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Papageien

[381] Papageien (Psittaci, hierzu Tafeln »Papageien«), Ordnung der Vögel, kräftige Klettervögel mit großem Kopf, kurzem, hohem, krummem und gezahntem Oberschnabel, der an seiner Wurzel mit einer Wachshaut bedeckt ist, und mit langer, hakenförmiger Spitze den abgestutzten Unterschnabel überragt, kurzer, fleischiger Zunge, bis zur Ferse befiederten Schienen, kurzen Läufen und paarzehigen Füßen, die zum Ergreifen der Nahrung dienen und spitze Krallen haben. Das Gefieder ist lebhaft gefärbt, vorherrschend grün und oft sehr bunt, die Flügel sind mittelgroß und kräftig. Die langflügeligen P. fliegen sehr geschickt und schnell, die kurzflügeligen langsam und schwerfällig; sie klettern mit Hilfe ihres ungemein beweglichen Schnabels sicher und behend von Zweig zu Zweig, gehen aber auf dem Boden meist unbeholfen, während manche Arten sehr schnell und geschickt laufen. Ihre Sinneswerkzeuge sind gut entwickelt, sie haben ein treffliches Gedächtnis, sind gelehrig und leicht zu zähmen und manche können die verschiedensten Laute, namentlich auch die Stimme des Menschen und den Gesang andrer Vögel, nachahmen. Sie leben meist gesellig in bewaldeten Ebenen, kommen aber auch an der Küste, im Gebirge (in den Anden bis 3500 m ü. M.), in völlig baumlosen Gegenden vor und unternehmen zur Zeit der Reise gewisser Baumfrüchte, der Ernte und der Samenzeit mancher Grasarten weite, regelmäßige Wanderungen. Sie nähren sich von Pflanzenstoffen, einige vom Nektar der Blüten, nebenbei auch von Tieren. Die in Schwärmen zusammenhaltenden werden auf Feldern und in Gärten sehr schädlich. Sie leben in Monogamie, nisten oft gesellig in Baum- und Mauerlöchern, Höhlungen, Felsenspalten oder auf der Erde und nur wenige tragen Nistmaterial ein, das sie zwischen die Federn des Unterrückens schieben. Einige, wie die Dickschnabelsittiche, bauen freistehende Nester aus Reisig auf Bäumen. Sie legen 2–10 weiße, rundliche Eier; die großen Arten nisten nur einmal im Jahr. In der Regel brüten beide Eltern, bei den kleinern Arten 16–18, bei den großen bis 25 Tage. Sie sind vorwiegend auf die Tropen beschränkt; nur 8 Arten kommen nördlich, etwa 60 südlich von den Wendekreisen vor. In Amerika gehen sie bis 43° nördl. Br. und 53° südl. Br., auf den Inseln der Südsee bis 54°; auch in Asien kommen einige Arten im gemäßigten Gürtel vor. Von den mehr als 400 Arten leben viele in Amerika, nahezu die Hälfte in Australien mit den Papuainseln, Molukken und Südseeinseln, 25 in Afrika und 30 in[381] Südasien mit den Sundainseln. Fossil sind Reste in südamerikanischen Knochenhöhlen und eine Art im Diluvium von Mauritius gefunden worden; zwei Arten von der Philipps- und Norfolkinsel sind in neuerer Zeit ausgestorben. Die P. liefern Schmuckfedern und werden vielfach gegessen. Trotz ihrer Schlauheit und ihres Mißtrauens fängt man sie bei ihrer großen Anhänglichkeit aneinander doch leicht, und so werden sie oft zu Tausenden gemordet. In Amerika halten die Eingebornen in den Wäldern die P. wie wir die Hühner; häufig fliegen sie am Tage in den Wald, um abends heimzukehren. Inder und Peruaner zähmten P. seit alten Zeiten und widmeten ihnen göttliche Verehrung. Unter Alexander d. Gr. kamen lebende Sittiche nach Europa. Plinius erwähnt die Fähigkeit des Halsbandpapageis, Worte nachzusprechen. Seitdem wurden die P. ein Gegenstand des Luxus, so daß ein sprechender Papagei oft mehr galt als ein Sklave. Heliogabal setzte seinen Gästen ein Gericht aus Papageiköpfen vor. Um die Zeit der Kreuzzüge kamen P. auch nach Deutschland. In der Gegenwart gehören manche Arten zu den beliebtesten Käfigvögeln. Sie eignen sich dazu auch vortrefflich, wenngleich einige durch ihre Zerstörungslust oder ihr Kreischen lästig werden; manche werden in der Gefangenschaft sehr alt. Einzelne wurden mit Erfolg bei uns gezüchtet, und in England leben mehrere Arten jetzt in Wäldern und Parken.

