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Villingen

[171] Villingen, Kreis- und Bezirksamtsstadt im Großherzogtum Baden, auf einer Hochebene des östlichen Schwarzwaldes und an der Brigach, Knotenpunkt der badischen, bez. württembergischen Staatsbahnlinien Offenburg-Singen und Plochingen-V., 706 m ü. M., hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen (darunter das stattliche gotische Münster zu Unsrer Lieben Frau aus dem 13. Jahrh. mit wertvollem Kirchenschatz und die byzantinische Altstadtkirche aus dem 11. Jahrh.), ein altes Rathaus mit Sammlung von Altertümern, ein Realgymnasium mit Realschule, ein Schullehrerseminar, eine Gewerbe- und Musikschule, eine landwirtschaftliche Winterschule, ein Amtsgericht, ein Forstamt, eine Reichsbanknebenstelle, eine Eisenbahnreparaturwerkstätte, Eisen- u. Glockengießerei, bedeutende Fabrikation von Uhren und Musikwerken, Seidenbandweberei, Gerberei, Majolika-, Spielzeug-, Schachtel- und Teigwarenfabrikation, Bierbrauerei, mechanische Werkstätten, zahlreiche Säge- und Mahlmühlen, Getreide- und Mehlhandel und (1905) 9582 Einw., davon 1792 Evangelische und 60 Juden. Dabei die Ruinen Kurneck, Warenburg und Schlößlebühl und auf der Wannenhöhe ein eiserner Aussichtsturm. – V., alte römische Niederlassung, Mittelpunkt der Landschaft Baar (s. d.), erhielt 999 von Kaiser Otto III. Marktrecht und 1119 vom Herzog Bertold III. von Zähringen Stadtrecht, kam 1326 zum österreichischen Breisgau und 1806 an Baden. Es war befestigt und wurde 1634 von den Württembergern und 1704 von den Franzosen vergeblich belagert. Das Stadtrecht von V. gab Roder in »Oberrheinische Stadtrechte«, 2. Abt. (Heidelb. 1905) heraus. Vgl. Roth v. Schreckenstein, Wie kam die Stadt V. vom Hause Fürstenberg an Österreich? (Wien 1865); Kretz, V., Führer (Freib. 1901). – Der Kreis V. umfaßt 1063 qkm (19,31 QM.) mit (1905) 78,396 Einw., davon 58,081 Katholiken, 18,685 Evangelische und 100 Juden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 171.
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