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Xenŏphōn

[809] Xenŏphōn, 1) griech. Geschichtschreiber, geb. um 434 v. Chr. in Athen, gest. um 355 in Korinth, Schüler des Sokrates, begleitete den jüngern Kyros auf dem Zuge gegen seinen Bruder Artaxerxes Mnemon (401). Nach Kyros' Fall bei Kunaxa führte er die 10,000 griechischen Söldner des Kyros aus Mesopotamien durch das Hochland von Armenien auf einem fast 4000 km langen Weg nach der Küste des Schwarzen Meeres und von da nach dem Hellespont zurück, focht dann unter Agesilaos (396) in Kleinasien, begleitete ihn 394 auch auf seinem Zuge nach Böotien und focht bei Koroneia auf seiten der Lakedämonier. Wegen seiner Vorliebe für Sparta aus Athen schon vorher verbannt, erhielt er von den Spartanern ein Landgut bei Skillus in Elis. Von hier nach der Schlacht bei Leuktra (370) verjagt, brachte er sein übriges Leben auch nach Aufhebung der Verbannung in Korinth zu. Seine Schriften, deren Hauptvorzug in der klaren und schlichten Sprache besteht, sind teils historischen oder historisch-politischen, teils philosophischen, teils technischen Inhalts. Zur ersten Gattung gehören: »Anabasis« (»Expeditio Cyri«), 7 Bücher, die Schilderung des Rückzugs der 10,000 Griechen (hrsg. von Hug, Leipz. 1878; Krüger, 7. Aufl., Berl. 1888; Rehdantz-Carnuth, 6. Aufl., das. 1888; die beiden letzten mit Kommentar); »Cyrupädie« (»De institutione Cyri«), 8 Bücher, die Geschichte des ältern Kyros, jedoch mehr eine Tugendlehre für den Beherrscher eines großen Staates in der Form eines Geschichtsromans (hrsg. von Hug, Leipz. 1878; Hertlein-Nitsche, 4. Aufl., Berl. 1886); »Hellenika« (»Historia graeca«), 7 Bücher, eine Fortsetzung der Geschichte des Thukydides vom Jahre 411 bis zur Schlacht bei Mantineia (362 v. Chr.), im spartanischen Sinne (hrsg. von Büchsenschütz, 6. Aufl., Leipz. 1891; Keller, das. 1890); »Agesilaos«, ein Panegyrikus, von zweifelhafter Echtheit (hrsg. von Sauppe, Helmst. 1841); »Über die Staatsverfassung der Lakedämonier« (hrsg. von Haase, Berl. 1833); »Über Staatseinkünfte« (hrsg. von Zurborg, das. 1898); »Hiero«, ein Gespräch über die Mittel, wodurch ein Herrscher sein Land glücklich machen könne. Zu den philosophischen Schriften gehören: »Apomnemoneumata« (»Memorabilia«), 4 Bücher, Darstellung der Lehren des Sokrates in Gesprächsform (hrsg. von Kühner, 5. Aufl., Leipz. 1889; Gilbert, das. 1888); die »Apologie des Sokrates«, von zweifelhafter Echtheit (hrsg. von Bornemann, Leipz. 1824; Herbst, Halle 1830); »Symposion«, Schilderung des Sokrates in der heitern Gesellschaft eines Mahls; »Oeconomicus«, Gespräch über die Verwaltung des Hauswesens (hrsg. von Holden, Lond. 1895). Technischer Art sind: »Hipparchicus«, Anweisungen für einen athenischen Reiterobersten (hrsg. von Cerocchi, Berl. 1901); »Über die Reitkunst« (hrsg. von Tommasini, das. 1902); »Über die Jagd « (»Cynegeticus«, hrsg. von Pierleoni, das. 1902). Nicht von X. verfaßt, sondern als Parteischrift eines athenischen Oligarchen anzusehen ist die Schrift: »Über die Staatsverfassung der Athener« (hrsg. von Kirchhoff, Berl. 1874, von Kalinka, Wien 1876). Gesamtausgabe von Schneider (Leipz. 1790–1815; neue, zum Teil von Bornemann und Sauppe besorgte Auflage, das. 1825–49, 6 Bde.), von Dindorf (Oxf. 1857, 5 Bde.), Sauppe (Leipz. 1865–69, 5 Bde.) und Schenkl (Berl., bis jetzt 2 Bde.). Deutsche Übersetzungen von Tafel, Christian und Osiander (Stuttg. 1827–31,16 Bdchn.; neue Bearbeitung 1854 ff.), von Zeising, Forbiger u. a. (das. 1854–72,[809] 12 Bde.); »Lexicon Xenophonteum« von Sturz (Leipz. 1801–04, 4 Bde.), »Lexilogus Xenophontis« (das. 1868) von Sauppe. Vgl. Krüger, De Xenophontis vitaHistorisch-philologische Studien«, Bd. 2, Berl. 1851); Ranke, De Xenophontis vita et scriptis (das. 1851); Roquette, De Xenophontis vita (Königsb. 1884); Hertzberg, Der Feldzug der zehntausend Griechen (2. Aufl., Halle 1870); Strecker, Über den Rückzug der Zehntausend (Berl. 1886); Joel, Der echte und der Xenophontische Sokrates (das. 1893); Th. Klett, Sokrates nach den Xenophontischen Memorabilien (Kannstatt 1893); über die »Cyrupädie« vgl. E. Schwartz, Fünf Vorträge über den griechischen Roman (Berl. 1896).

2) Griech. Romanschriftsteller, aus Ephesos, verfaßte wahrscheinlich um 200 n. Chr. einen »Ephesiaca« (»Ephesische Geschichten«) betitelten Roman in 5 Büchern, der die Abenteuer des jungen Ehepaares Habrokomes und Anthia in leichter und einfacher Sprache schildert und für die folgenden Romanschreiber mehrfach Vorbild gewesen ist. Herausgegeben in den Sammlungen der griechischen Erotiker von Hirschig (Par. 1856) und Hercher (Bd. 1, Leipz. 1858); deutsch von Bürger (das. 1775) und Krabinger (München 1831). Vgl. Rohde, Der griechische Roman (2. Aufl., Leipz. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 809-810.
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