Man teilt die P. in neun Familien. 1) Die Stumpfschwanzpapageien (Pionidae), mit kurzem, geradem, breitem Schwanz von etwa halber Flügellänge, bewohnen meist die Wendekreisländer Amerikas, wenige leben in Afrika. Die Amazonenpapageien (Grün-, Kurzflügelpapageien, Androglossa Vig., Chrysotis Swains.) sind gedrungen gebaut, mit sehr kräftigem, mäßig gewölbtem Schnabel, mäßig langen Flügeln mit wenig oder kaum vorragender Spitze und kurzem, breitem, abgerundetem Schwanz. Das Gefieder ist vorherrschend grün; Kopf und Flügelbug sind meist gelb, ein Spiegel auf den Flügeln meist rot. Sie finden sich von den La Plata-Staaten bis Südmexiko und in Westindien, besonders in den Uferländern des Amazonenstroms, sind echte Waldvögel, fliegen schwerfällig, schreien unaufhörlich und laut und nähren sich von Früchten. Sie sind vortreffliche und sehr gelehrige Käfigvögel und werden auch des wohlschmeckenden Fleisches halber viel gejagt. Der Amazonenpapagei (A. [C.] amazonica L.), 35 cm lang, 56 cm breit, dunkel grasgrün, an der Stirn lilablau, an Kopf und Backen hochgelb, am Flügelbug rot; die seitlichen Schwanzfedern sind innen blutrot, das Auge ist rot, der Schnabel gelb, an der Spitze dunkelbraun. Er ist in Südamerika sehr gemein, namentlich in Mittel- und Nordbrasilien, Venezuela, Bogotá, Ecuador. Im Handel befinden sich auch der kleine und der doppelte Gelbkopf(A. [C.] ochroptera Gmel. und Levaillanti Gray). Über Zucht und Pflege der Amazonenpapageien vgl. die Schriften von Ruß (Magdeb. 1896), Kloß (Leipz. 1897), Lichtenstädt (Berl. 1905).

2) Die Keilschwanzsittiche (Sittiche, Kegelschwänze, Conuridae) haben einen langen, stufigen Schwanz und verbreiten sich über Amerika vom 40.° nördl. bis zum 50.° südl. Br. Die Dickschnabelsittiche (Bolborhynchus Bp.), kleine Vögel mit sehr kräftigem, dickem, kurzem, stark abgerundetem Oberschnabel mit kurzer, breiter, stumpfer Spitze, langen Fittichen und keilförmig abgestutztem Schwanz, finden sich im westlichen, südlichen und mittlern Südamerika. Der Mönchssittich (Quäkerpapagei, Cotorra, Calita, B. monachus Bodd.), 27 cm lang, ist grasgrün, auf dem Mantel blaß olivenbräunlich, Kopf, Hals und Brust hellgrau, am Kropf bräunlich mit hellen Wellenlinien, an Unterbrust und Bauch hellgrau, an Unterbauch gelbgrün, Schwingen indigoblau, Schwanzfedern grün. Er findet sich von Südbrasilien bis über die La Plata-Staaten hinaus, ist in Paraguay sehr gemein, zieht in Schwärmen umher und plündert Mais- und Getreidefelder. Er baut oft gesellig aus Reisern große, frei stehende, oben bedeckte Nester auf Bäumen, eignet sich gut für die Gefangenschaft und pflanzt sich auch im Käfig fort.

