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Sandstrahlapparat

[545] Sandstrahlapparat (Sandgebläse, Sandstrahlgebläse, Sandblasapparat), Vorrichtung zum Mattieren, Schleifen und Putzen von Arbeitsstücken durch Ausschleudern von scharfkörnigem Sand, Schmirgel, gepulvertem Weißeisen etc., die, mit einer Geschwindigkeit von etwa 25 m in der Sekunde gegen die Oberfläche selbst sehr harter Gegenstände (Glas, Porzellan, gehärteter Stahl, Gußeisen, Bronze etc.) geworfen, staubartige Teilchen ausbrechen. Elastische und weiche Körper dahingegen erhalten nur seine Eindrücke (weiche Metalle: Zinn, Silber, Gold) oder bleiben unverändert (Kautschuk, Pappe, menschliche Haut). Zur Erzeugung von Gravüren, Fabrikzeichen, Verzierungen, Vignetten etc. braucht man daher nur die zu bearbeitende Oberfläche mit Schablonen aus Pappe u. dgl. zu bedecken (Decke). Da je nach Wahl des Sandes und nach der Dauer der Einwirkung der Erfolg geregelt werden kann vom zartesten Matt (auf Glas) bis zu beliebig tiefen Einschnitten, so ist der S. zu einem der wichtigsten Bearbeitungsmittel in der Glas-, Stein- und Metallindustrie als Ersatz des Ätzens und des Schleifens geworden, zumal die Arbeit mit erstaunlich großer Geschwindigkeit vor sich geht. – Bei dem Drucksandstrahlgebläse von Gutmann in Ottensen tritt ein Luftstrom (s. Abbild.) aus dem Gebläse durch den Hahn a in das Rohr b. dem der Sand durch den Hahn c zufällt, so daß Sand u. Preßluft gemischt durch das Rohr d einer Düse, z. B. durch Vermittelung eines Kautschukschlauches, zugeführt wird.

Drucksandstrahlgebläse von Gutmann.
Drucksandstrahlgebläse von Gutmann.

Der Sand befindet sich in der Kammer A, die durch das Rohr e ständig unter dem Druck der Preßluft steht, so daß der Sand durch den Hahn c unbehindert nach d gelangen kann. Ein Sandvorrat befindet sich in der Kammer B; wird durch entsprechende Stellung des Vierweghahnes a auch Preßluft durch das Rohr f in B eingelassen, so öffnet sich das Ventil i durch den Druck des Sandes und läßt diesen mit ein fließen. Zum Füllen der Kammer B dient der Trichter C mit Ventil n, das sich nach Abstellung von f ebenfalls durch das Sandgewicht öffnet, durch den Druck der Preßluft und einer Spiralfeder schließt. Die mit dem Rohr d verbundene Düse ist je nach den Arbeitsstücken ein einfaches zylindrisches oder trichterförmig erweitertes oder auch platt gedrücktes Rohr, das mit der Hand geführt oder in passender Weise so befestigt ist, daß der Sand die Arbeitsstücke sicher trifft. Letztere werden mit der Hand gehalten, oder auf eine durchbrochene Platte gelegt, oder in größerer Zahl auf einem endlosen Sprossentisch, bez. Drehtisch an den Düsen vorbeigeführt, oder in eine Drehtonne gebracht, deren hohle Achse die Düsen enthält. – Andre Konstruktionen beruhen auf Saugwirkung, wobei die Luft mit Sand angesogen und dem Arbeitsstück zugeführt wird, oder auf der Bildung eines Vakuums in einem geschlossenen Raum, oder namentlich zum Putzen von Gußstücken in Metallgießereien, auf der Anwendung von Wurfrädern, die mit Schaufeln versehen sind, die infolge[545] sehr schneller Drehung den zugeführten Sand heftig gegen die Arbeitsstücke schleudern. Häufig wird der S. durch Aufhängen an einer Laufkatze transportabel gemacht. Für gewisse Zwecke wird der Sand auch, mit Wasser angefeuchtet, als Schlamm angewandt. – Zur Beseitigung des gesundheitschädlichen Staubes arbeitet man mit dem S. am zweckmäßigsten in geschlossenen Räumen (Kammern, Putzhäusern), aus denen die Luft durch Staubfilter abzieht, die jeden Staub zurückhalten und somit den Sand zugleich zur wiederholten Verwendung bringen. Erfunden wurde der S. 1871 von Tilghman zum Mattieren von Glas. Vgl. Mertens, Das Sandstrahlgebläse im Dienste der Glasfabrikation (Wien 1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 545-546.
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