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Michaelsorden

[234] Michaelsorden, 1) ursprünglich Ritterorden der Beschützer der göttlichen Ehre unter dem Schutze des St. Michael, jetzt Verdienstorden von St. Michael, gestiftet 1721, nach Anderen 29. Sept. 1693, von Joseph Clemens, Herzog von Baiern u. Kurfürst von Köln, zu Aufrechthaltung des katholischen Glaubens, Schutz der christlichen Ehre u. Unterstützung der Vaterlandsvertheidiger, seit 1837 für Vaterlandsliebe u. nützliches Wirken. 1777 nach dem Tode des Stifters kam dieser M. an den Kurfürsten Karl Theodor von Baiern; 1812 bestätigte ihn der König von Baiern; 1837 wurde er zu einem Verdienstorden erhoben, den Jeder ohne Unterschied des Glaubens, Standes etc. erlangen kann. Der König ist Ordensherr, ein Prinz von einer Seitenlinie des königlichen Hauses Großmeister. Der M. besteht aus Großkreuzen, welche zugleich das Capitel bilden, Comthuren u. Rittern. Ordenszeichen: blau emaillirtes goldenes Kreuz, auf dessen vier Seiten die goldnen Buchstaben: P. (Pietas) F. (Fidelitas) F. (Fortitudo) P. (Perseverantia), dazwischen goldne Flammen u. Donnerkeile. Auf der Vorderseite des runden Mittelschildes der Erzengel Michael, wie er den Drachen unter die Füße tritt; auf seinem Schilde: Quis ut Deus (vgl. Michael). Die Ritterkreuze haben statt des Engels blos den Schild mit der Devise u. auf dem Revers: Dominus potens in proelio. Es wird von der ersten Klasse an einem handbreiten, blaugewässerten Band mit rosenfarbener breiter Einfassung über die rechte Achsel u. zugleich das Ordenszeichen in Gold gestickt auf der linken Seite des Kleides getragen. Die Ordenskette theilt sich in vier Hauptglieder, deren jedes aus fünf Donnerkeilen u. vier Waffentropäen besteht u. durch ein goldenes, blauemaillirtes Schild bezeichnet ist, worauf die fünf Ordensbuchstaben in getriebener Arbeit ausgedrückt sind. Die anderen Klassen tragen dasselbe Band kleiner u. schmäler auf[234] der Brust u. im Knopfloche; 2) (Ordre de Saint-Michel, Cordon noir), gestiftet am 1. Aug. 1469 vom König Ludwig XI. von Frankreich auf dem Schloß Amboise. An einer goldenen Kette, welche abwechselnd Muschelschalen u. Zweifelsknoten bildete, hing eine Medaille: St. Michael, wie er den Drachen niedersticht, mit der Umschrift: Immensi tremor oceani (der Schrecken des unermeßlichen Oceans). Die Zahl der Ritter war 36 aus den edelsten Geschlechtern. In der Folge u. bes. unter Karl IX. verlor dieser Orden durch die Leichtigkeit, mit welcher er vertheilt wurde, das Ansehen, u. man nannte ihn nicht anders als Le collier à tous les bêtes. Er wurde 1665 unter Ludwig XIV. erneuert u. die Zahl der Ritter auf 100 bestimmt. Mit der Revolution ging der M. ein. Ludwig XVIII. erneuerte ihn 1816 bes. zur Ermunterung für Künstler u. Gelehrte; Ludwig Philipp hob ihn 1831 wieder auf. Ordenszeichen: goldenes, weißemaillirtes, achtspitziges Kreuz, zwischen dessen vier Theilen goldene Lilien. In dem ovalrunden Mittelschild der Vorderseite der Erzengel Michael, farbig, wie er den unter ihm liegenden Drachen mit der Lanze tödtet. Es wurde an einem schwarzen Band über die Weste von der rechten Schulter nach der linken Hüfte getragen; 3) so v.w. Hermelinorden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 234-235.
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