Die eigentlichen Keilschwanzsittiche, Perüschen, (Perikiten, Conurus Finsch) sind gestreckt gebaut, von Drossel- bis Dohlengröße mit stark gekrümmtem, seitlich zusammengedrücktem Schnabel, der so lang wie hoch ist, langen, spitzen Flügeln und meist nur mittellangem, keilförmig abgestumpftem Schwanz. Das Gefieder ist vorherrschend grün, bunt gezeichnet und läßt nur einen deutlichen Kreis um das Auge frei. Keilschwanzsittiche finden sich in ganz Südamerika, eine Art auch in Nordamerika, leben in starken Flügen in Wäldern, auch an den Küsten und nisten in Baumlöchern. Von einzelnen Arten findet man ganze Flüge gezähmter Tiere in den Niederlassungen der Indianer. Mehrere Arten kommen auch nach Europa. Der Karolinasittich (C. carolinensis L.), 32 cm lang, dunkelgrün, am Kopf, Schultern und Schwingen rötlichorange, im Nacken goldgelb. Die großen Flügeldeckfedern sind olivengrün mit gelblicher Spitze, die Schwingen dunkel grasgrün, innen tief purpurschwarz, die Schwanzfedern dunkelgrün, in der Nähe des Schaftes blau, innen dunkel graugelb gesäumt, außen schwärzlich. Er fand sich früher bis 42° nördl. Br. in Amerika, ist gegenwärtig aber sehr stark zurückgedrängt; er ist sehr gesellig und anhänglich, fliegt nach Art der Tauben in geschlossenen Schwärmen, herbergt gesellig in großen Baumhöhlen, in denen er sich an den Seitenwänden anhängt, und wird auf Feldern und in Gärten sehr schädlich. In der Gefangenschaft bleibt er mißtrauisch und vorsichtig.

Die Araras (Aras, Sittace Finsch), Charaktervögel Süd- und Mittelamerikas, unter ihnen die größten P. mit enorm großem, seitlich zusammengedrücktem, sehr langhakigem Schnabel, meist nacktem Zügel und Augenkreis, langen, spitzen Flügeln und sehr langem, spitzigem, stufig verkürztem Schwanz, sind fast ausnahmslos lebhaft grün, rot oder blau, meist bunt gefärbt, finden sich in Südbrasilien und Paraguay bis Nordmexiko und leben paarweise oder einzeln im Urwald. Sie sind ruhig, ernst, fliegen meist gut, haben eine rauhe Stimme und brüten in Baumlöchern. Sie werden wegen des Schadens, den sie in Pflanzungen anrichten, ihres kräftigen Fleisches und der schönen Federn halber gejagt, aber auch von den Eingebornen gezähmt und lernen sprechen, wenngleich schwerer als andre P. Der Makao (Arakanga, S. macao L., S. coccinea Wagl.), 86 en; lang, scharlachrot, auf dem Rücken und Bürzel, an den Schwingen und Schwanzdeckfedern blau, an den größten Flügeldeckfedern und den langen Schulterfedern gelb und grün, an den mittlern Schwanzfedern rot, am Ende blau, an den beiden äußersten dunkelblau. Er bewohnt den Norden Südamerikas bis Guatemala und Honduras und lebt besonders in den Uferwäldern. Grünflügelara (8. chloroptera Gray, Fig. 3) unterscheidet sich vom Arakanga durch[382] dunkleres Rot und grüne Flügeldecken, auch verlaufen über die weißen Wangen einige Reihen kleiner roter Federchen. Er bewohnt das tropische Südamerika.

3) Die Graupapageien (Kurzschwanzpapageien, Psittacidae), mit mittellangem, abgestutztem oder abgerundetem Schwanz, bewohnen meist Amerika, umfassen aber auch fast alle afrikanischen P. Der Jako (Psittacus erithacus L., Fig. 8), ca. 30 cm lang, 65 cm breit, mit kräftigem, auf der Firste abgerundetem Schnabel, langen Flügeln, mittellangem, fast gerade abgeschnittenem Schwanz, aschgrauem Gefieder, nur am Schwanz rot gefärbt, mit gelber, bei jungen Vögeln aschgrauer Iris und weißlicher, nackter Gesichtshaut, bewohnt Westafrika von Senegambien bis Benguela, östlich bis zum Tsadsee, den westlichen Quellflüssen des Nils und dem Nyanzasee und wurde auf den Maskarenen eingebürgert. Er lebt gesellig, oft in großen Scharen, fliegt schlecht, ist sehr schreckhaft, nistet im Dickicht der Wälder in Baumlöchern und legt 4–5 Eier. Die roten Federn dienen den Eingebornen zu kriegerischem Kopfputz; überall, wo er vorkommt, wird er aber auch in der Gefangenschaft gehalten und zum Sprechen abgerichtet. Die für die Ausfuhr bestimmten Vögel werden aus den Nestern genommen und laufen bis zum Transport mit beschnittenen Flügeln frei umher. Wegen seiner Sanftmut, Gelehrigkeit und Anhänglichkeit ist der Jako einer der beliebtesten Stubenvögel. Er kann sehr alt werden. Sein Fleisch ist genießbar. Vgl. Schuster, Der Graupapagei oder Jako (Berl. 1905).

