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Pferd [2]

[702] Pferd, ein Turngerät von pferdähnlicher Form. Lange vor dem Aufkommen der Turnkunst und schon im Altertum waren Nachbildungen des lebendigen Pferdes im Gebrauch zu Vorübungen des Reitens, insbes. des Auf- und Absitzens; so bei der römischen Reiterei und im Mittelalter zur Ausbildung ritterlicher Fertigkeiten. Diese Übungen erhielten sich dann im Zusammenhang mit dem Fechtunterricht auch an Universitäten und adligen Schulen, Voltesieren oder Voltigieren (s. d.) genannt und überhaupt mit französischer Kunstsprache ausgebildet. Unter Basedow, Guts Muths und Jahn wurden sie dann in die Turnkunst herübergenommen und hier entsprechend weitergebildet und bezeichnet. Jahn nannte die Übungen »Schwingen« und das Gerät danach »Schwingel« oder »Schwingpferd«. Der zu verwandten Übungen gebrauchte kürzere Bock findet sich zuerst bei Eiselen verwendet. Das P. in seiner jetzt auf den Turnplätzen meist üblichen Form erinnert insbes. noch mit seinem in der Regel wie in den Reitschulen links vom Aufspringenden gestellten, längern, zuweilen auch noch etwas erhöhten »Hals« und kürzern »Kreuz« an seine Entstehung. Zu vielen Übungen wird es mit Pauschen, welche die Mitte des Rückens, den »Sattel«, einschließen, versehen; es kann durch in Hülsen oder Röhren laufende Beine höher gestellt werden (s. Turnkunst). Vgl. Lion, Turnübungen des gemischten Sprungs (3. Aufl., Leipz. 1893) und Werkzeichnungen zu Turngeräten (3. Aufl., Hof 1883).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 702.
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