager vermuthet, sticht. Im Herbst fängt man die A-e, die dann gesellschaftenweise treiben, in Garnsäcken. A. ist ein wohlschmeckendes, obschon (bes. die Haut) unverdauliches Essen; daher pflegt man Pfeffer, welcher dann den beißenden Geschmack verliert, auf den A. zu streuen. Zubereitung: gewöhnlich wird er, in Stücken zerschnitten u. in Weinessig abgewaschen, in stark gesalznem Wasser blau gesotten u. mit Citronenscheiben od. Weinessig servirt. Auch dämpft man den A. (nachdem man die Haut abgezogen), in Stücke zerschnitten, mit Butter, Gewürz u. Sardellen; fricassirt kleine A-e, bratet ihn, macht Aalrouladen von ihm, indem man das Fleisch von den Gräten trennt u. es zusammenrollt, marinirt ihn, wo er nach Art der Pricke bereitet Aalpricke heißt, u. verspeist ihn auch geräuchert (Spickaal), so kommt er bes. aus Pommern. Nicht überall werden A-e verspeist, z.B. die Grön- u. Isländer halten ihn für eine Schlange u. verschmähen ihn. Berühmt waren u. sind noch jetzt in Griechenland die fetten u. großen A-e im See Kopais (Böotien). Wo der A. sehr häufig ist, braucht man das Fett zur Schuhschmiere, die Haut zu Dreschflegeln, die Tataren dieselbe zu Beuteln, Fensterscheiben etc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 5-6.
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