4) Die Edelpapageien (Palaeornithidae), mit starkem, hohem, glänzendem, meist rotem Schnabel, finden sich an der Westküste Afrikas bis zu den Salomoninseln. Die Unzertrennlichen (Agapornis Vig., Psittacula Kuhl). von der Größe eines Sperlings, sind sehr gedrungen gebaut, mit kräftigem, hohem, zuweilen auffallend dickem, seitlich abgerundetem, langhakigem Schnabel, langen, spitzen Flügeln und kurzem, sanft abgerundetem oder fast geradem Schwanz. Sie finden sich in Asien, Afrika, Amerika und Australien, bevölkern häufig in Scharen den Wald und die buschreiche Steppe und richten oft in Getreidefeldern großen Schaden an. Der Unzertrennliche (Inseparable, A. pullaria L.), mittelgroß, lebhaft grasgrün, am Vorderkopf, Backen und Kinn zinnoberrot, am Bürzel himmelblau, auf dem Schwanz mit schwarzer Querbinde, bewohnt West- und Innerafrika und kommt häufig zu uns. Das Pärchen gibt ein anmutiges Bild vollkommenster Harmonie und wird deshalb gern im Käfig gehalten; er ist aber etwas hinfällig, und wenn einer den schädlichen Einflüssen erliegt, so folgt der andre gewöhnlich bald nach. Der Rosenpapagei (A. roseicollis Viell., Fig. 7), 17 cm lang, ist grasgrün, an Stirn und Kehle blaßrot, Bürzel und obere Schwanzdeckfedern sind himmelblau. Er bewohnt Süd- und Südwestafrika, auch das Sambesigebiet, brütet in den Nestern des Siedelsperlings und des Mahaliwebers und trägt Baumaterial zum Nest, indem er abgeschleißte Splitter zwischen den Bürzelfedern befestigt. Er eignet sich vortrefflich zum Stubenvogel und pflanzt sich auch in der Gefangenschaft fort.

Die Edelsittiche (Palaeornis Vig.), sind mittelgroße P. mit kräftigem Schnabel, der so lang wie hoch ist, dessen Oberschnabel mit der Spitze stark abwärts gekrümmt und vor derselben schwach gekerbt ist, langen, spitzigen Flügeln und langem, keilförmigem, stark abgestuftem Schwanz, dessen beide mittlere Federn stark verlängert sind. Sie bewohnen Südasien vom Indus bis Südchina und von Kaschmir bis zu den Sundainseln sowie Afrika zwischen 6 und 17° nördl. Br. Der Halsbandsittich (P. torquatus Bodd.), 35–40 cm lang, grasgrün, an den Halsseiten und der Wangengegend bläulich mit schwarzem Kehlstreifen und rosenrotem Bande; die beiden mittelsten und die Spitzen der übrigen Schwanzfedern sind blau. Er findet sich in Asien und Afrika und kam durch Alexander d. Gr. nach Griechenland, und die Römer fanden ihn bei Tergedum am mittlern Nil. Er lebt in Asien in Gärten und Baumpflanzungen und in Städten wie bei uns die Dohlen, richtet in Gärten und auf Feldern Schaden an und nistet in Gebäuden; in Afrika ist er Waldvogel. Das Gelege besteht aus 3–4 Eiern. Die nach Europa kommenden Vögel werden sehr zahm und liebenswürdig, lernen auch sprechen. Der Alexandersittich (P. eupatrius L., Fig. 4) ist grün, auf der Brust grau verwaschen, mit hellrosenroter Nackenbinde und breiter, schwarzer Binde von der Schnabelbasis längs der Kopfseite, großem kirschroten Flügelfleck und rotem Schnabel, bedeutend stärker als der Halsbandsittich, bewohnt Ceylon, Indien, Birma.

