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Schiraz

[810] Schiraz (»Löwenbauch«), Hauptstadt der pers. Provinz Fars, in einem von kahlen Kalkbergen umschlossenen Tale 1580 m ü. M. an einer der Haupthandelsstraßen und Telegraphenlinien Persiens (Teheran-Ispahan-Buschir) gelegen, hat einen von Kerim Chan erbauten, befestigten, jetzt sehr verfallenen Palast, viele Moscheen, Schulen, Basare, Karawansereien und Bäder, Fabriken für Wollwaren (früher viel bedeutender), Seife, Töpfe und Gläser, Schmelzwaren, Rosenwasser etc. und gegen 30,000 Einw. Die Straßen der öfters von Erdbeben heimgesuchten Stadt sind schmutzig, eng und uneben, die Gebäude und Stadtmauern verfallen, die berühmten Gärten verwildert, die Schlösser der Umgegend vernachlässigt. S. ist der Geburtsort der Dichter Hafis und Saadi, deren Gräber sich in der Nähe, bez. in S. selbst befinden. 60 km nordöstlich liegen die Ruinen der alten Hauptstadt Persepolis und weiter die von Pasargadä. Die Umgegend ist berühmt durch Rosen und Wein, der im Orient sehr geschätzt wird, unserm Geschmack aber wenig entspricht. Die gewaltsam gesteigerte Einfuhr (1901 nach englischer Statistik angeblich 794,980 Pfd. Sterl.) bezieht sich namentlich auf Kattun, viel Tee, Zucker, Lichte, dann Indigo, Metalle, Drogen; die zurückgehende Ausfuhr (580,886 Pfd. Sterl.) vor allem auf Opium (fast 51/2 Mill. Mk.), Teppiche, Mandeln, Tabak, Gummi, Leder, Baumwolle, Felle etc. – S. war nach dem Sturz der Sasaniden das Feld- und Hoflager der Kalifen in der Mitte des 7. Jahrh. und blühte besonders unter Dschengis-Chan und seinen Nachfolgern als Mittelpunkt des persischen Lebens und Sitz der Künste und Wissenschaften. Ende des 14. Jahrh. wurde es von Timur erobert und verlor schon damals viel von seiner Bedeutung. Am 25. Juni 1824 litt es durch ein Erdbeben sehr bedeutend, noch mehr aber 21. und 22. April und 1. und 3. Mai 1853, wobei gegen 10,000 Menschen umkamen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 810.
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