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Mazzīni

[39] Mazzīni, Giuseppe, geb. 1809 in Genua, wo sein Vater Professor der Medicin war; nach Beendigung der Studien der schönen Wissenschaften, gab er in Genua den Indicatore Genovese, ein literarisches Journal von politisch-liberaler Färbung, heraus, u. als dasselbe bald unterdrückt worden war, setzte er es in Livorno als Indicatore Livornese fort, aber auch hier wurde es 1829 unterdrückt. In Folge der Julirevolution 1830 schrieb er einige Broschüren für die Sache der Freiheit, welche ihm eine halbjährige Hast in der Feste Savona brachten. Daraus entlassen, schrieb er 1831 einen offenen Brief an den König Karl Albert von Sardinien, worin er ihn aufforderte, eine liberale Richtung einzuschlagen; 1832 ging er nach Marseille, wo sich die Flüchtlinge aus andern Staaten um ihn sammelten u. er die Giovine Italia gründete, welche Italien zu Einem u. unabhängigen Staate mit republikanischer Form machen wollte. Aus Frankreich verwiesen, ging M. in die Schweiz u. hier trat er an die Spitze der Giovine Italia u. veranlaßte im Februar 1834 den verunglückten Savoyerzug (s.u. Italien [Gesch.] VII.). Deshalb u. weil ihm gleichzeitig Schuld gegeben wurde, daß er dem Vehmgerichte präsidirt hätte, welches 1833 zwei Italiener hatte ermorden lassen, wurde er in Sardinien in contumaciam zum Tode verurtheilt u. in Folge davon auch aus der Schweiz verwiesen. M. lebte nun unter falschem Namen in Paris u. namentlich in London, wo er von 1840–43 eine Zeitschrift: Il Apostolo popolare herausgab u. mit den italienischen Unzufriedenen in lebhafter Correspondenz stand, welche aber die englische Regierung beaufsichtigen ließ u. daher die italienischen Regierungen von manchen Plänen M-s unterrichten konnte, z.B. von dem der Bandieras. Als Papst Pius IX. mit seinen Reformen im Kirchenstaat vorging, richtete M. an ihn das Sendschreiben vom 8. Sept. 1847, worin er ihn aufforderte, sich an die Spitze Italiens zu stellen u. von da aus der Schöpfer einer neuen religiösen u. politischen Civilisation Europas zu werden. Der Papst aber verwahrte sich dagegen in der Allocution vom 17. Dec. d. J. Nachdem der Aufstand in der Lombardei 1848 ausgebrochen war, ging M. nach Mailand, wo er die Zeitung Italia del popolo herausgab, Präsident der Nationalassociation wurde u. eifrig für die republikanischen Ideen wirkte. Aber hier mußte er schon erfahren, daß für die Republik in Italien kein Boden war; denn bei dem piemontesischen Heere fanden seine Ideen kein günstiges Gehör, theils traten ihm andere Liberale entgegen, u. And. Gioberti. Er verließ nach dem Siege der Österreicher Italien u. wirkte von der Schweiz u. Paris aus in aufregender Weise auf Italien fort. Im März 1849 ging er nach Rom, wo er in die Constituente u. daselbst am 29. März mit Saffi u. Armellini in das Triumvirat der römischen Republik gewählt wurde, s.u. Kirchenstaat (Gesch.) VI. Als die Franzosen am 2. Juli d. J. Rom besetzten, entfloh M. u. ging in die Schweiz, u. auch hier bald ausgewiesen, nach London, wo er in Verbindung mit Ledru-Rollin, Arnold Ruge u. später auch Kossuth fortfuhr für seine Pläne zu wirken. Unter dem 21. Nov. 1850 erließ er mit J. Pistori, A. Saffi, A. Salizeti, M. Montecchi u. C. Agostini (welche 6 Personen sich das Italienische Nationalcomité nennen) ein Schreiben an die französische Nationalversammlung, worin nochmals gegen die Vernichtung der römischer Republik protestirt u. die französische Nationalversammlung aufgefordert wurde, mittelst des allgemeinen Stimmrechts die Italiener über die Regierungsform, welche das Nationalcomité hergestellt haben wolle, zu befragen. Hier betrieb er auch die Anleihe (Mazzinische Anleihe), welche zur Ausführung seiner längst gehegten Idee, der Einheit Italiens unter republikanischer Form u. der Fortpflanzung dieser Staatsform auf das übrige Europa, die Mittel gewähren soll. Die Aufstandsversuche in Mailand (6. Febr. 1853) u. in Genua (29. u. 30. Juni 1857) waren sein Werk, wenn er sich auch an keinem von beiden persönlich betheiligte, obwohl er bei letzterem in Genua gegenwärtig war u. es ihm nur mit Mühe gelang, sich durch die Schweiz nach England zu retten. Eben so war er auch einer der Mitwisser u. Unterstützer des Orsini'schen Attentates gegen das Leben Napoleons III. (14. Jan. 1858). Ende 1858 gründete er in London das Wochenblatt Pensiero e Azione. Als im Frühjahr der Krieg zwischen Piemont u. Österreich ausbrach, schrieb er an den König Victor Emanuel einen, rasch durch alle Zeitungen verbreiteten Brief, in welchem er demselben die Zusicherung gab, seinen republikanischen Bestrebungen zu Gunsten eines einigen Italien unter monarchischer Spitze entsagen zu wollen; dessenungeachtet versuchte er, als die Expedition Garibaldi's in Sicilien Fortschritte zu machen begann, dieselbe in republikanischem Sinne auszubeuten. M-s Schriften sind nicht sowohl von Giuseppe, sondern von seinem Vetter Andrea M., nämlich: De l'Italie dans ses rapports avec la liberté et la civilisation moderne, Lpz. 1847, 2 Bde.; Prose politiche, Flor. 1848; Lettera intorno agli affari di Roma; Ricordi dei fratelli Bandiera; L' Italie, l'Autriche et le Pape; Cenni e documenti intorno all' insurrezione lombarda e alla guerra regia del 1848; I sistemi e la democrazia; Ricordi ai giovani; Dal Papa al Concilio; Il papa nel seculo XIX.; Il pappagallo romano; Del sentimento nazionale in Italia; Pio IX. Lettera al clero Italiano etc.; The late insurrection, Lond. 1858.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 39.
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