5) Die Loris (Pinselzungen, Trichoglossidae), mit pinselförmiger, mit Papillen besetzter Zunge, finden sich über Australien und die zugehörigen Inseln, den Indischen Archipel mit Ausnahme der Sundainseln und Polynesien. Die Zierpapageien (Coryllis Finsch) sind meist noch kleiner als die Zwergpapageien, mit sehr schwachem, seitlich zusammengedrücktem, in eine lange, sanft gekrümmte, dünne Spitze auslaufendem Schnabel, langen Flügeln und kurzem, etwas abgerundetem Schwanz, sind lebhaft grün mit roten, gelben oder blauen Flecken auf Oberkopf und Kehle und stets rotem Bürzel, leben in dem Gebiet von Ceylon bis Malabar und von der Halbinsel Malakka bis Flores. Das Blaukrönchen (Blaukopflori, C. galgulus L., Fig. 6), mit ultramarinblauem Fleck auf dem Scheitel, findet sich auf Borneo, Sumatra, Bangka und Malakka und ist dadurch merkwürdig, daß es ruhend mit den Füßen sich anklammert und Leib und Kopf gerade herabhängen läßt (daher Fledermauspapagei). Die Breitschwanzloris (Domicella Wagl.) sind klein oder mittelgroß, etwas schlank, mit meist kräftigem, ebenso hohem wie langem Schnabel mit stark herabgebogener, überhängender Spitze des Oberschnabels, langen, spitzen Flügeln und verhältnismäßig kurzem, abgerundetem Schwanz; das Gefieder ist vorherrschend prächtig rot mit blauer Zeichnung, ausnahmsweise einfarbig schwarz oder blau. Sie sind über Polynesien und die Papualänder verbreitet, leben in kleinen Trupps in den Wäldern, nähren sich von Früchten und Blütensaft, nisten in Baumhöhlen und werden wegen ihrer Schönheit von den Eingebornen in Gefangenschaft gehalten und als Tauschgegenstände von einer Insel zur andern verbracht. Der Erzlori (schwarzköpfiger Frauenlori, D. atricapilla Wagl., Fig. 1), scharlachrot, Stirn und Schulter schwarz, gegen den Hinterkopf zu dunkelviolett, auf dem Kropf gelb, Flügelbug blau und weiß, Flügel dunkel grasgrün, Schwanz karminrot. Er bewohnt Ceram und Amboina, lebt auch in der Nähe menschlicher Wohnungen, wird wegen seiner Gelehrigkeit in Amboina allgemein in der Gefangenschaft gehalten und kommt auch häufig nach Europa. Die Keilschwanzloris (Trichoglossus Vig. et Horsf.) sind klein oder mittelgroß, schlank, mit mittellangem Schnabel und verschmälerter, dünner, stark herabgebogener überhängender [383] Spitze, langen, spitzigen Flügeln und keilförmigem Schwanz. In dem prächtigen Gefieder herrscht oberseits Grün, auf der Brust Rot vor. Sie haben etwa dasselbe Verbreitungsgebiet wie die vorigen, finden sich aber noch weiter westlich; sie leben, oft in unzählbaren Scharen, selbst verschiedene Arten innig miteinander vereint, nähren sich vom Nektar der Eukalyptusblüte, sonst von Sämereien, sind der Nahrung halber zu weiten Wanderungen genötigt, fliegen und klettern ungemein geschickt und haben eine gellende, wenig biegsame Stimme. Sie sollen gesellig brüten und 2–4, auch mehr Eier legen. Ihr Fleisch ist ungenießbar. Im Käfig halten sie sich nicht gut. Der Allfarblori (Gebirgslori, Pflaumenkopf, T. Novae Hollandiae Gm.) ist von mittlerer Größe, an Kopf, Backen und Kehle pflaumenblau, am Hinterhals, Rücken, Bürzel, an den Flügeln und dem Schwanz dunkel grasgrün, im Nacken mit gelbgrünem Band, an der Brust zinnoberrot, an der Brustseite hochgelb und am Bauch dunkelblau. Er findet sich in ganz Australien und Tasmania und ist in der Gefangenschaft längere Zeit zu erhalten.

