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Vörösmarty

[262] Vörösmarty (spr. wörösch-), Michael, berühmter ungar. Dichter, geb. 1. Dez. 1800 zu Nyék im Stuhlweißenburger Komitat, gest. 19. Nov. 1855 in Pest, studierte in Pest die Rechte, widmete sich aber später ausschließlich der Poesie und wurde 1830 Mitglied der ungarischen Akademie und der Kisfaludy-Gesellschaft. Während der Revolution von 1848 wurde er in die Nationalversammlung gewählt; später zum Mitglied des Begnadigungstribunals ernannt, wurde er von den österreichischen Gerichten zwar verurteilt, jedoch begnadigt. Deák sammelte für die Familie des verstorbenen Freundes durch eine Nationalkollekte 100,000 Gulden. Schon 1821 hatte V. das Trauerspiel »König Salomo«, die poetische Erzählung »Der Triumph der Treue« geschrieben und einzelne lyrische Gedichte in Almanachen veröffentlicht. Das Epos »Die Flucht Zaláns« (»Zalán Futása«), das 1825 erschien, wirkte, mächtig unterstützt von der damals beginnenden Reformbewegung Ungarns, wie eine Tat und erhob den Namen des Dichters zu einem der gefeiertsten des Landes. Es folgten die kleinern epischen Dichtungen: »Cserhalom« (deutsch von G. Stier, 1879), »Eger«, »A Két szomszédvár« (»Die zwei Nachbarburgen«) u. a., zahlreiche lyrische Gedichte, worunter das patriotische Trinklied »Fóti dal« und die Ode »Szózat« (»Ausruf«) besonders beliebt wurden; ferner Übersetzungen von »Tausendundeine Nacht« und Shakespeares »Lear« und »Julius Cäsar«, die dramatischen Dichtungen. »Csongor és Tünde« (1831), »Die Bluthochzeit« (1833), »Das Erwachen Arpads« (zur Eröffnung des Pester Nationaltheaters geschrieben; 1837), »Graf Cilley und die Hunyadis« (1844), »Die Schatzgräber« (1832), »Marót bán« (1839) u. a.; endlich zahlreiche kritische und sprachwissenschaftliche Artikel. Die vollständigste Ausgabe seiner Werke besorgte Paul Gyulai (2. Aufl. 1884, 12 Bde.), sein Biograph. Eine Ausgabe seiner gesammelten Werke in 6 Bänden erschien Budapest 1894. Ins Deutsche wurden übersetzt: »Gedichte« von Kertbeny (Pest 1857), ausgewählte Gedichte von P. Hoffmann (Leipz. 1895) und die Tragödie »Bau Marot« von Michael Ring (2. Aufl., Pest 1879). 1865 wurde das eherne Stand bild des Dichters in Stuhlweißenburg enthüllt. Vgl. Paul Gyulai, »V. életrajza« (Budap. 1866 u. d., das beste biographische Werk in ungarischer Sprache); Brajjer, G., sein Leben und seine Werke (Groß-Becskerek 1839); Kont, Un poète hongrois. Michel V. (Par. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 262.
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