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Mesopotamien

[162] Mesopotamien (d.i. das Land zwischen den [zwei] Flüssen), 1) (a. Geogr.), seit Alexander dem Großen der Name der in der Bibel Aram Naharaim genannten Landschaft Vorderasiens zwischen dem Euphrat u. Tigris; wurde durch diese beiden Flüsse im Osten von Assyrien, im Westen von der syrisch-arabischen Wüste, im Norden durch den Tauros von Assyrien, im Süden durch die Medische Mauer von Babylonien getrennt, wiewohl zuweilen nördlich auch noch Sophene u. südlich Babylonien, also das Sinear der Bibel, zu M. gerechnet wird; es bildete eigentlich nie ein Reich für sich, sondern in der Bibel. wird es zu Aram, von den Römern zu Syrien gerechnet; im Norden war das Land gebirgig durch den Masios; dort gab es treffliche Weiden u. Waldungen, während es weiter nach Süden zu in eine Steppe überging, wo es Vegetation nur an den Ufern der beiden Flüsse gab, welche aber zumeist von Löwen, Straußen, wilden Eseln, Gazellen, Trappen bewohnt wurde; außer dem Tigris u. Euphrat bewässerten das Land des Letzteren Nebenflüsse: Skirtos, Kordes u. Mygdonios, ferner der Saokoras, Maskas, Bilecha; getheilt wurde das Land seit der Zeit der Römer in Qsrhoene mit den Städten Edessa, Karrhä, Kirkesion etc. u. Mygdonia mit Nisibis, Kanä etc.; 2) (n. Geogr., Al-Dschesira), Landschaft im Türkischen Asien, östlich an Persien grenzend, angeblich 2200 QM.; Gebirge: Fortsetzungen des Taurus als Sindsjär, Dschudi u.a.; Flüsse: Tigris u. Euphrat, Arzen mit mehren Zuflüssen; der Boden ist theils Sandwüste (Ebene, Wüste von Al Dscherira, zwischen dem Tigris u. Euphrat, salzig u. bituminös), theils aber auch fruchtbar; Producte: Südfrüchte, Wein, Obst, Getreide, Blumen, auch Reiß, Datteln, Kokosnüsse, in der Wüste jedoch nur Dornen, Wermuth, Mimosen u. dgl., von Thieren: Pferde, Dromedare u. Trampelthiere, Büffel, Schafe, Ziegen, Katzenarten, Hafen, Springhasen, Hunde, Wölfe, Schakals, Strauße, Adler, viele Seevögel, Schlangen (auch giftige), Heuschrecken, Bienen etc., von Mineralien: Salz, Kalkarten, verschiedene, doch unbenutzte Metalle; Einw.: vielleicht 11/2 Millionen, Araber, Türken, Kurden (darunter Yeziden), Drusen, Juden, Griechen, Zigeuner. Hinsichtlich der Religion sind die Einw. zwischen Christenthum u. Islam ziemlich getheilt; Beschäftigung ist Ackerban, mehr Viehzucht, Obstbau, Handel, auch einige Industrie. M. ist blos ein geographischer Begriff, kein politischer Name u. gegenwärtig den Ejalets Diarbekr, Haleb u. Bagdad zugetheilt. In geschichtlicher Hinsicht ist M. wichtig, da aus seinem nördlichen Theile, aus Ur u. Haran, der Stammvater der Israeliten, Abraham, herabkam; nach dessen Wegzug blieb aber ein Nebenzweig seiner Familie, derjenige Nahors, dort, bei welchem dann Jakob zur Zeit seines Exils aus Kanaan den Grund zu seiner Familie u. seinem Reichthum legte. Zur Zeit der Richter wird dort Kuschan Rischataim als König von M., d.h. Statthalter M-s unter der Hoheit des Altassyrischen Reiches, genannt. Seit Salmanasser gehörte es zum Neuassyrischen Reiche, dann nach einander zum Babylonischen, Persischen, Seleukidisch-syrischen Reiche; als das letztere zerfiel, bildete sich in dem westlichen Theile, Osrhoene mit der Hauptstadt Edessa, 137 v. Chr. ein eigenes Reich (s.u. Edessa 2); übrigens drängten sich um M. parthische, armenische u. römische Eroberer, bis es unter Trajan theilweis u. 217 n.Chr. unter Caracalla gänzlich dem Römischen Reiche einverleibt wurde. Bei der Theilung des Römischen Reiches kam M. an das Oströmische, welchem es 637–41 von den Arabern entrissen wurde; jetzt macht es einen Theil des Osmanischen Reiches aus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 162.
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