6) Der Familie der Zwergpapageien (Micropsittacidae) gehören die Spechtpapageien (Nasiterna Wagl.) an. Sie sind neben den Zierpapageien die kleinsten Arten der Ordnung und finden sich auf Neuguinea und den benachbarten Inseln. Ihr Schnabel ist sehr kräftig, viel höher als lang, der Oberschnabel stark herabgekrümmt, die Füße sind dünn, die Zehen doppelt so lang wie der Lauf, die Flügel reichen bis zum Ende des kurzen, abgerundeten Schwanzes, dessen spitzige Federschäfte etwas vorragen. Der rotbrüstige Spechtpapagei (N. pygmaea Wagl.) ist nicht wesentlich größer als unser Zeisig. Vgl. Lichtenstädt, Die Zwerg- und Zierpapageien (Berl. 1905).

7) Die Plattschweifsittiche (Breitschwänze, Platycercidae) sind Vögel von Drossel- bis Elstergröße, mit kurzem, kräftigem Schnabel mit stark übergebogener, aber meist sehr kurzer Spitze, langen, spitzigen Flügeln mit langer Flügelspitze und oft sehr langem, breitem, stufenförmigem Schwanz, sind sehr bunt gefärbt und bilden die Mehrzahl der australischen P., finden sich auf den östlichen Molukken, Neuguinea, Australien, Tasmania, Neukaledonien, Neuseeland und einigen andern Inseln und Inselgruppen der Südsee, überall, wo Edelsittiche nicht vorkommen. Sie sind hauptsächlich auf die grasreichen Ebenen angewiesen, fliegen vortrefflich, laufen auch behend, haben eine verhältnismäßig schwache, nicht kreischende Stimme, leben meist in kleinen Trupps, nach der Brutzeit auch in größern Schwärmen, die weit herumschweifen, und brüten in Baumhöhlen. Mehrere Arten der Gattung Buntsittich (Platycercus), mit am häufigsten die sehr farbenreiche Rosella (P. eximius Shaw, Fig. 9), aus Neusüdwales und Tasmania, und der Königssittich (P. scapulatus Behst.), oberseits grün und blau, unterseits und am Kopf rot, aus Südaustralien, kommen nach Europa, sind aber in der Gefangenschaft etwas schwierig zu erhalten. Die Grassittiche (Euphema Shaw), finkengroße P. Australiens, mit schwachem, kurzem Schnabel, mit stark herabgebogener Spitze, schwachen Füßen, spitzigen Flügeln und sehr langen, gegen die stumpfe Spitze stark verschmälerten, nach außen stufig abgekürzten Schwanzfedern. Der Schönsittich (E. pulchellus Shaw), im Gesicht und an den Oberflügeldeckfedern himmelblau, oberseits grasgrün, unterseits hochgelb, die Schwingen sind schwarz, außen indigoblau, grünlich umrandet, die beiden mittlern Schwanzfedern sind grün, die äußersten hochgelb. Er erscheint in Gesellschaften an den Küsten, um zu brüten, und geht nach der Fortpflanzungszeit wieder ins Innere; gleich den meisten australischen P. lebt er viel auf dem Boden, wo er sehr behend läuft, doch fliegt er auch reißend schnell. In der Gefangenschaft ist er sehr hinfällig.

Die Nymphe (Corella, Callipsittacus Novae Hollandiae Gray), von der Größe einer Drossel, mit schwächerm Schnabel, sehr langen, spitzigen Flügeln und langem, keilförmigem Schwanz, dessen beide mittelste Federn die übrigen ansehnlich überragen, ist dunkel olivengraubraun, unterseits grau, am Kopf und an der Haube gelblich, mit safranrotem Ohrfleck, weißen Flügeldecken; beim Weibchen ist Kopf und Haube schmutzig graugelb und der Ohrfleck strohgelb. Sie findet sich sehr verbreitet in Australien, fliegt leicht und ausdauernd, nistet in Waldungen längs der Flüsse und legt 5–6 Eier. Sie wird ihres Fleisches halber eifrig gejagt, eignet sich für den Käfig in besonderm Grad, pflanzt sich leicht in der Gefangenschaft fort und lernt ein Lied pfeifen. S. Tafel »Australische Fauna«, Fig. 6.

Zur Gattung Singsittich (Melopsittacus Gould) gehört der Wellenpapagei (M. undulatus Gould, Fig. 10), der 20–22 cm lang wird und sehr gestreckt erscheint; der Schnabel ist höher als lang, seitlich und auf der Rückenfläche abgerundet, der Oberschnabel fast senkrecht herabgebogen und in eine weit überhängende Spitze ausgezogen. Der Fittich ist lang und spitzig, der Schwanz stufig. Das Gefieder ist am Hinterkopf, Nacken, Oberrücken, an der Schulter und an den Flügeldecken grüngelb, jede Feder an der Spitze schwärzlichbraun, Hinterrücken, Bürzel und Unterseite grün, am Vorderkopf, Scheitel und an der Gurgel gelb, seitlich mit je vier blauen Flecken, die Schwingen sind düster grün, außen schmal gelb gesäumt, die Schwanzfedern grünblau mit gelbem Mittelfleck, die beiden mittlern Schwanzfedern dunkelblau. Die Wachshaut ist beim Männchen hoch blau, beim Weibchen graugrün. Er bewohnt das ganze Festland Australiens, hauptsächlich die Grasebenen des Innern, wandert je nach der Reise der Samen, erscheint in großen Schwärmen, brütet gesellig in Eukalypten und legt 4–6 Eier. Er fliegt höchst geschickt und hat einen ansprechenden, wenn auch nicht reichhaltigen Gesang. Seit Anfang der 1850er Jahre ist der Wellenpapagei einer der beliebtesten Stubenvögel geworden. Er ist ziemlich dauerhaft, von höchst anmutigem Wesen, lebhaft, liebenswürdig und verträglich. Kein Papagei eignet sich als Zimmervogel so gut wie dieser, und es werden daher auch jährlich Tausende eingeführt, und trotzdem finden auch die in Europa gezüchteten Vögel stets schnellen Absatz. Der Wellenpapagei pflanzt sich im Käfig, besonders im Flugbauer, bei richtiger Behandlung sehr leicht fort, und seine Zucht kann recht erträglich werden. Vgl. Ruß, Der Wellensittich (4. Aufl., Magdeb. 1898); Böcker, Der Wellensittich (2. Aufl., Ilmenau 1891).

8) Die Kakadus (Plissolophidae), mit meist breitem Schwanz und meist mit Federbusch auf dem Kopf, bewohnen Australien, Neuguinea und die indischen Inseln von Timor und Flores bis zu den Salomoninseln und von Tasmania bis zu den Philippinen. Sie leben vorzugsweise in lichten Buschhölzern, fliegen ausgezeichnet, nisten gesellig in Baum- und Felslöchern und legen 2–3 Eier. Wegen des Schadens, den sie in Pflanzungen anrichten, werden sie eifrig verfolgt; das Fleisch ist genießbar. Sie stehen an[384] Begabung den Grau- und Grünpapageien nicht nach, lernen sprechen und zeigen sich sehr anhänglich und zärtlich. Das Wort Kakadu, das fast alle Arten aussprechen, ist angelernt. Man kennt 6 Gattungen mit 35 Arten. Der Inka-Kakadu (Leadbeater-Kakadu, Plissolophus Leadbeateri Vig., Fig. 2) ist mittelgroß, mit sehr kräftigem, stark im Bogen und mit der Spitze nach innen gekrümmtem Schnabel, sehr starken, kurzen Füßen, langen, spitzigen Flügeln und mäßig breitem, am Ende geradem Schwanz, ist weiß und rosenrot, unter den Flügeln lachsrot und hat eine Haube aus mit an der Wurzel zinnoberroten, in der Mitte hochgelben, am Ende weißen Federn, die vorn von weißen Federn halb bedeckt sind. Er ist in Australien weit verbreitet und im Süden und Westen, besonders in den Eukalyptuswäldern, häufig und eignet sich vortrefflich für die Gefangenschaft. Von andern Kakadus findet man im europäischen Handel am häufigsten den kleinen, weißen Gelbwangenkakadu (P. sulfureus Gmel.), mit großem, gelbem Fleck in der Ohrgegend und gelben Haubenfedern, von Celebes, Flores und Lombok, und den Rosenkakadu (P. roseicapillus Viell.), der kaum mittelgroß, oberseits aschgrau, an Oberkopf und Haube blaß rosenrot, an Kopfseiten, Hals und an der Unterseite purpurrosenfarben ist und dem Innern Australiens angehört. Die Gattung Nestorpapagei (Nestor Wagl.), charakterisiert durch gestreckten Schnabel, in der Regel mit deutlichem Zahn, mit geradem Schwanz und Steuerfedern mit nackten, gebogenen Schaftenden, ist auf Neuseeland beschränkt. Das Gefieder ist düster olivenbraun oder grün, im Nacken und am Bauch lebhafter gefärbt (s. Tafel »Australische Fauna«, Fig. 7). Die vier Arten bewohnen die Wälder bis 2000 m Höhe. Der Keo (Nestor notabilis Gould) auf Neuseeland hat sich aus einem Pflanzen- in einen Fleischfresser umgewandelt, er hackt den Schafen große Löcher in den Rücken, so daß sich die Tiere verbluten.

9) Die Eulenpapageien (Nachtpapageien, Stringopidae), ausgezeichnet durch ihr reiches Gefieder, umfassen nur vier australische Arten. Der Erdsittich (Sumpf-, Grundpapagei, Pezoporus formosus Hl.), von der Größe einer Drossel, mit kurzem, dickem Schnabel ohne Zahnausschnitt, kräftigen, hochläufigen, langzehigen Füßen, langen, spitzigen Flügeln und langem, abgestuftem Schwanz, ist olivengrasgrün, dunkel gefleckt und gestreift. Er findet sich in Südaustralien und Tasmania, lebt einzeln oder paarweise fast ausschließlich auf dem Boden und legt auch seine Eier auf den nackten Boden. Das Fleisch ist sehr wohlschmeckend. Der Eulenpapagei (Nachtpapagei, Kakapo, Stringops habroptilus Gray, Fig. 5) ist 55 cm lang, mit kräftigem, dickem Schnabel, der mehr hoch als lang ist, sehr kräftigen Füßen, kurzen, abgerundeten Flügeln und ziemlich langem, am Ende sanft abgerundetem Schwanz. Die langen, starren Federn des Gesichtes bilden einen Schleier (s. Tafel »Nachttiere«, Fig. 11). Der Eulenpapagei ist grün, mit brauner und gelber Bänderung und Wässerung, an Stirn und Kopfseiten olivengelb, er führt in den Alpentälern Neuseelands eine im wesentlichen nächtliche Lebensweise, bewegt sich meist auf dem Boden und nistet in Höhlungen unter Baumwurzeln. Das Fleisch ist sehr schmackhaft.

Wegen seiner Schönheit tritt der Papagei in der indischen Mythologie zu vielen Göttern in nahe Beziehung, namentlich reitet Kama, der Gott der Liebe, auf einem Papagei. Daher erscheint auch der Papagei häufig in Liebesgeschichten, wie in dem »Papageienbuch«, von dem das »Tûtînâme« eine persische Version ist. In der christlichen Symbolik bedeutet der Papagei die unbefleckte Empfängnis und findet sich daher auf ältern Bildern der heiligen Familie. Vgl. Levaillant, Histoire naturelle des oiseaux des perroquets (Par. 1801–1805, 2 Bde.); Wagler, Monographia psittacorum (Münch. 1835); Finsch, Die P. (Leiden 1867–69, 2 Bde.); Ruß, Die sprechenden P. (3. Aufl., Magdeb. 1898); Marshall, Die P. (Vortrag, Leipz. 1889); über Zucht und Pflege: Arnold, Die P. (2. Aufl., Köln 1892); Schuster, Der Papageienfreund (5. Aufl., Ilmenau 1893); Borchart, Der Papagei (Leipz. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 381-385.
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